DER LETZTE BESUCHER
Assistenten, der im Nebenzimmer gewartet hatte. „ Los kommen Sie, Ralf . A uf geht´s , wir fahren jetzt erstmal nach Heidelberg. Ich möchte spätestens am Nac h mittag wieder zurück sein. Sie können mir unterwegs b e richten, was die Befragung der Nachbarn gestern Abend e r geben hat .
7
Als Daniel e rwachte , war es bereits taghell. Die Sonne stand hoch am Himmel und schien du rch die hal b geschlossenen Vo r hänge . Er blinzelte. Sein Kopf schmerzte, und er hatte einen pelzigen Geschmack im Mund. Ihm war spei übel. Benommen schaute er an sich herunter und stellte erstaunt fest, dass er vollkommen angezogen im Schla f zimmer auf seinem Bett lag. Nur seine Schuhe standen ordentlich nebeneinander auf dem Fu ß b oden. Was war passiert? Wieso lag er hier auf seinem Bett, und vor allem, wo war Helen? Wo zum Teufel war seine Frau? Er setzte sich auf und sah sich um: ein halb leeres Wasserglas auf dem kleinen Tisc h chen neben dem Bett, daneben ein Fläschchen mit Tabletten . Ein Zettel mit einer Notiz und einer Telefo n nummer.
Du mpfer Nebel in seinem Kopf, der sich nur lan g sam lichtete . Erinnerungsfetzen , b eunruhigend, b e ängstigend. Er war irgendwann gegen Abend mit rasenden Kop f schmerzen nach Hause gekommen. Ein Polizeiwagen vor dem Haus, neugierige Blicke im Treppenhaus, gedämpftes Stimme n gemurmel, die halb offene Wohnung s tür. Was um Himmels willen ist hier los? Wo ist Helen ? Der große breitschultrige Polizist , der ihn sofort ins Wohnzimmer schiebt. Hinter der Tür zum Schla f zimmer, die einen Spaltbreit offen steht, sieht er B e wegungen . Wo ist sie nur? Dann die Stimme des Beamten , der ihm nüchtern mitteilt, dass es einen Unfall g e geben hat. Helen. Seine Frau. Ein Sturz vom Balkon . Wieso Unfall? Was ist g e schehen? Sie hat wohl das Gleichgewicht verloren . Das Geländer , es ist defekt . Eine der Befestigungen hat sich g e löst. Zum Glück sei der Sturz du rch das Gebüsch unten au f gefangen worden. Nein, niemand hat es gesehen. Der Mieter vom Stoc k werk darüber , Peter Hornig, der gerade erst nach Hause g e kommen war , hätte einen lauten Schrei gehört und sie unten zwischen den Büschen g e funden. Er hat sofort den Notarzt und die Polizei alarmiert. Sie sei jetzt im Krankenhaus. Es bestehe aber keine Leben s gefahr, fügt d er Polizist noch hinz u .
Daniel presste die Fäuste gegen den Kopf. Warum hatte man ihm gestern Abend nicht erlaubt, sofort zu ihr zu fahren? Der Beamte hatte ihn nicht in Ruhe g e lassen. In welchem Krankenhaus war sie überhaupt? Er erinnerte sich nicht. Dabei wollte er zu Helen, musste sich doch um sie kümmern. Ein Glück, dass die a nderen nicht wussten, dass er sie nach einem Streit schon ei n mal in letzter Minute vom Balkongeländer zurüc k geholt hatte. Das behielt er wohl auch besser für sich. Sie hatte doch nicht etwa …? Peter Hornig? Wer war das? Dann fiel es ihm wieder ein. Das war doch der Kerl, mit dem Helen damals im Treppe n haus kokettiert hatte. Darüber war er sehr wütend gewesen. Sehr wütend! Wann war das gewesen? Die en d losen Fragen der Polizisten:
„Wo waren Sie am späten Nachmittag ?“ Natürlich noch im Büro , w o denn sonst .
„Wie lange?“
„Waren Sie dort a l lein?“
„Und danach?“
Verdammt, sein Kopf dröhnte , und der Kreislauf spielte verrückt. Ja, was war danach gewesen? Vermutlich hatte er unterwegs noch irgendwo etwas gegessen. Er massierte seine Stirn, konnte sich ei n fach an nichts mehr erinnern. Wieder verschwammen die Bilder. Irgendwann ein Han d gemenge. Aber wann war das gewesen? Vor dem Essen? Oder danach? Sein Kopf drohte zu platzen. Er e r innerte sich nur noch , dass er es plötzlich nicht mehr ausgehalten hatte. Die Männer sollten endlich gehen und ihn in Ruhe lassen. Roter Nebel vor seinen Augen. Er muss wohl ausgeflippt sein. Klirren, dann eine undeu t liche Stimme: „Um Gottes willen, Herr Bergmann, beruhigen Sie sich doch bitte . “ Wieso Ber g mann ? Dann eine andere Stimme : „ Jetzt wird es Ihnen gleich besser gehen“ u nd zu einem Dritten: “Er steht unter Schock. Aber jetzt wird er erst einmal bis morgen früh du rc h schlafen.“
Ein Stich in den Arm. „Gibt es jemanden, der sich um ihn kümmert, wenn er aufwacht?“ Und wieder die erste Stimme – die hatte er doch schon mal gehört: „Machen Sie sich keine Gedanken, ich bleibe hier und passe auf.“
D ie verfluchten Tabletten. Er hatte wieder einmal nicht aufgepasst
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