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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Kopf und registrierte erleichtert, dass wir nicht mehr auf die Verrazano-Brücke zuhielten. Anstatt aufs Meer hinauszufahren, lenkte er das Boot jetzt nach rechts in Richtung der Wasserstraße, die Staten Island von New Jersey trennte.
    Zu beiden Seiten war Land, und dieser Gedanke versetzte mich in eine unrealistische Euphorie. Dann machte ich den Fehler, Hoyt zu fragen, wohin wir fuhren.
    »Die Kills, Alex. Was ist mit Ihren Geografiekenntnissen? Wir fahren in die Kills.«

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    Welch passender Ort für ein gewaltsames Ende! Die Kills. Viel schlauer von Hoyt, als mich auf den Atlantik hinauszuschippern, was meine größte Angst gewesen war. Er konnte sich wahrscheinlich denken, dass Mercer Wallace jedes Boot der Küstenwache und Wasserschutzpolizei in diese Richtung schicken würde. Das Meer wäre zu offensichtlich gewesen. Das musste man Hoyt lassen – er war nicht auf den Kopf gefallen.
    Auf dem grünen Schild an der Einfahrt zu der Wasserstraße stand KILL VAN KULL. Ich wusste, dass es einst in ganz Lower Manhattan »Kills« gegeben hatte, ein Überbleibsel der holländischen Kolonialzeit, das »Kanäle« oder »Bäche« bedeutete. Dieser hier war offensichtlich ein Viadukt zu den Werften entlang der Küste von Jersey und so verkehrsreich, dass ein harmloses kleines Motorboot zwischen all den Fracht- und Sportschiffen nicht weiter auffiel.
    »Warum werfen Sie nicht irgendwo Anker?«, fragte ich mit zittriger Stimme. »Ich kann mein Büro anrufen, und jemand kann das, was Sie wollen, suchen.«
    »Sie gehen nicht zurück, Alex. Das wissen Sie. Und ich bin auf keine juristische Einigung aus. Es ist ganz einfach. Sie sagen mir, was ich wissen muss, oder Sie sagen es mir nicht. Und falls Sie es nicht tun, werden noch mehr Leute sterben.«
    Er meinte Mercer und Mike. Mich musste Hoyt umbringen. Ich wusste zu viel. Bei den anderen konnte er hoffen, dass sie noch nicht alles herausgefunden hatten.
    Aber wenn er mich nicht schlichtweg auf offener See über Bord warf, musste er vorhaben, mich zu foltern, bevor er sich meiner entledigte. Deshalb hatte er diesen Weg gewählt.
    Vor uns war eine kleine Brücke und ein Schild mit der Aufschrift SHOOTER’S ISLAND. Hoyt öffnete das tiefe Schubfach am Armaturenbrett, aus dem er zuvor schon das Seil genommen hatte. Dieses Mal holte er einen schweren Schraubenschlüssel daraus hervor und ließ ihn mit einem lauten Klirren auf die Ablage fallen.
    »Was haben Sie vor?« Ich setzte mich auf die Fersen und stützte mich mit den Armen auf den Bootsrand hinter mir.
    »Herauszufinden, wo Sie es haben, Alex. Ein einfaches Blatt Papier. Das ist alles, was ich will. Dann geschieht niemandem etwas. Niemand anderem, meine ich.«
    Also dachten sowohl Graham Hoyt als auch Peter Robelon, dass Paige Vallis das Papier hatte, das die kleine Goldmünze für gültig erklärte. Ein über fünfzig Jahre altes, vom Finanzminister unterzeichnetes Dokument, das den Doppeladler zum gesetzlichen Zahlungsmittel machte. Ein Dokument, das womöglich Paiges Vater nach Faruks Sturz aus Ägypten geschmuggelt hatte – und das aus dem Besitzer von Queenies Münze einen Multimillionär machen würde.
    Warum sollte es nicht zwei Adler gegeben haben, die man für Faruk lizensiert hatte? Ein identisches Paar, von dem ein Stück bis heute unentdeckt war? Man war sich nie sicher gewesen, weder damals noch heute, wie viele Münzen tatsächlich aus der Münzanstalt gestohlen worden waren.
    Graham Hoyt hatte die Lebensgeschichten der großen Sammler studiert, darunter auch die des unersättlichen Faruk. Es hatte damals Zeitungsberichte über die Geliebte des Königs gegeben, die exotische Tänzerin aus Harlem. Seine Kommilitonen Tripping und Robelon kannten ebenfalls die Legenden und Mythen, die sich um Faruks Schätze rankten. Sie hatten alle von dem Privatlehrer gehört, der weder Gold noch Schmuck wollte, sondern sich seltsamerweise mit Dokumenten und Papieren zufrieden gab. Zu guter Letzt musste Hoyt auch die große Auktion verfolgt haben und die erstaunliche Geschichte eines Zwanzig-Dollar-Goldstücks, das auf Grund eines Stück Papiers Millionen erzielt hatte.
    »Ich meinte, was Sie mit mir vorhaben«, sagte ich.
    Er drosselte die Geschwindigkeit. Vor uns auf Shooter’s Island war kein Mensch zu sehen. Niemand, dem ich hätte zurufen können. Die Insel sah nach einem Naturschutzgebiet aus.
    »Schrecklicher Ort für einen Unfall«, sagte er, während er den Schraubenschlüssel in die rechte Hand nahm.
    »Die

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