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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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verfolgt werde, zu bemitleiden.
    »Der Arme findet doch wirklich keine Ruhe, seit er hier ist«, sagte sie fast empört. »Nichts als Ärger hat er gehabt. Erst die Geschichte mit der Leiche und dann dieser Vorarbeiter, der ja ein Drogenabhängiger sein soll. Tja, man kann einfach nie wissen, mit was für Leuten man sich einlässt. Kam der nicht aus Jugoslawien?«
    »Nein, aus der Schweiz.«
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    »Ach so … na ja, ich hab ja nichts gegen Ausländer, auch bei denen gibt’s Anständige, aber es ist sicher klug von Nygren gewesen, diesmal einen Schweden einzustellen.«
    Katharina schüttelte den Kopf. »Er hat noch keinen neuen Vorarbeiter eingestellt. Wie er jetzt ohne Nisse zurechtkommen soll, ist mir wirklich ein Rätsel.«
    »Aber ich habe ihn doch mit eigenen Augen gesehen«, sagte Astrid.
    »Wen?«
    »Den neuen Vorarbeiter.«
    Katharina schaute sie skeptisch an. »Wo denn?«
    »Na, auf Knigarp. Wir sind vorgestern direkt am Hof vorbeigefahren. Annas Schwiegereltern waren am Wochenende zu Besuch, sie kommen aus Östergötland, wirklich reizende Leute, sie wollen sich immer irgendwelche Sehenswürdigkeiten anschauen, also sind wir zum Bosjökloster gefahren, und auf dem Heimweg haben wir auf Knigarp Station gemacht, weil die Aussicht über das Tal doch so prachtvoll ist, und da habe ich diesen Kerl gesehen, der sicher der neue Vorarbeiter ist. Dass er Schwede ist, habe ich selbst gehört, weil Stig, Annas Schwiegervater, ihn gefragt hat, ob wir unser Auto vor den Schweineställen abstellen könnten.«
    Katharina vermutete, dass sie Knigarp wohl nicht allein der schönen Aussicht wegen besucht hatten. Die Jauchegrube war möglicherweise die Hauptattraktion gewesen.
    »Das ist unmöglich«, sagte sie. »Sonst hätte Nisse doch davon erzählt. Er liegt zu Hause und macht sich Sorgen, wie Nygren alleine zurechtkommt.«
    »Nisse ist manchmal etwas durcheinander«, sagte Astrid leichthin. »Vielleicht hat er es vergessen.«
    »Wie sah der Mann denn aus?«
    Astrid dachte nach.
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    »Ziemlich groß gewachsen … dunkle Haare, glaube ich.«
    »Und sein Gesicht?«
    »Ich habe nicht so genau hingeschaut. Er sah ganz normal aus.«
    »Hatte er ein markantes Kinn mit dunklen Bartstoppeln und graue Schläfen?«
    »Ja, daran kann ich mich erinnern.«
    »Dann haben Sie Nygren gesehen.«
    »Aber nein, den kenne ich doch.«
    »Wie sah Nygren denn Ihrer Meinung nach aus?«
    Astrid schaute sie fragend an. »Sie wissen doch selbst, wie Nygren aussieht.«
    »Ja, natürlich, aber die Menschen sehen ihn offenbar sehr unterschiedlich. Ich frage mich einfach, was für einen Eindruck Sie von ihm hatten.«
    »Er sah … sehr sympathisch aus.«
    Katharina lächelte. »Das sieht man’s. Also auf das Wort sympathisch wäre ich in Verbindung mit ihm nie gekommen.
    Wie würden Sie sein Äußeres beschreiben?«
    Astrid runzelte die Stirn, als sie versuchte, sich Nygrens Aussehen zu vergegenwärtigen. »Ich habe ihn ja nur ein einziges Mal gesehen. Er war eher groß und schlank. Sein Gesicht war offen und freundlich. Er sah ein bisschen so aus wie Per in seinen jungen Jahren.«
    »Die Haare, welche Farbe hatten sie?«
    »Dunkel, glaube ich. Ja, ganz bestimmt dunkel.«
    Katharina lachte. »Das auf dem Hof, das war sicherlich Nygren. Die Beschreibung passt haargenau.«
    Astrid sah plötzlich verunsichert aus.
    »Kann ich mich wirklich so geirrt haben? Natürlich, es war letzten Herbst, als ich Nygren gesehen habe, und ich werde 408

    langsam alt und vergesslich, aber das Aussehen anderer Menschen kann ich mir eigentlich noch ganz gut merken.«
    Katharina nahm Astrids kleine rundliche Hände in ihre und drückte sie leicht.
    »Bilden Sie sich bloß nicht ein, dass Sie vergesslicher sind als die meisten anderen«, sagte sie tröstend. »Viele schenken doch nicht einmal den Dingen Aufmerksamkeit, von denen sie täglich umgeben sind. Und natürlich ist es nicht leicht, sich ganz genau an einen Menschen zu erinnern, den man nur ein einziges Mal gesehen hat. Aber wenn Sie mir jetzt sagen, wie viel Sie für das Schweineherz und die Milch bekommen, werde ich auf direktem Weg nach Knigarp fahren und mir den Mann einmal ansehen.
    Und wenn es dort einen Vorarbeiter gibt, dann werde ich ihn auch finden.«
    Astrid schaute nachdenklich aus dem Fenster.
    »Das mit den Hunden war auch merkwürdig …«
    »Welche Hunde?«
    »Svens Hunde. Nygren war so begeistert von ihnen, dass er genau solche als Wachhunde haben wollte. Sven machte ihn darauf aufmerksam, dass

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