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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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seine Kräfte lassen langsam nach. Viel mehr werde ich heute nicht aus ihm herausbekommen.«
    »Das hier scheinen die besagten Schuldscheine zu sein. Und dies ist ein gefälschter Pass, ausgestellt auf den Namen Arne Hansson.«
    »Ja, das hat sich schon geklärt. Er hat sich den Pass besorgt, als er untergetaucht ist. Auch die angegebene Bankverbindung scheint zu stimmen. Aber was ist das?«
    Aus einem Fach der Aktentasche zog Roffe ein flaches Paket, das in einem verschlossenen braunen Kuvert steckte. Nach Größe und Gewicht zu urteilen, konnte es sich um ein Buch handeln. Er schlitzte das Kuvert auf, und zum Vorschein kam ein weinrotes Kunstlederetui, das von einer kleinen silberfarbenen Spange zusammengehalten wurde: ein Schmucketui, dessen Innenfutter aus dunkelblauem Samt bestand. Sie erblickten eine Ansammlung ineinander verwickelter Halsketten, Ringe und Broschen. Hjalle stieß einen langgezogenen Pfiff aus.
    »Scheint sich um einen weiteren Geschäftszweig zu handeln.«
    374

    Roffe nahm die Schmuckstücke näher unter die Lupe und stellte rasch fest, dass von billigem Tand nicht die Rede sein konnte.
    »Ziemlich wertvolles Zeug«, sagte er nachdenklich. »Wo er das nur her hat …« Er steckte das Etui in seine Jackentasche.
    »Ich nehme es mal mit. Vielleicht kann ich ihn bei passender Gelegenheit damit konfrontieren. Die Aktentasche lasse ich hier.
    Er soll nicht wissen, dass ich sie gesehen habe.«
    Hjalle packte die Sachen zusammen.
    »Dann also gute Nacht. Ich fahr jetzt nach Hause und hau mich hin.« Er klopfte Roffe freundschaftlich auf die Schulter.
    »Mach nicht mehr allzu lange.«
    Roffe ging in Gudruns Büro zurück.
    »Ich habe einen Bärenhunger«, sagte er und biss herzhaft in ein Schinkenbrot.
    Axel schlürfte seinen Kaffee, während er die Schinkenbrote mit mäßiger Begeisterung betrachtete.
    »Hast du keinen Hunger?«, fragte Roffe mit vollem Mund.
    Axel schüttelte den Kopf. »Ich bin einfach nur hundemüde.«
    »Du wirst bald schlafen können. Heute Abend gibt es nicht mehr viel zu besprechen.«
    Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Ich soll dich übrigens von PM
    grüßen. Ich habe ihm erzählt, dass ich dich heute Abend treffen würde.«
    Axel lächelte matt. »Kann mir schon denken, wie dieser Gruß gemeint war. PM hätte sich bestimmt gefreut, wenn sie mit mir kurzen Prozess gemacht hätten.«
    »Das glaube ich kaum. So weit gehen seine Rachegelüste nicht. Aber natürlich würde er sich freuen, irgendwann sein Geld wiederzusehen. Was in Anbetracht deines fetten Bankkontos ja sicher auch der Fall sein wird. Er hat sogar 375

    gelacht und gesagt, so wie er dich kennt, fällst du immer wieder auf die Füße, wie aussichtslos deine Lage auch aussieht.«
    Diese Aussage fand bei Axel keinen Anklang. »Auf die Füße fallen … als ob das im Moment der passende Ausdruck wäre«, maulte er. »Wenn hier einer immer wieder auf die Füße fällt, dann doch wohl er.«
    »Wie meinst du denn das?« Roffe schaute Axel verwundert an, dessen Augen einen verletzten Ausdruck angenommen hatten.
    »Du scheinst ja nicht gerade gut auf ihn zu sprechen zu sein.«
    »Bin ich auch nicht. PM hat mich doch schikaniert, so lange ich denken kann. Schon in der Schule hat er alles dafür getan, um mich bei den anderen in Verruf zu bringen. Irgendwie hat es ihm Spaß gemacht, mich lächerlich zu machen.«
    »Komisch, das habe ich nie bemerkt. PM kann manchmal verletzend sein, aber boshaft ist er nicht.«
    »Vielleicht nicht dir gegenüber. Ihr seid ja immer enge Freunde gewesen. Aber ich weiß, dass er herumgezogen ist und mich überall schlecht gemacht hat.«
    »Und du meinst, das war vollkommen unbegründet?«
    »Ja, das meine ich. Er hat mir wirklich viel zu verdanken.
    Vielleicht hat er geglaubt, es sei eine Ehre, seine Bilder zu verkaufen, aber ohne mich hätte er sich lange nach möglichen Käufern umsehen können. Ich habe mir keine Dankbarkeit erwartet, aber zumindest könnte er sich anständig verhalten.«
    Roffe starrte seinen ehemaligen Mitschüler mit großen Augen an und fragte sich, ob er richtig gehört hatte. War es wirklich möglich, dass dieser nicht ein Mindestmaß an Selbstkritik aufbrachte?
    »War dein Umgang mit PM etwa das, was du unter anständigem Verhalten verstehst?«
    »Natürlich nicht, aber ich habe dir den Hintergrund doch schon erklärt. Das hatte überhaupt nichts mit ihm zu tun. Es war 376

    purer Zufall, dass sich die Lage während seiner Ausstellung zuspitzte.«
    »Was genau hast du

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