Der leiseste Verdacht
es eigentlich gar keine Wachhunde sind, aber sie sehen so groß und gefährlich aus und können einen Menschen sicher verteidigen, wenn’s drauf ankommt.
Irische Wolfshunde heißen sie wohl. Nygren wollte noch mal zurückkommen, um mit Sven darüber zu reden. Zwei Hunde wollte er haben. Aber er ist nie gekommen, und später habe ich gehört, dass er sich einen schwarzen angeschafft hat, wie heißen die noch gleich?«
»Einen Dobermann«, sagte Katharina und schauderte. »Ein schrecklich aggressiver Köter, der den Leuten Angst und Schrecken einjagt. Dem möchte ich nicht ausgeliefert sein.«
»Also Svens Hunde sind überaus gutmütig. Obwohl ein Wachhund zur Abschreckung natürlich auch ganz praktisch ist.
Wollen wir hoffen, dass sich auf Knigarp alles zum Besseren 409
wendet. Fast hätte ich Sie gebeten, ihn von mir zu grüßen, aber er kann sich bestimmt nicht an mich erinnern.«
Astrid sah plötzlich betrübt aus und fingerte lustlos an ein paar Schachteln herum, die auf dem Ladentisch standen.
Katharina wusste nicht, weshalb Nygren auf Astrid so einen unvergesslichen und sympathischen Eindruck gemacht hatte, aber es war offensichtlich, dass er für sie mehr war als irgendein verlorener Kunde.
»Aber natürlich werde ich ihn grüßen«, sagte sie munter.
»Außerdem werde ich ihm vorschlagen, doch bald mal wieder bei Ihnen vorbeizuschauen.«
Astrid sah verlegen aus. »Ach, nein, tun Sie das nicht. Was soll er denn von mir denken?«
Katharina tätschelte ihr die Hand.
»Nur keine Sorge«, entgegnete sie. »Ich werde bestimmt nichts sagen, das Ihnen unangenehm sein muss.«
Sie bezahlte und verließ das Geschäft.
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32
Am selben Tag
Auf dem Heimweg ärgerte sie sich. Warum musste sie ihre neugierige Nase immer in Dinge stecken, die sie nichts angingen? Ob die Schweine auf Knigarp pünktlich ihr Futter bekamen, sollte nun wirklich nicht ihre Sorge sein. Doch warum hatte Jespersson Nygren nicht informiert? Das hätte er tun sollen.
Sicherlich hatte Patrik Recht mit der Behauptung, die Neugier sei eines ihrer schlimmsten Laster, und wenn sie ehrlich war, hegte sie bereits Pläne, diesen Nygren näher unter die Lupe zu nehmen. Sofern sie den Mut besaß, jemanden unter die Lupe zu nehmen, dessen Identität so viel Zündstoff zu bergen schien.
Doch wollte sie in dieser Hinsicht nichts überstürzen, sondern den richtigen Moment abwarten. Wie trat man eigentlich gegenüber einem Nachbarn auf, über den man einerseits zu viel wusste, der einem aber andererseits viele Rätsel aufgab und offenbar in ständiger Bedrohung lebte? Was ihm alles zugestoßen war, ging wirklich auf keine Kuhhaut. Sollte Nisse längerfristig ausfallen, war Nygren in einer äußerst schwierigen Lage, und der Gedanke, ihm dies mitteilen zu müssen, war keinesfalls angenehm.
Neben dem Verwaltungsgebäude hielt sie an, doch anscheinend war Nygren nicht dort. Was sollte sie tun? In den Schweineställen nach ihm suchen? Da würde sie ihn vermutlich finden. Sie stieg aus dem Wagen und schaute sich um. Es herrschte eine sonderbare Stille. Nicht mal von den Schweinen war etwas zu hören. Offenbar litten sie keinen Hunger.
Zögerlich ging sie auf den nächsten Stall zu und öffnete die Tür. Kein Mensch war zu sehen. Ein paar Schweine in ihrer Nähe begannen sich zu regen und scheuchten eine Wolke von 411
Fliegen auf. Der Gestank war betäubend. Sie gaben ein hoffnungsvolles Grunzen von sich, in das sofort andere Tiere mit einstimmten. Rasch zog sie sich zurück und schaute unsicher zu den anderen Ställen hinüber. Ohne Nisse machte der Hof einen fast gespenstisch verlassenen Eindruck. Sie beschloss, Nygren im Wohngebäude zu suchen.
Das Erste, was sie hörte, nachdem sie den Motor vor dem roten Backsteinbau ausgestellt hatte, war ein wildes Kläffen, das aus dem Inneren des Hauses drang. Verdammt! Den Hund hatte sie ganz vergessen. War er wirklich im Haus? Sie meinte sich deutlich erinnern zu können, dass Nisse und Marco gesagt hatten, der Hund dürfe niemals ins Wohnhaus. Falls dies jetzt doch der Fall war, konnte niemand dafür garantieren, dass er sich nicht auf sie stürzen würde, ehe Nygren in der Lage war, ihn unter Kontrolle zu bringen.
Und die Risiken, die sie willentlich in Kauf zu nehmen bereit war, waren begrenzt. Sie sollte lieber nach Hause fahren und Nygren anrufen, Wenn seine Nummer nicht im Telefonbuch stand, würde sie sich bei Roffe nach ihr erkundigen. Warum hatte sie daran nicht früher gedacht?
Sie wollte
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