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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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mich nicht aus den Augen, bis wir zurück sind. Ortet meine Koordinaten, bitte.«
    »Leg nicht auf, Alex. Lass das Handy einfach an.«
    Hoyt schaltete das Funkgerät aus und hängte es wieder in die Gabel. Dann riss er das Steuerrad herum, wendete das Boot um hundertachtzig Grad und fuhr mit Vollgas auf die Mündung des breiten Flusses zu. Ich wurde gegen den Sitz geschleudert, und mein Handy fiel mir aus der Hand und rutschte auf die andere Seite des Tenders.
    Finde mich, betete ich zu Mercer. Finde mich, bevor ich bei den Fischen schlafe.

39
     
    Ich hielt mich am Ledersitz fest und angelte nach meinem Telefon. Hoyt hatte das Steuer für ein paar Sekunden losgelassen. Sicherer als ich machte er ein paar Schritte nach vorne, bückte sich und hob das Handy auf.
    Ich bemühte mich, mir meine Angst nicht anmerken zu lassen. »Gibt es eine Änderung, was –?«
    »Wir fahren zurück zu den Chelsea Piers. Bleiben Sie, wo Sie sind. Es wird ein bisschen holprig werden.« Er sah wütend aus und fuhr viel zu schnell, sodass es mich im Heck des Bootes hin und her schleuderte.
    Er drückte eine Taste auf meinem Handy und hielt es ans Ohr. Es musste die Wahlwiederholungstaste gewesen sein. Wahrscheinlich antwortete Mercer sofort, da unsere Verbindung so abrupt unterbrochen worden war.
    Hoyt drehte sich mit einem fiesen Grinsen zu mir um, schleuderte das Telefon ins Wasser und höhnte gegen den Wind: »Tut mir Leid, falsch verbunden.«
    An diesem herrlichen Herbstnachmittag herrschte reges Treiben auf dem Hudson River. Aber bei unserem Tempo konnte ich nicht aufstehen, ohne sofort wieder hinzufallen, bei dem Lärm der vielen Motoren würde niemand meine Hilferufe hören, und wenn ich mit den Armen winkte, würden die meisten Boote, die an diesem sonnigen Nachmittag unterwegs waren, das für eine freundliche Begrüßung halten.
    »Vergessen Sie’s, Alex. Bleiben Sie einfach brav und ruhig sitzen.«
    Ich war alles andere als ruhig und rutschte auf dem Sitzkissen hin und her, während Hoyt das Boot absichtlich kreuz und quer über die Wellen jagte, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Hierher«, knurrte er mich an und zeigte auf eine Stelle bei seinen Füßen.
    Ich rührte mich nicht vom Fleck. Hoyt riss das Steuer scharf nach links. Ich flog über den Sitz und knallte auf den Boden.
    »Verdammt noch mal, hierher, hab ich gesagt.«
    Während ich auf ihn zukroch, sah ich mich nach etwas um, mit dem ich mich würde verteidigen können.
    Wir waren jetzt unterhalb der 42. Straße – ich konnte die Abfahrt des West Side Highway sehen –, aber Hoyt machte keine Anstalten, langsamer zu fahren, als wir in die Nähe der Chelsea Piers kamen.
    »Wir lassen den Jungen eine Weile in Ruhe, Alex. Sie und ich müssen reden.«
    Uns würde nicht viel Zeit zum Reden bleiben, bevor wir die Südspitze Manhattans passierten und durch die Upper New York Bay aufs Meer hinausfuhren, das sich hinter der Verrazano-Brücke ins Unendliche erstreckte. Der Atlantik war ein riesiger Friedhof, dem ich heute garantiert keinen Besuch abstatten wollte.
    »Ihr Captain wird –«
    »Ich weiß, ich weiß. Und Ihre Kumpel werden alles nach Ihnen absuchen, von Chelsea bis zu den Kliffs von Dover. Aber ich habe meiner Mannschaft gerade gesagt, dass der Motor in diesem Boot wieder einmal verrückt spielt. Und die unzuverlässige Lenksäule wollte ich schon in Nantucket reparieren lassen. Es wäre schrecklich, wenn ich die Kontrolle verlieren und gegen die Felsen prallen würde.« Er spähte auf mich herab. »Mit einem von uns noch an Bord.«
    In irgendeinem Schubfach musste doch ein Messer oder ein Flaschenöffner oder ein scharfes Objekt sein! Aber es schien alles fest verstaut, und ich sah nichts Loses herumliegen, das ich packen konnte.
    »Ich habe dem Captain erzählt, dass Sie unbedingt die Freiheitsstatue aus der Nähe sehen wollten. Also wird dieser Ausflug Ihre eigene Idee gewesen sein, Alex. So wird er es jedenfalls erzählen.«
    Ich saß in einer Pfütze und zitterte am ganzen Körper. Hoyt riss mit einer Hand das Steuer nach wie vor hin und her und öffnete mit der anderen eine Schublade unterhalb der Windschutzscheibe. Er holte ein kurzes Seil daraus hervor und fuchtelte mir damit vor dem Gesicht herum.
    Paige Vallis. Was hatte Squeeks als Todesursache erwähnt? Sie war erdrosselt worden. Wahrscheinlich mit einem dünnen Seil.
    Hoyt ließ das Steuer für ein paar Sekunden los und machte so geschickt einen Segelknoten, als hätte er das schon Hunderte

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