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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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Hand auf Axels Knie. Seine Stimme hatte einen fast hypnotischen Klang. »Wurde sie nicht? Woher weißt du das?«
    Axels Augen irrten durch den Raum. Er sah aus wie ein gehetztes Tier, kurz bevor es zum Angriff übergeht.
    »Das stand in der Zeitung«, sagte er brüsk.
    Roffe ließ nicht locker. »In welcher?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »In der Zeitung hat nur gestanden, dass eine Frau um die dreißig ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden wurde. Name und Todesart wurden geheim gehalten. Die Frage ist also, woher du deine Informationen hast. Vor ein paar Minuten wusstest du noch nicht einmal, dass sie tot ist, und jetzt willst du durch die Zeitung davon erfahren haben. Deine Behauptungen sind äußerst widersprüchlich.«
    Axels Gesicht verzerrte sich krampfhaft, ehe er es in den Händen verbarg. Er schien mit den Nerven am Ende.
    »Ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts. Kann ich nicht endlich meine Ruhe haben? Ich muss schlafen.«
    382

    Roffe zog das weinrote Etui aus seiner Jackentasche. Er öffnete es und präsentierte Axel den Inhalt, als wolle er ihm Konfekt anbieten.
    »Mariannes Schmuck«, sagte er. »Der ist sicher ein kleines Vermögen wert. Wolltest du ihn in Kanada verkaufen?«
    Axel warf einen verstohlenen Blick auf das Etui. »Der Schmuck gehört meiner Mutter.«
    Roffe schüttelte den Kopf. »Gib’s auf, Axel. Es lässt sich sehr einfach beweisen, wem dieser Schmuck gehörte.«
    »Sie bat mich, ihn zu verkaufen. Sie brauchte Bargeld.«
    »Wer? Deine Mutter?«
    »Marianne.«
    »Wann hat sie dich darum gebeten?«
    »Als wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    »Wann war das?«
    »Das habe ich schon gesagt.«
    »Du bist wirklich ein harter Brocken«, sagte Roffe. »Aber das bin ich auch. Und du wirst so lange hier sitzen bleiben, bis du die Wahrheit sagst. Warum hast du sie umgebracht?«
    Axel antwortete nicht. Er sah aus, als würde er seine Übelkeit nicht länger unterdrücken können.
    »Ich … muss mich übergeben«, murmelte er und schaute sich suchend um, während er sich die Hand vor den Mund presste.
    Roffe blickte ihn skeptisch an, doch als er sah, wie der andere zuckte, als werde er von Krämpfen geschüttelt, verständigte er sich mit Gudrun durch einen raschen Blick. Beide führten ihn auf die nächste Toilette.
    Axel blieb keine andere Wahl, als sich vor den Augen seiner Begleiter zu übergeben. Weder Roffe noch Gudrun wichen von seiner Seite. Das Risiko einer Flucht war zwar minimal, doch wollten sie ihren psychologischen Vorteil auf keinen Fall aus 383

    der Hand geben. Auf dem Rückweg ins Büro wimmerte Axel kläglich, und als er wieder auf seinem Stuhl saß, kam das Geständnis wie von selbst.
    »Ich … habe ihr die Kehle durchgeschnitten. Es war schrecklich. Ich hätte nie geglaubt, dass ich zu so etwas imstande wäre. Es war, als würde ein anderer die Tat ausführen, und ich wäre der Zuschauer. Eigentlich … war es ganz einfach.
    Sie hat tief geschlafen und sich nicht geregt.«
    Axel wurde von heftigen Krämpfen erschüttert. Roffe verspürte ein sonderbares Gefühl der Mitschuld, diese makabre Erinnerung provoziert zu haben. Gudrun betrachtete den weinenden Mann mit Verwunderung, als versuche sie vergeblich, sich ein Bild von seiner Persönlichkeit zu machen.
    Nach einer Weile fragte Roffe leise: »Warum? Um dich an PM
    zu rächen, oder hattest du ein anderes Motiv?«
    Axel hob den Kopf. Sein Blick wurde starr. »Sie verachtete mich.«
    »Das … war der Grund?«
    »Außerdem hat sie versucht, mich zu erpressen.«
    Roffe sah auf die Uhr. Es war halb drei. Er warf Gudrun einen fragenden Blick zu. Sie nickte, als wolle sie sagen: Wenn du noch kannst, dann kann ich auch.
    Roffe setzte sich in seinem Stuhl bequemer zurecht und sagte:
    »Also noch mal alles der Reihe nach. An welchem Tag hast du sie besucht?«
    »Das war am Freitag. Am Donnerstag war ich nach Schweden zurückgekehrt und habe am Abend den Zug nach Stockholm genommen.«
    »Lass mich nachsehen …« Roffe zückte seinen Taschenkalender.
    »Am Freitag, dem einundzwanzigsten April, hast du also Marianne Wester besucht?«
    384

    »Ja.«
    »Hast du sie vorher angerufen oder bist du gleich zu ihr gefahren?«
    »Ich habe sie vorher angerufen. Ich konnte ja schließlich nicht wissen, ob sie allein war.«
    »Was habt ihr verabredet?«
    »Dass ich sofort zu ihr in die Wohnung komme. Sie war allein zu Hause.«
    »Du bist also zu ihr in die Wohnung. Und was ist dann passiert?«
    Axel zögerte. »Wir haben eine Weile

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