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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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obwohl diese lange in der Grube gelegen hat, auf vierzig bis fünfundfünfzig Jahre. Das würde mit Axels Alter übereinstimmen, trifft aber auch auf viele andere Personen zu.«
    »Und wenn es sich doch um Axel handelt, wer käme dann als Täter in Frage?«
    »Für solche Überlegungen ist es noch zu früh. Wir suchen vorerst weiter nach seinem Zahnarzt, und wenn dieser in Schweden arbeitet und immer noch praktiziert, werden wir ihn wohl auch finden. Außerdem nehmen wir die Felder unter die Lupe, die bereits gedüngt wurden, ehe die Leiche gefunden wurde. Wir setzen Metalldetektoren ein, aber bisher haben wir nur ein paar rostige Nägel gefunden. Die waren vermutlich auch nicht in der Jauchegrube, sondern haben schon länger auf den Feldern gelegen. Ja, und dann fahnden wir natürlich nach Axel, sowohl in Schweden als auch im Ausland.«
    Er schaute auf die Uhr. »Wenn du um zwei Uhr anfangen willst, sollten wir jetzt aufbrechen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ein einziges Mal kann ich doch wohl zu spät kommen. Davon geht die Welt auch nicht unter. Nur noch einen Augenblick. Ich will noch wissen, wie es kommt, dass die Zeitungen bereits von der Sache Wind bekommen haben.«
    Roffes Miene verfinsterte sich.
    »Das würde ich auch gern wissen«, sagte er mürrisch. »Ich habe das ungute Gefühl, dass jemand aus meiner Abteilung den Mund nicht halten konnte, und wenn ich könnte, würde ich den oder die in Stücke reißen. Heute Morgen habe ich ein Rundschreiben in Umlauf gebracht, in dem ich den Betreffenden in aller Form bitte, sich zu melden. Aber bis jetzt hat noch niemand Farbe bekannt. Wenn es niemand von uns war, dann 131
    kommt natürlich auch der Absender des belastenden Briefes in Frage.«
    »Der stammt doch von Marianne Wester.«
    »Das ist nicht gesagt. Es liegt doch auf der Hand, dass jemand Patrik ans Messer liefern wollte.«
    Roffe stellte Blickkontakt zu der chinesischen Kellnerin her und signalisierte ihr, dass er bezahlen wollte. Ehe sie an ihren Tisch kam, fragte er: »Erlaubst du, dass ich dich zu diesem betrüblichen Essen einlade?«
    Katharina lächelte. »Ach, so betrüblich war es doch gar nicht.
    Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass deine Genussfähigkeit durch die äußeren Umstände nicht beeinträchtigt wurde. Du darfst mich gern einladen.«
    Nachdem Roffe die Rechnung beglichen hatte, begleitete er sie zur Bibliothek. Das Wetter war geradezu betäubend schön, und sie hatten keine Eile.
    Katharina hakte sich bei Roffe ein und drückte leicht seinen Arm. »Im Moment überblicke ich nicht alle Einzelheiten in diesem verzwickten Fall, aber ich bin unendlich dankbar, dass du die Ermittlungen leitest, zumindest in deinem Distrikt. Ich wage gar nicht daran zu denken, was wäre, wenn ein Unbekannter gegen PM ermitteln würde.«
    »Der würde sicher auch versuchen, einen guten Job zu machen«, sagte Roffe loyal.
    »Natürlich, aber er hätte Patrik nicht gekannt, und von außen betrachtet kann er schon einen fragwürdigen Eindruck machen.«
    Vor dem Eingang zur Bibliothek verabschiedeten sie sich.
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    Am selben Tag
    Kriminalkommissar Lasse Wagnhärad stand an der Kante der besagten Jauchegrube und starrte gedankenverloren auf deren betrüblichen Inhalt. Vor ein paar Wochen war sie trockengelegt worden in der Hoffnung, etwas zu entdecken, das die Ermittlungen voranbrachte. Aber das Ergebnis dieser stinkenden Untersuchung war negativ gewesen. Jetzt war die Grube wieder in Gebrauch genommen worden und die Polizei einer Lösung des Falls keinen Millimeter näher gekommen. Er drehte sich um und betrachtete die lange Reihe der riesigen Schweineställe, deren rote Blechverkleidung offenbar an idyllische rote Holzhäuser erinnern sollte. Bergh und er waren gerade erst angekommen, und der einzige Mensch, den sie zu Gesicht bekommen hatten, war der mürrische Nisse Hallman gewesen, der, das Wort Fütterung murmelnd, sogleich in einer der Blechhütten verschwunden war. Nun schwankte er, was er tun sollte. Er schaute auf seine Uhr. Es war immer noch vor zwölf.
    Sie mussten wohl das Risiko in Kauf nehmen, den benachbarten Maler, der auf seine Nachtruhe so viel Wert legte, erneut aus den Federn zu holen. Es war nicht gesagt, dass er ihnen die Tür öffnete, aber in diesem Fall würden sie sich auf seine Eingangstreppe setzen und warten. Irgendwann musste er schließlich aufstehen.
    Plötzlich vernahm Wagnhärad einen höllischen Lärm, der aus einem der Schweineställe drang. Für seine Ohren hörte es

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