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Der langsame Walzer der Schildkroeten

Der langsame Walzer der Schildkroeten

Titel: Der langsame Walzer der Schildkroeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Stupsnase. Er überzog ihre braunen Augen mit goldenem Glanz, ließ ihre runden Wangen schmaler erscheinen und streckte ihre Silhouette. Mit diesem Hut schuf sie sich eine Persönlichkeit. Am Abend vorher hatte sie einen Termin mit Zoés Klassenlehrerin Madame Berthier gehabt, um mit ihr über den Schulwechsel ihrer jüngeren Tochter zu reden und darüber, wie sie in ihrer neuen Umgebung zurechtkam. Am Ende ihres Gesprächs hatte Madame Berthier ihren Mantel angezogen und einen mandelgrünen Strickhut aufgesetzt.
    »Ich habe genau den gleichen«, hatte Joséphine gesagt. »Ich habe mich nur nicht getraut, ihn zu tragen.«
    »Das sollten Sie aber! Er hält schön warm und ist sehr ungewöhnlich. Man bemerkt ihn schon von Weitem!«
    »Haben Sie ihn in der Rue des Francs Bourgeois gekauft?«
    »Ja. In einem winzig kleinen Laden.«
    »Ich auch. Welch ein Zufall!«
    Die Tatsache, dass sie den gleichen Hut besaßen, hatte eine engere Verbindung zwischen ihnen geschaffen als das ausführliche Gespräch über Zoé. Gemeinsam hatten sie das Schulgebäude verlassen und plaudernd die gleiche Richtung eingeschlagen.
    »Zoé hat mir erzählt, dass Sie aus Courbevoie hergezogen sind.«
    »Ich habe fast fünfzehn Jahre dort gewohnt. Und ich habe mich immer wohlgefühlt. Auch wenn es gelegentlich Probleme gab …«
    »Hier sind es nicht die Kinder, die uns Probleme bereiten, sondern die Eltern!«
    Joséphine hatte sie überrascht angesehen.
    »Sie glauben alle, ein kleines Genie in die Welt gesetzt zu haben, und machen uns Vorwürfe, weil wir den Pythagoras oder Chateaubriand nicht erkennen, der in ihnen schlummert. Sie traktieren sie mit Zusatzunterricht, Klavierstunden, Tennis und Sommerkursen an noblen ausländischen Schulen, und die Kinder sind so erschöpft, dass sie im Unterricht einschlafen, oder behandeln uns, als wären wir ihre Dienstboten …«
    »Wirklich?«
    »Und wenn Sie versuchen, die Eltern daran zu erinnern, dass es noch Kinder sind, dann rümpfen sie die Nase und behaupten, die anderen vielleicht, aber doch sicher nicht ihr eigenes! Mozart war noch keine sieben Jahre alt, als er anfing zu komponieren, und ihr Sprössling ist der neue Mozart! Mein Gott, Mozart, wenn ich da an die Kleine Nachtmusik denke, eine ziemlich eintönige alte Leier. Gestern erst bin ich mit einem Vater aneinandergeraten, einem Banker mit zahllosen Abschlüssen und Auszeichnungen, der sich darüber beschwerte, dass sein Sohn nur einen Durchschnitt von vierzehn Punkten hat. Da fällt mir ein, er ist ja in der gleichen Gruppe wie Zoé … Ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass vierzehn Punkte doch recht gut seien, da hat er mich angeschaut, als hätte ich ihn beleidigt. Sein Sohn! Fleisch von seinem Fleisch! Nur einen Durchschnitt von vierzehn Punkten! Ich habe Napalm in seinem Atem gerochen. Lehrer zu sein ist gefährlich geworden, und es sind nicht so sehr die Schüler, die mir Angst machen, sondern die Eltern!«
    Sie hatte fröhlich aufgelacht und ihrem Hut einen Klaps versetzt, damit er nicht im Wind davonflog.
    Vor Joséphines Haus hatten sie sich getrennt.
    »Ich wohne noch ein Stück weiter«, hatte Madame Berthier gesagt und auf eine Straße auf der linken Seite gedeutet. »Ich werde ein Auge auf Zoé haben, versprochen!«
    Sie war schon ein paar Schritte gegangen, als sie sich noch einmal umgedreht hatte.
    »Und setzen Sie morgen Ihren Hut auf! So werden wir uns schon von Weitem erkennen. Man kann ihn ja schwerlich übersehen!«
    Da hat sie recht, hatte Joséphine gedacht: Er reckte sich wie eine Kobra aus ihrem Korb; sie rechnete jeden Moment damit, dass eine Flöte ertönte und er sich zu wiegen begann. Sie hatte gelacht und gewinkt. Versprochen, ab morgen würde sie ihren Strickhut tragen. Sie würde ja sehen, ob er Luca gefiel.
    Seit einem Jahr trafen sie sich nun regelmäßig und siezten sich immer noch. Vor zwei Monaten hatten sie versucht, zum Du überzugehen, aber es war zu spät. Es war, als hätten sie zwei Fremde in ihren vertrauten Umgang miteinander eingelassen. Zwei Menschen, die sie nicht näher kannten und die einander duzten. Also waren sie wieder zum Sie zurückgekehrt, das vielleicht verwundern mochte, aber ihnen beiden zusagte. Genau wie ihre Art des Zusammenseins: jeder für sich, sorgsam auf seine Eigenständigkeit bedacht. Luca arbeitete an einem Sachbuch für einen Universitätsverlag, einer Geschichte der Tränen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Die meiste Zeit verbrachte er in der Bibliothek. Mit

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