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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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schwarz auf dem Hof gearbeitet hat und sicher nicht von allein in die Grube fiel, haben wir auch noch nicht abgeschrieben. Nisse Hallman glaubt fest daran, dass Sandström ihn in die Grube gestoßen hat, um ihn nicht bezahlen zu müssen.«
    PM lachte hämisch auf. »Ich hätte zu gern Sandströms Visage gesehen, als ihr ihn in die Mangel genommen habt. Denn das habt ihr doch wohl, oder?«
    »Bis jetzt sind wir nicht an ihn herangekommen. Er ist mit seiner Frau gerade auf Rhodos. Wagnhärad wird ihn verhören, sobald er nach Hause kommt.«
    »Auf Rhodos? Seid ihr euch sicher, dass er wirklich zurückkommt?«
    »Ja, das sind wir. Sonst werden wir ihn holen.«
    »Was ist mit den anderen Spuren?«
    »Eine Frau aus Christiansholm behauptet, dass ihr verschwundener Liebhaber von seiner Frau und deren Lover ermordet wurde. Klingt zwar wie aus einer Seifenoper, aber der Mann ist wirklich seit einem halben Jahr spurlos verschwunden, 105

    und seine Frau hat auch wirklich einen Liebhaber. Dann liegt eine Anzeige aus der städtischen psychiatrischen Klinik vor. Vor fünf Monaten sind zwei psychisch gestörte Patienten entlaufen.
    Einer von ihnen wurde ein paar Wochen später in Malmö aufgegriffen. Er behauptete, er habe seinem Freund ›über die Grenze geholfen‹, was auch immer das heißen mag. Zuvor hatten sie hier ein Auto gestohlen. Wir tun momentan alles, um die Leiche möglichst rasch zu identifizieren, aber das geht nur anhand der Zähne und erfordert eine gewisse Zeit.«
    »Weitere Spuren?«
    »Schon, aber die kann ich jetzt nicht alle vor dir ausbreiten.
    Ich bin ziemlich müde und werde mich wohl gleich auf den Weg machen.«
    PM blieb stehen und sah sich um, als suche er nach einem Anlass, der den Freund am Aufbrechen hindern könnte. Er schnippte mit den Fingern.
    »Jetzt hab ich doch völlig die Eistorte vergessen!«, rief er aus.
    »Ich habe eine Eistorte mit Schokoladensauce und frischen Birnen gekauft. Möchtest du etwas davon haben?«
    Roffe schüttelte den Kopf und gab sich keine Mühe, ein erneutes Gähnen zu unterdrücken.
    »Nein danke. Ich hab nicht so viel für Eis übrig. Außerdem muss ich morgen früh aufstehen. Wir können ein anderes Mal
    …«
    Plötzlich fiel ihm etwas ein.
    »Eines hätte ich fast vergessen. Ich muss dich bitten, morgen aufs Präsidium zu kommen, damit wir deine Fingerabdrücke nehmen können.«
    PM starrte ihn ungläubig an. »Meinst du das im Ernst?«
    Roffe reagierte gereizt. »Natürlich meine ich das im Ernst. Du glaubst doch wohl nicht, dass mir nach Scherzen zumute ist.
    Eine reine Routinemaßnahme. Wir brauchen von allen, die 106

    möglicherweise mit Marianne Wester in Verbindung standen, die Fingerabdrücke.«
    »Ich weiß nicht, ob es mir möglich ist, morgen in die Stadt zu kommen«, sagte PM in leicht beleidigtem Ton. »Wir haben nur ein Auto, wie du weißt. Wenn Katharina morgen nach Hause kommt, muss ich zuerst mit ihr reden, und was dann passieren wird, daran wage ich nicht zu denken.«
    Roffe stand auf.
    »Also gut, es muss ja nicht gleich morgen sein, aber komm, so schnell du kannst.«
    Er legte eine Hand beruhigend auf den Arm des Freundes und versuchte einen optimistischen Ton anzuschlagen: »Die Welt wird schon nicht untergehen. Vielleicht sieht in ein paar Tagen alles schon viel hoffnungsvoller aus.«
    Sie traten vor das Haus und erblickten einen überwältigenden Sternenhimmel. Der Duft der Blumen war geradezu betäubend.
    Schweigend blieben sie stehen und schauten in das funkelnde Dunkel. Roffe meinte in der Nähe eine einsame Grille zu hören.
    Nach einer Weile sagte er leise: »Ihr habt es wirklich wunderschön hier draußen. Es ist lange her, dass ich solch einen Sternenhimmel gesehen habe.«
    PM begleitete ihn zum Auto. Doch als Roffe einsteigen wollte, hielt er ihn zurück.
    »Darf ich dir noch zwei Fragen stellen?«
    »In Ordnung.«
    »Wie denkt ihr über Nygren? Ist er nicht auch verdächtig?«
    Roffe schwieg eine Weile, als müsse er über die Antwort nachdenken. Dann sagte er: »Nygren spielt in unseren Überlegungen eigentlich keine Rolle.«
    »Und Marco Fermi?«
    »Ihn haben wir uns genau angesehen, aber er ist erst seit knapp vier Monaten hier, und die Leiche hat aller Wahrscheinlichkeit 107

    nach länger in der Grube gelegen. Nein, Marco Fermi können wir wohl ebenfalls außer Acht lassen.«
    PM nickte und schlug die Autotür zu. Er hob den Arm zögerlich zum Abschied, bevor er beide Hände in den Hosentaschen vergrub und langsam zum Haus

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