Der leiseste Verdacht
»Das ist der Hof von Kalle Svanberg. Wenn wir schon meine Freunde besuchen, dann dürfen wir Kalle nicht auslassen.«
Roffe hielt am Straßenrand und sah PM missmutig an. »Wozu soll das gut sein?«, fragte er. »Irgendwann will ich auch nach Hause.«
»Ach komm schon, jetzt hast du Gelegenheit, noch eine andere Sicht der Dinge kennen zu lernen. Kalle ist wirklich das, was du als redlichen Menschen bezeichnen würdest. Ich kenne ihn seit fast zwanzig Jahren. Er ist einer der nettesten und vernünftigsten Menschen, die ich je kennen gelernt habe. Wagnhärad ist natürlich schon bei ihm gewesen. Er dürfte also nicht ganz unvorbereitet sein. Sein Hof liegt dem von Nygren am nächsten, außerdem hat er einen Teil der Felder von Knigarp gepachtet. Er hat also mit Nygren und mit Fermi zu tun.«
Roffe nickte und schwenkte in die kurze, breite Auffahrt ein, die bereits nach zehn Metern auf den Vorplatz vor dem roten Wohngebäude mündete.
»Übrigens bin ich ihm schon mal begegnet«, sagte Roffe. »An deinem vierzigsten Geburtstag. Er machte wirklich einen sympathischen Eindruck. Über den toten Eber dürfen wir aber kein Wort verlieren.«
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»Natürlich nicht«, sagte PM. »Lass mich nur machen.«
Katharina bemerkte, wie Marcos Blick über ihren Körper glitt, und zog den Bademantel enger um sich zusammen. Doch ehe sie etwas sagen konnte, kam er ihr zuvor.
»Entschuldige die Störung«, sagte er. »Aber ich muss mit dir über Annika sprechen.«
Sie war außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen, und suchte fieberhaft nach einer passenden Entgegnung.
»Patrik ist im Atelier. Soll ich ihn rufen?«, fragte sie mit erzwungener Leichtigkeit.
Marco lachte. »Warum willst du mich an der Nase
herumführen?«, fragte er. »Dein Mann ist vorhin mit seinem Freund weggefahren. Ich sehe doch jeden, der bei mir vorbeikommt. Ich wollte mit dir reden, nicht mit ihm. Darum bin ich auch gleich gekommen.«
»Warum willst du mit mir über Annika reden?«, fragte sie und verfluchte im Stillen ihre Unfähigkeit, natürlich zu klingen.
»Ich glaube, sie hat Sachen zu dir gesagt, die nicht der Wahrheit entsprechen. Du musst wissen, dass sie viel lügt. Sie kann nichts dagegen tun, das ist krankhaft.«
Sie spürte, dass ihr Gesicht zu einer ungläubigen Grimasse erstarrte, doch sie hielt verzweifelt an ihrer vorgeblichen Unwissenheit fest.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Ich habe seit Wochen nicht mit ihr geredet.«
Marco sah sie mit mildem Tadel an und schüttelte sachte den Kopf.
»Warum lügst du mich an?«, fragte er. »Ich weiß, dass du sie gestern in die Stadt gefahren hast.«
Er zog etwas aus seiner Hosentasche und hielt es ihr vors Gesicht. Es war ein dünner Seidenschal in klaren Farben.
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Katharina starrte ihn verständnislos an. Sie erkannte ihn wieder.
Es war derselbe Schal, den sie am Straßenrand aufgelesen hatte, während Annika in ihren Wagen gestiegen war. Wie war er in Marcos Besitz gelangt?
»Ich habe ihn in deinem Auto gefunden«, sagte er leichthin.
»Er lag hinten auf dem Boden. Ich habe ihn gestern gesehen, als du aus der Stadt kamst, aber da hattest du es ja so eilig.«
Das Blut schoss ihr heiß ins Gesicht. Die Situation hätte nicht peinlicher sein können. Er hatte sie ertappt, doch plötzlich schlug ihre Furcht in Zorn um.
»Was fällt dir ein, in meinem Auto herumzuschnüffeln?«, fragte sie aufgebracht. »Und wer hat dir erlaubt, hier einfach ins Haus zu kommen, ohne anzuklopfen? Okay, ich habe Annika in die Stadt gefahren. Na und? Was willst du jetzt tun? Mich erschlagen?«
Marco betrachtete sie durch die dichten Wimpern seiner halb geschlossenen Augen, während er den Schal durch die Finger gleiten ließ.
»Ich will nur mit dir reden«, wiederholte er.
»Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich mit dir reden will.«
Er ließ sich gemächlich am Küchentisch nieder. Katharina blieb an der Spüle stehen.
»Früher warst du mir gegenüber freundlicher«, sagte er betrübt.
»Annika hat schlimme Dinge über mich gesagt, die nicht wahr sind. Sonst hättest du auch keine Angst vor mir. Aber du musst verstehen, dass sie krank ist. Es ist sehr traurig. Sie denkt sich so viel aus.«
Katharina sah ihn aufmerksam an und konnte so viel Unverfrorenheit einfach nicht fassen. Sie sah ein, dass sie mit Aggressivität nicht weiterkam und fragte in besonnenem Ton:
»Wovon willst du mich eigentlich überzeugen?«
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Er machte eine ungeduldige Kopfbewegung. »Ich will wissen, was sie
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