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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Brink
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Menschen kennen gelernt, deren Gesichtszüge im selben Maße auf eine gelassene Lebenseinstellung sowie einen warmen Humor schließen ließen.
    Er empfand sofort Sympathie für den Mann, der vor ihm stand.
    Und Erleichterung. Spontan entschied er sich, seine Vorbehalte zu vergessen und den Auskünften seines Gesprächspartners zu vertrauen.
    Er wurde in einen großzügigen, geschmackvoll eingerichteten Raum gebeten. Roos machte eine einladende Geste in Richtung einiger Sessel, die um einen runden Tisch gruppiert waren. Auf der glänzenden Mahagoniplatte stand eine Kristallvase mit prächtigen Narzissen. Schwere, grüne Samtvorhänge ließen nur mäßiges Licht in den Raum, der eine vornehme, wenn auch ein wenig düstere Abgeschiedenheit atmete.
    Nachdem sie sich einander gegenübergesetzt hatten, befreite Roos seinen Gast sofort aus seiner beklemmenden Rolle, indem er einen vertraulichen Ton anschlug.
    »Entschuldigen Sie die Dunkelheit«, sagte er, »aber ich habe Probleme mit meinen Augen. Mein Arzt verordnet mir Halbdunkel.« Er lachte leise. »Drinnen geht es ja noch, aber 267
    wenn ich an einem Tag wie heute aus dem Haus gehe, brauche ich eine stark getönte Sonnenbrille, und die trage ich nicht besonders gern. Ich komme mir dann irgendwie verkleidet vor.
    Möchten Sie einen Kaffee?« Roffe fragte sich, ob er bejahen durfte.
    »Ich trinke immer eine Tasse um diese Zeit«, fügte Roos hinzu, »aber in Gesellschaft macht es natürlich mehr Freude.«
    »Ja, sehr gern«, sagte Roffe.
    »Dann rufe ich in der Cafeteria an und bitte sie, uns zwei Tassen nach oben zu bringen. Einen Moment, bitte.« Er ging an seinen Schreibtisch und gab die Bestellung auf.
    Nachdem er wieder in seinem bequemen Sessel saß, schaute er Roffe wohlwollend an und sagte: »Da wir uns noch nie begegnet sind, habe ich nach unserem gestrigen Telefonat ein paar Erkundigungen über Sie einholen lassen. Wie erwartet, waren sie ausnahmslos positiv, also habe ich keine Bedenken, Ihnen die Informationen anzuvertrauen, die Sie benötigen.«
    »Wie schön zu hören«, entgegnete Roffe, der sich allen Ernstes fragte, ob dies wirklich derselbe Mann war, mit dem er gestern telefoniert hatte. Dann fuhr er fort: »Also im Grunde habe ich gar keine Erkundigungen einholen lassen, aber ich habe während meiner Tätigkeit in Stockholm viel von Ihnen gehört, natürlich nur Schmeichelhaftes.«
    Roos warf lachend den Kopf zurück und entblößte eine beeindruckende Anzahl perfekter Zähne. »Einer guten Zusammenarbeit sollte also nichts im Wege stehen. Ich habe ja bereits am Telefon einen gewissen Eindruck von der Problematik Ihrer Ermittlungen bekommen, aber ich denke, wir sollten erst einmal alle wichtigen Punkte durchgehen.«
    Roffe begann vorsichtig: »Ich habe den Eindruck, dass sich dieser Fall noch viel komplizierter gestalten wird, als er ohnehin schon ist. Ich hatte am Telefon erwähnt, dass ein Mord in Stockholm geschehen ist, der mit dem Leichenfund auf Knigarp 268
    in Verbindung stehen könnte. Dieser Nygren gibt uns Rätsel auf
    …«
    Roos nickte. »Würden Sie mir zunächst berichten, welche neuen Erkenntnisse das sind, die Ihnen Probleme bereiten?«
    »Selbstverständlich«, sagte Roffe. »Die Probleme hängen mit einem Angestellten Nygrens, dem Schweizer Marco Fermi zusammen. Während unseres ersten Verhörs, das unmittelbar nach dem Fund der Leiche stattfand, hat Nygren ausgesagt, er habe Fermi als Vorarbeiter eingestellt, nachdem dieser auf seine Zeitungsannonce reagiert habe. Fermi trat die Stelle zu Beginn des neuen Jahres an. Die Annonce war tatsächlich im Dezember in der Zeitung gewesen, und auch sonst hatten wir keinen Anlass, Nygrens Aussagen anzuzweifeln. Doch vor kurzem lieferte Fermis Ehefrau eine andere Version der Vorgänge. In einem Privatgespräch sagte sie, dass Nygren und Fermi schon seit Jahren miteinander bekannt seien und ihr Mann den Job aus Gefälligkeit erhalten habe. Daran ist an und für sich nichts Besonderes; Nygren ist nicht verpflichtet, über die Beziehung zu seinen Angestellten Rechenschaft abzulegen, doch im Lichte gewisser Vorkommnisse scheint uns diese Frage von besonderer Bedeutung zu sein.
    Fermis Ehefrau hat unter anderem behauptet, ihr Mann sei in der Nacht zum Freitag mit blutigen Kleidern nach Hause gekommen, eine Behauptung, die zu der Tatsache passt, dass am nächsten Morgen ein Eber mit durchgeschnittener Kehle auf dem Hof gefunden wurde.«
    Es klopfte deutlich vernehmbar an der Tür. Roos stand auf und

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