Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Cops werden es Ihnen nicht abkaufen. Sie haben Ihrem Captain erzählt, dass ich die Freiheitsstatue sehen wollte, kein gottverdammtes Vogelschutzgebiet.« Ich rutschte unruhig hin und her und versuchte vergeblich, ihn davon zu überzeugen, dass man ihm seine Version nicht abnehmen würde. Ich blickte zu dem verlassenen Stück Land an der nördlichen Küste von Staten Island, in der Ferne die Grenze zu New Jersey, hinter mir die Kills.
    »Komisch. Wenn ich meinen Captain daran erinnere, wird ihm wahrscheinlich einfallen, dass ich diese kleine Insel erwähnt habe, als Sie gestern bei uns an Bord waren. Dass Sie sich für ihre Glanzzeit interessierten, vor hundert Jahren, als Teddy Roosevelt hier die Meteor III vom Stapel ließ – Kaiser Wilhelms Rennyacht. Sie wollten sie sehen, und ich war Ihnen zu Diensten.«
    »Sie haben also ein Problem mit der Steuerung, das Boot legt an der Küste eine Bruchlandung hin, und ich fliege über Bord, was den Riss in meiner Schädeldecke erklärt«, sagte ich und deutete auf den Schraubenschlüssel. »Dann bin ich versehentlich ertrunken.«
    »Retten Sie Ihren Freunden das Leben, Alex. Zum letzten Mal: Sagen Sie mir einfach, was Paige Ihnen gegeben hat.«
    Er brachte das Boot in Position und blickte sich um, um sicherzugehen, dass niemand in der Nähe war. Die einzigen Lebewesen waren die Reiher im hohen Salzwiesengras zu unserer Rechten.
    Ich war überzeugt, dass sich Hoyt ein letztes Mal umsah, bevor er mich mit dem Schraubenschlüssel gefügig machen wollte.
    Ich stützte mich mit dem linken Arm auf die Bootskante und zerrte an der Plastikschnur der Angel, gegen die ich zuvor mit dem Kopf geflogen war. Ich zog, bis ich den kalten, spitzen Eisenhaken in der rechten Hand hielt. Dann machte ich einen Satz nach vorne und stieß ihn Hoyt mit voller Wucht in die linke Hand.
    Er schrie und ließ den Schraubenschlüssel fallen, als er instinktiv mit der rechten Hand nach seiner blutenden linken fasste. Ich stieß wieder zu, dieses Mal in seine rechte Hand, und blieb an einem Knochen in seinem Handgelenk hängen. Er schrie vor Schmerz und sank auf die Knie. Von der Insel ertönte als Echo auf sein Geheul eine Kakophonie von Vogelstimmen.
    Ich griff hinter mich und zog meine Füße aus der Schlinge. Als ich aufsah, war überall Blut. Hoyt hatte sein Gesicht in den Händen vergraben und versuchte, den Haken, der sich in sein Handgelenk eingegraben hatte, mit den Zähnen herauszuziehen.
    Ich wusste nicht, wie ich das Boot anhalten konnte, das langsam an der Spitze von Shooter’s Island vorbeitrieb und in Richtung Süden auf den nächsten Kanal zwischen Staten Island und New Jersey zuhielt. Ich hob den Schraubenschlüssel auf und schlug Hoyt damit auf den Hinterkopf. Er sackte zusammen und krümmte sich stöhnend auf dem Boden.
    Erleichtert stellte ich fest, dass es vom Boot bis zur Insel nur ein paar Meter waren. Ich setzte mich auf den Bootsrand, schwang die Beine über die Seite und stieß mich ab, bedacht darauf, dem Motor nicht zu nahe zu kommen. Ich schwamm die wenigen Meter zum Ufer und zog mich außer Atem an Land. Die Vögel stoben aufgeschreckt auseinander.
    Ich sah mich um. Das Boot trieb weiter, von Hoyt war nichts zu sehen.
    So schnell ich ohne Schuhe laufen konnte, rannte ich in die entgegengesetzte Richtung, aus der wir gekommen waren. Das Gestrüpp und die Felsen rieben meine Fußsohlen auf. Überall war Vogelscheiße, und die gefiederten Inselbewohner flogen kreischend auf, als ich in ihren Lebensraum eindrang. Über mir kreisten Möwen, und ich kämpfte mich weiter, bis ich einen Tanker sah, der auf die Einfahrt des Arthur Kill zuhielt.
    Mein heftiges Gestikulieren konnte die größeren Schiffe nicht aufhalten, aber jemand musste die Behörden per Funkspruch alarmiert haben, dass sich ein unerlaubter Eindringling auf Shooter’s Island aufhielt. Fünfzehn Minuten später hielt ein Hafenboot der Wasserschutzpolizei auf mich zu, und ich watete in das eisige Wasser, um es zu begrüßen.

41
     
    Ich musste nur meinen Namen nennen, und die Cops wussten sofort Bescheid. Als meine Handyverbindung abgebrochen war, hatte Mercer das Präsidium kontaktiert, und man hatte eine Suchaktion entlang der Küste gestartet. Dann hatte er mit dem Captain der Pirate gesprochen, der ihm die Freiheitsstatue als ein mögliches Ziel genannt hatte. Mercer und Mike hatten sich am Heliport in der 34. Straße Ost getroffen und waren mit dem Hubschrauber auf Liberty Island geflogen, um dort eine

Weitere Kostenlose Bücher