Der leiseste Verdacht
ganz schön schwarz aus. Scheint diesmal ein dunkelhaariger Kater gewesen zu sein.«
Sie streichelten der frisch gebackenen Mutter abwechselnd über den Rücken und übertrafen einander an höflichen Komplimenten für ihre hübschen Kinder. Das sonnendurchflutete Atelier atmete Ruhe und Frieden.
Patrik sagte: »Wir müssen ihr heute etwas besonders Gutes zu fressen geben. Haben wir noch irgendwas zu Hause?«
»Nein, nichts Besonderes, aber ich werde später zu Astrid fahren und etwas besorgen.«
Als Katharina den Dorfladen erreichte, stand Astrid Enoksson auf der Türschwelle und führte ein lebhaftes Gespräch mit Erik Jespersson. Jespersson war ein pensionierter Tischler und eine der zuverlässigen Stützen der Missionskirche in Äsperöd.
Katharina parkte auf der leeren Kiesfläche vor dem Geschäft und stieg aus dem Wagen.
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Jespersson nickte ihr freundlich zu und stapfte davon, während Astrid ihr bereitwillig die Tür aufhielt.
»Was für eine nette Überraschung«, sagte sie ohne eine Spur von Ironie. Katharina wusste nur zu gut, wie lange es her war, dass sie Astrid einen Besuch abgestattet hatte.
»Ja, ich habe so viel zu tun gehabt in letzter Zeit«, sagte sie und verfluchte sich, weil sie es einfach nicht lassen konnte, sich zu entschuldigen.
Um die Situation zu retten, fügte sie hinzu: »Aber jetzt habe ich Ferien und kann tun und lassen, was mir gefällt.«
»Ja, man braucht schon mal Urlaub zwischendurch«, entgegnete Astrid, »sonst ist das Leben doch allzu eintönig. Ich werde mir im Juli frei nehmen. Aber ich fahre nicht in Urlaub, sondern werde Anna mit den Kindern helfen.«
Katharina ließ ihren Blick über die Regale schweifen, um Ideen für ihren Einkauf zu bekommen.
»Patrik hat mir erzählt, dass Anna noch einen Sohn bekommen hat. Dann haben Sie jetzt zwei Enkel. Wie schön für Sie.«
Astrid seufzte leise und sah mit einem Mal ein wenig betrübt aus. »Ja, natürlich ist es eine große Freude, aber zwei so kleine Racker sind doch ganz schön anstrengend, gerade in meinem Alter. Der größere freut sich so sehr, wenn ich zu Besuch komme, und ist dann so aufgedreht, dass an Schlafen überhaupt nicht zu denken ist.«
Katharina tätschelte ihr lachend die Hand. »Natürlich ist er begeistert, wenn Sie kommen. So eine Oma hat doch schließlich nicht jeder. Übrigens haben auch wir heute Familienzuwachs bekommen. Drei Stück sogar …«
»Drei Stück? Aber das ist ja …«
Astrids Augen weiteten sich verwundert und waren von einem sensationslüsternen Schimmer erfüllt.
»Kleine Kätzchen«, fügte Katharina rasch hinzu.
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»Ach so, Kätzchen«, sagte Astrid enttäuscht. »Von denen wimmelt es ja überall.«
»Obwohl unsere natürlich etwas ganz Besonderes sind«, sagte Katharina. »Ich wollte Sie fragen, ob Sie etwas Leckeres für eine frisch gebackene Katzenmama haben, vielleicht Herz?«
Astrid warf einen eingehenden Blick in ihre Gefriertruhe. »Ich habe gefrorenes Schweineherz.«
»Ausgezeichnet, das nehme ich.«
Astrid richtete sich auf und legte das Schweineherz auf die Ladentheke.
»Sie haben doch sicher schon von Nisse gehört?«, sagte sie mit plötzlichem Ernst.
»Nein, was sollte ich gehört haben?«
»Er hat sich gestern schwer verletzt. War wahrscheinlich wieder mal betrunken. Wieso kann er sich mit dem Alkohol auch nicht ein bisschen zurückhalten?«
Jetzt war es an Katharina, ein erstauntes Gesicht zu machen.
»Was ist denn passiert? Ich habe noch gar nichts davon erfahren.«
»Er ist die Kellertreppe runtergefallen. Wollte wohl irgendwas von unten holen. Er war nicht in der Lage, selbst aufzustehen, der Arme, und gehört hat ihn auch niemand. Er hat mehrere Stunden gerufen, bis Erik Jespersson zufällig vorbeikam. Er konnte ein Bein nicht bewegen, und einen Schlag auf den Kopf hat er auch gekriegt. Erik hat ihn zur Unfallambulanz gefahren, wo sie den Schock ihres Lebens bekommen haben. So eine verdreckte Gestalt hatten die noch nie gesehen. Erik hat gesagt, dass es ihm richtig peinlich war, weil sie dachten, er wäre mit Nisse verwandt.«
»Wie geht’s ihm denn jetzt?«
»Es scheint nichts gebrochen zu sein, aber eine Zeit lang wird er wohl nicht arbeiten können.«
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»Wer kümmert sich um ihn?«
»Erik war gerade bei ihm, bevor er hierher kam. Aber Sie wissen ja, wie Nisse ist. Er will niemanden sehen. Selbst Erik hat er anfangs nicht ins Haus lassen wollen. Da kann ich mir die Mühe gleich sparen, ihn zu besuchen.«
»Wissen Sie, ob
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