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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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außer Atem. »Bestimmt wird es nicht unsere Tochter sein. Es wird die Tochter von irgendeinem König oder Magier sein. Leute wie wir werden auf Wandinschriften nie erwähnt.«
    Sie waren aus dem Gebäude heraus. Der Jäger lief mit dem Elfen im Arm und der Frau an seiner Seite. Die Gassen waren schmal und gewunden, aber zum Glück fast völlig verlassen, abgesehen von ihnen und den Soldaten, die sie verfolgten.
    Die Soldaten waren wirklich böse wegen dieser Geschichte mit dem Hängen, und sie hatten angefangen, diese Stäbchen mit der Spitze auf sie abzuschießen, und das war überhaupt nicht nett, nein, nein, nein, und man konnte sich dabei auch verletzen.
    Der kleine Elf hatte langsam genug. Sie waren wirklich zu nachtragend: Sie hatten sich doch nur geweigert, sich hängen zu lassen!
    Einer der Soldaten pflanzte sich vor ihnen auf und legte mit dem Bogen auf sie an.
    Der kleine Elf wünschte mit aller Macht, dass dies nicht der Fall sein solle. Das Bild formte sich in seinem Kopf und glitt in den Kopf derer, die mit ihm eins gewesen waren. Das Kaninchen, das in diesem Augenblick im Schilf umherlief, blieb wie gebannt sitzen. Die Henne, die genau über dem Krieger in einer Nische oberhalb der Säulen brütete, flatterte auf und ließ sich mit aller Wucht ins Gesicht des Soldaten fallen, der schwankte, fiel um und gab den Weg frei.
    Am hinteren Ende des Platzes waren die Käfige mit den beschlagnahmten Tieren. Der Hund der Frau bellte aus Leibeskräften. Zum Glück gab es hier keine Schlösser, nur einen großen Riegel, den die Frau beiseiteschob.
    Eine Straße, eine Ecke, noch eine Straße, die Stadtmauern, die Zugbrücke: gerettet.
    Nein, noch nicht: Die Zugbrücke hatte man ihnen vor der Nase hochgezogen. Der Jäger mit dem Kleinen auf dem Arm stürzte die Treppe hoch, die auf die Stadtmauer hinaufführte. Der Hund, der vorauslief, rannte einen Soldaten über den Haufen, der sich ihnen in den Weg stellen wollte. Oben angelangt packte der Jäger die Frau am Handgelenk, setzte, den Kleinen noch immer im Arm, über die Brüstung hinweg und warf sich ins eisige Wasser drunten. Der Hund sprang hinterher.
    »Ein bisschen Hängen wäre vielleicht doch nicht so schlimm gewesen!«, wandte der Kleine ein, aber es war zu spät.
    Gegen die Schwerkraft hilft nichts.
    Alle vier fielen sie ins dunkle Wasser.
    Der kleine Elf fragte sich, ob »Schwerkraft« ein guter Name für den Hund sein könnte, aber wenn er es recht bedachte, war er weder kurz, noch vermittelte er die Vorstellung von etwas Weichem, mit dem man spielen konnte.

KAPITEL 7
    D as Wasser drang in Mund und Nase. Eine schreckliche Kälte. Er bekam keine Luft. Der kleine Elf spürte, wie in ihm nur noch Kälte und Verzweiflung waren. Verzweiflung und Angst können einen so vollkommen ausfüllen, dass die Zauberkraft darin ertrinkt.
    Dann kam er plötzlich auf die Idee, er könnte ein Fisch sein. Er dachte, nun, wie soll man sagen, an die Fischheit, an die reine Wesenhaftigkeit von Wassertieren.
    Er dachte an das Gefühl, Kiemen zu haben, an das Vergnügen am kalten Wasser, an die Lust, sich darin zu tummeln, unter den Wellen dahinzufliegen wie ein Vogel unter den Wolken.
    Er glitt unter die Oberfläche hinunter, um den spitzen Stäbchen auszuweichen, die, von sämtlichen Soldaten von Daligar abgeschossen, auf das Wasser herabhagelten. Er schwamm zu den anderen hinüber. Der Hund kam ganz gut zurecht, aber der Mann und die Frau machten wie üblich Unfug: Sie tauchte den Kopf unter Wasser, und er versuchte, ihn ihr hochzuziehen. Der kleine Elf wollte schon sagen, dass dies nicht der rechte Zeitpunkt war, miteinander zu rangeln, und ihnen die richtige Methode erklären: das Bild vom Fisch im Kopf entstehen lassen, dann die Aufmerksamkeit ganz auf die Kiemen richten, aber der Jäger wollte ihm nicht zuhören, ja, er wurde sogar unglaublich unhöflich.
    Zum Glück strömte der Fluss in die richtige Richtung: weit, weit weg, immer weiter weg von Daligar, seinen Lanzenträgern und seinen Galgen, auf die Hochebene und das Hügelland zu.
    Die Landschaft wurde lieblicher. Am Ufer traten die Felsen zurück, das Schilf nahm zu. Das Wasser wurde flacher, die Strömung weniger reißend. Endlich schafften sie es, ans Ufer zu gelangen und sich aus dem Wasser zu ziehen.
    Die Frau bekam nicht richtig Luft: Jeder Atemzug war begleitet von einem gurgelnden Geräusch, eine Art Blubbern, das an einen Topf kochende Bohnen erinnerte, vorausgesetzt natürlich, man hat einen Topf, Feuer,

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