DER LETZTE BESUCHER
e sprochen. Sie hatten sich vorhin zufällig auf dem Par k platz getroffen und d raußen auf dem Hof noch eine Zigarette z u sammen geraucht , bevor sie das G e bäude betraten . War der Name der Frau nicht Helen Ber g mann gewesen? Wenn es sich nun um die Helen auf Sabine Schneiders Zettel handelte? Unsinn, sicher eine zufällige Namensgleichheit. Aber Becker glaubte nicht an Zufälle. Wie war doch gleich die Hausnummer? Und wie hieß der Nachbar, der den Krankenwagen gerufen hatte?
Ein paar Minuten später hatte er Gewissheit . Ein Anruf bei Hau s mann ergab, dass eine Helen Bergmann aus der Mendelssohnstraße 52 gestern am Nac h mittag nach einem Sturz vom Balkon ins Unfal l krankenhaus gebracht worden war. Es bestand keine Lebensgefahr. Becker notierte den Namen des Nac h barn, Peter Hornig , auf seinem Block und malte ein Frag e zeichen dahinter – man konnte ja nie wissen. Jetzt wollte er aber zuerst einmal Kontakt mit den Hamburger Kollegen aufnehmen, damit die für ihn den Ex-Mann von Sabine Schneider ausfindig mach t en. Das erwies sich allerdings als schwieriger und vor allem zei t raubender als erwartet . Man versprach, ihn so schnell wie möglich zurüc k zurufen.
„Guten Morgen , Chef . Sorry , ich hoffe, Sie haben nicht auf mich gewartet . “ Mit diesen Worten schob sich ein sich t lich u n ausgeschlafen er Ralf Hermann zur Tür herein. „Ich war noch im Labor und wollte gleich den Bericht der KTU mi t bringen, aber die sind noch nicht so weit.“
„ Na ja, ein bisschen mehr Zeit müssen Sie den Kollegen schon geben, schließlich hatten nicht nur wir gestern einen langen Tag“, meinte Becker amüsiert über den Eifer seines jungen Mitarbeiters und dessen B e mühen, seine Müdigkeit hinter Geschäftigkeit zu ve r stecken .
„Trinken Sie erst einmal einen starken Kaffee und dann fahren wir nach Heidelberg zu Beate Kugler. Jemand muss sie ja schließlich über den Tod ihrer Schwester unte r richten.“
„Bringen Sie mir auch einen mit“, rief er Ralf noch hinterher, der bereits in Richtung Kaffeeautomat ve r schwand, und griff noch einmal zum Telefonhörer, um im Unfallkrankenhaus anzurufen. Er ließ sich mit der Au f nahme verbinden und schrieb sich vorsorglich die Station und Zimme r nummer von Helen Bergmann auf. Warum hatte Sabine die Adresse dieser Helen notiert? Kannten die beiden Frauen sich? Seit wann und woher? Irgendetwas sa g te ihm, dass er mit ihr sprechen sollte .
Ralf kam zurück mit zwei Pappbechern, aus denen es ei n ladend dampfte, und Stefan Winter, dem Freund der Toten , im Schlepptau : „Herr Winter wartet am Empfang schon seit einer Dreiviertelstunde. Er sollte sich heute früh bei I h nen melden.“
„Warum sagt mir das denn keiner?“ Becker erhob sich und gab Winter die Hand: „Guten Morgen, setzen Sie sich doch bitte. Kaffee?“ Becker nahm seinem Assistenten die beiden Kaffeebecher aus der Hand und stellte einen davon vor Winter auf den Tisch: „Milch, Zucker?“ Und zu Ralf: „Macht Ihnen doch nichts aus, sich einen neuen zu holen , oder? Und bringen Sie bitte auch gleich Konden s milc h mit , hier ist keine mehr. “
Ralf lächelte schief und verzog sich. Der Kommissar warf einen kurzen Blick in seine Unterlagen, drückte die Sprec h taste seines Aufnahmegerätes und schob das Mikr o fon über den Tisch: „Sie heißen Stefan Winter, sind Journalist und wohnen in Stuttgart in der Weingartenstraße 13 . Ist das ric h tig?“
„Ja, und ich kriege einen Riesenärger, wenn ich mich nicht bald bei meiner Redaktion melde“ , lautete die u n wi rsche Antwort.
Winter , ein attraktiver Enddreißiger, groß, du nkel, energisches Kinn, Cordhose, Sporthemd und Spor t sakko , war sichtlich au f gebracht, dass man ihn so lange hatte warten lassen .
„Für welche Zeitung arbeiten Sie?“
„Stuttgarter Nachrichten. Aber das ist doch jetzt gar nicht so wichtig. Was ist denn nun mit Sabine, mit Frau Schneider, meine ich? Was haben Sie unternommen i n zwischen? W er hat das getan ? Gibt es schon eine Spur?“
Becker überging die Frage n zunächst und kam direkt zur Sache: „Erzählen Sie mir jetzt bitte erst einmal in Ruhe und der Reihe nach ganz genau, wie Sie Frau Schneider fanden. Sie waren also mit ihr verabredet und kamen zu ihr – wann g e nau war das?“
„Das habe ich doch gestern schon alles gesagt .“ Winter zögerte einen Augenblick und gab sich dann einen Ruck: „ Sabine, also Frau Schneider und ich kennen uns schon ewig. Sie werden es ja
Weitere Kostenlose Bücher