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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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gesagt hat.«
    »In Ordnung. Sie hat mir erzählt, dass du sie schlägst.«
    »Das ist nicht wahr!«, rief er empört. Er tippte sich mit dem Finger an die Schläfe. »Sie ist nicht ganz richtig im Kopf. Du darfst ihr nicht glauben.«
    »Wie erklären sich dann ihre blauen Flecken?«
    Er sah aufrichtig erstaunt aus. »Welche blauen Flecken?«
    »Ihr ganzer Oberkörper war voller Blutergüsse, und ihre Lippen waren aufgeplatzt und geschwollen. Das hat sie nicht nur behauptet, ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    Für einen Augenblick schien es ihm die Sprache verschlagen zu haben, doch er fing sich rasch wieder.
    »Ach, jetzt verstehe ich, wovon du sprichst«, sagte er mit erleichterter Miene. »Sie ist am Mittwoch die Treppe vom Dachboden runtergefallen und hat sich sehr wehgetan. Du weißt schon, dieses alte Haus, die Treppe ist sehr gefährlich.
    Wahrscheinlich hatte sie Glück, dass sie sich nicht den Hals gebrochen hat. Deswegen mache ich mir ja so große Sorgen um sie. Sie ist seitdem sehr verwirrt. Vielleicht ist sie zu hart mit dem Kopf aufgeschlagen und braucht einen Arzt.«
    »Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, entgegnete Katharina trocken, »den wird sie inzwischen längst aufgesucht haben.«
    Er warf ihr einen raschen Blick zu. »Wie meinst du das? Weißt du, wo sie ist?«
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihm fest in die Augen. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Wenn du also hierher gekommen bist, um herauszufinden, wo sie ist, dann vergeudest du deine Zeit.«
    »Wo hast du sie hingebracht?«, fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern.
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    »Ich habe sie am Bahnhof rausgelassen, aber sie hat nicht gesagt, wo sie hin wollte.«
    Für einen Augenblick verlor Marco die Beherrschung.
    Wutentbrannt schlug er mit voller Wucht auf den Tisch.
    »Die verdammte Schlampe ist nach Stockholm gefahren!«, schrie er.
    Katharina wich langsam in Richtung Tür zurück und ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Sie war einem Zusammenbruch nahe, als ich sie getroffen habe«, sagte sie. »Und ich glaube nicht, dass es daran lag, dass sie die Treppe runtergefallen ist.«
    »Getroffen? Wo?«
    »Sie lief mir um kurz vor fünf bei strömendem Regen auf der Straße entgegen, als ich gerade nach Hause fuhr.«
    Marco schlüpfte mit Leichtigkeit wieder in die Rolle des besorgten Ehemanns.
    »Du musst verstehen, dass ich manchmal böse auf sie werde, wenn sie solche Sachen macht. Ich trage schließlich eine große Verantwortung für sie. Sie ist nicht in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Von Domus hat auch jemand angerufen und gefragt, warum sie nicht zur Arbeit erschienen ist. Sie hätte heute arbeiten sollen. Was soll ich ihnen sagen? Ich kann doch nicht erzählen, dass meine Frau sich manchmal etwas merkwürdig benimmt. Ich muss sie finden, verstehst du? Ich bin mir sicher, dass sie dir erzählt hat, wo sie hin wollte. Wenn du es gut mit ihr meinst, dann solltest du mir sagen, wo sie steckt.«
    Katharina warf einen verstohlenen Blick auf die Wanduhr. Sie hoffte inständig, dass Nisse heute nicht in Erzähllaune war. Sie mussten doch bald zurück sein. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als mit PM und Roffe zu drohen.
    »Ich habe doch schon gesagt, dass ich nicht weiß, wo sie hin wollte. Würdest du jetzt bitte gehen. Bald wird Patrik mit 242
    seinem Freund zurückkommen, und es wird ihm gar nicht gefallen, dass du hier einfach so reingeschneit bist.«
    Er schien ihr nicht zugehört zu haben. Seine Augen hatten einen eigentümlichen Ausdruck angenommen, der sie
    erschreckte, obwohl sie ihn nicht deuten konnte. Er ließ den Blick durch die Küche schweifen, als suche er nach etwas, vielleicht nach einer Idee. Dann grinste er unverschämt.
    »Vielleicht bringt er mich um und wirft mich in die Jauchegrube!«, sagte er höhnisch.
    Katharina stutzte. »Was sagst du da?«
    Marco lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Sein Grinsen wurde noch breiter.
    »An deiner Stelle wäre ich nicht so hochmütig. Könnte doch sein, dass du deine Nächte bald allein verbringen musst. So wie ich.« Er ließ seinen Worten einen lüsternen Blick folgen, als könne er durch ihren Bademantel hindurchsehen.
    Katharina blieb der Mund offen stehen.
    »Was versuchst du mir eigentlich gerade zu sagen?«
    »Ich rede davon, dass dein Mann ein Mörder ist und vielleicht bald ins Gefängnis kommt«, sagte er triumphierend.
    Ihr wurde beinahe übel vor Unbehagen.
    »Wer hat das gesagt?«
    »Alle wissen das. Und vielleicht hast du es ja

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