Der leiseste Verdacht
Namen haben Sie denn verstanden?«
»Ich habe Axel Hellberg verstanden, eine Person, die ich sehr gut kenne. Warum sind Sie der Meinung, ich könnte Ihnen etwas über diesen Axel … wie hieß er noch gleich?«
»Hemberg. Axel Hemberg. Ein Galerist aus Stockholm.
Geboren und aufgewachsen in Christiansholm. Es gibt Hinweise, bei der Leiche in der Jauchegrube könnte es sich um ihn gehandelt haben.«
Nygren schwieg eine Weile. Dann fuhr er in einem Ton fort, der um mehrere Grade abgekühlt war.
»Warum nehmen Sie an, ich könnte Ihnen irgendwas über diese Leiche sagen?«
»Wir nehmen gar nichts an«, sagte Wagnhärad. »Doch bei solchen Ermittlungen müssen eben verschiedenste Fragen gestellt werden. Man weiß nie, welche Puzzleteile am Ende zusammenpassen.«
Diese Erläuterung schien Nygren nicht zu beruhigen. Er hatte begonnen, an einem Lineal herumzufummeln, das er nun, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, mehrmals hart gegen seine Handfläche schlug.
Wagnhärad warf die nächste Frage aufs Geratewohl in den Raum. »Sagt Ihnen der Name Marianne Wester etwas?«
»Nein«, war die prompte Antwort.
»Sie gab uns den Tipp, bei der Leiche könne es sich um Axel Hemberg handeln.«
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Nygren stand ruckartig auf und ging mit langen Schritten zum Fenster, wo er mit dem Rücken zu ihnen stehen blieb. Er hatte immer noch das Lineal in der Hand, das er mit seinen Händen krampfhaft umschloss. Er sah aus wie ein entnervter Lehrer, dessen Schüler ständig die falschen Antworten gaben.
»Bei allem Respekt für die Recherchen der Polizei oder wie man das nennen soll«, sagte er in einem Ton, der an Unhöflichkeit grenzte, »aber ich kann nicht verstehen, warum Sie mir mit offenkundig sinnlosen Fragen meine wertvolle Zeit stehlen. Die Tatsache, dass in der Jauchegrube meines Hofes eine Leiche gefunden wurde, die vermutlich schon vor meiner Zeit dort gelegen hat, berechtigt Sie keineswegs, mich mit idiotischen Fragen zu belästigen. Ich denke, Sie sollten solche Verhöre mit Personen führen, die direkt involviert sind.«
»Das tun wir, soweit es uns möglich ist«, sagte Wagnhärad ein wenig irritiert. »Wir kommen gerade von einem eingehenden Gespräch mit Patrik Andersson. An Axel Hemberg kommen wir leider nicht heran, und mit Marianne Wester können wir nicht mehr sprechen. Sie wurde vor wenigen Tagen ermordet.«
Auf diese Mitteilung reagierte Nygren nicht, sondern starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Wagnhärad hatte das Gefühl, die Audienz sei beendet. Er stand auf und sagte: »Das wäre alles für heute. Wir hätten gern noch ein paar Worte mit Ihrem Vorarbeiter gewechselt. Er befindet sich doch auf dem Hof?«
Nygren drehte sich um und fragte schroff: »Wozu soll das gut sein? Er ist erst seit vier Monaten hier. Was sollte er Ihnen schon erzählen können?«
»Vermutlich nicht viel, aber davon wollen wir uns selbst überzeugen.«
»Einen Augenblick!«, rief Nygren, als sie bereits auf dem Weg zur Tür waren.
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»Dieser Maler«, begann er und machte eine seitliche Kopfbewegung. »Meinen Sie wirklich, er könnte etwas mit den Verbrechen zu tun haben? Ich meine, gibt es eine Verbindung zwischen ihm und den Personen, die Sie mir genannt haben?«
»Unbestreitbar«, entgegnete Wagnhärad.
Nygren ließ diese Erklärung ein paar Sekunden auf sich beruhen. Dann sagte er sehr viel freundlicher, als wolle er den rüden Eindruck, den er hinterlassen hatte, korrigieren: »Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte. Eigentlich sollte ich Ihnen für Ihre gründliche Arbeit sehr dankbar ein.
Niemand wäre glücklicher als ich, wenn diese schreckliche Geschichte aufgeklärt würde. Aber Sie wissen ja, dass ich erst seit kurzem hier lebe und die Leute in der Gegend noch nicht besonders gut kenne. Außerdem ist es äußerst beschwerlich, wie Sie sicher verstehen werden, solch einen Hof wieder auf Vordermann zu bringen. Marco Fermi ist ja noch kürzer da als ich selbst, aber natürlich können Sie gern mit ihm sprechen. Sie sagten ja selbst, man weiß am Anfang nie, wie sich das Puzzle zusammensetzt. Sie finden ihn in der Verwaltung.«
Er rang sich sogar ein verkniffenes Lächeln ab, als er ihnen höflich die Tür aufhielt.
Ein weiteres Mal überquerten sie den kiesbedeckten Vorplatz, worauf der Hund in seinem Zwinger erneut ein wildes Spektakel veranstaltete. Wagnhärad, der abgerichtete Wachhunde nicht ausstehen konnte, war so leichtsinnig, ihm eine lange Nase zu drehen.
Nach der kühlen
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