Der letzte Elf
Wasser und Bohnen, aber auch ohne Bohnen macht kochendes Wasser dieses Geräusch.
Der Mann schien verzweifelt.
Eine Menge Wasser und Schlamm lief dem Jäger aus den Haaren und übers Gesicht und so war der kleine Elf sich nicht sicher, aber er hätte schwören können, dass auch der Mann aus Nase und Augen tröpfelte.
»Tu etwas«, brüllte der Mann ihn an, »wenn du kannst, tu etwas, ich bitte dich. Du kannst etwas tun, nicht wahr? Sie liegt im Sterben.«
»Nein, wiiiiiiirklich?«
Der kleine Elf staunte: Wenn die Menschen sterben, machen sie ein Geräusch wie Bohnen auf dem Feuer!
Er streckte die Hand aus und legte sie der Frau aufs Gesicht.
Das war wie ein Schlag in die Magengrube. Nein, ein Schlag auf Lungen und Kehle.
Der kleine Elf spürte, wie das Wasser in ihm gurgelte, während die Kehle brannte, als ob eines dieser Stäbchen mit Spitze hineingefahren wäre. Aber das Grauenhafteste war dieses Gefühl im Kopf: Es sind die letzten Augenblicke, gleich ist alles aus. Die Angst wollte ihn schier überwältigen, aber er konnte sie bezwingen und das war ein Segen, denn in der Angst ertrinkt die Zauberkraft.
Der Kleine konzentrierte sich mit aller Macht auf die Atmung: die Luft, die hineinströmt, und die, die herausströmt, der Geruch nach feuchtem Gras, nach Schilf und Pilzen.
Die Luft strömt hinein: Sie riecht gut. Die Lungen weiten sich. Die Luft strömt heraus. Im Kopf breitet sich der Geruch der Luft aus, und wir wissen, dass der Atemzug, den wir gerade tun, nicht unser letzter ist, sondern dass danach einer, noch einer und immer wieder einer kommt.
Die Frau hustete und spie eine Menge schlammiges Wasser aus, dann öffnete sie die Augen und atmete. Auch der kleine Elf hustete. Beide waren sehr blass und zitterten.
Der Jäger lächelte glücklich, dann lief er und sammelte Schilf und Holz. Es war reichlich davon da; und auch wenn er keine Axt mehr hatte und alles mit den Händen machen musste, kam er schnell voran.
Als der Haufen groß genug war, rührte der Kleine mit dem Finger daran, und lustig flackerte das Feuer auf. Sie waren völlig durchnässt und ihnen war eiskalt, aber der Jäger brachte immer mehr Brennmaterial herbei, das Feuer prasselte und nach und nach ließen Kälte und Nässe nach. Die Frau schlief ein. Der Jäger fand in einem Eichhörnchennest ein paar Nüsse und teilte sie mit dem Kleinen.
»Wir haben keine Waffen mehr, aber man hat uns nicht aufgehängt«, sagte der Mann.
»Wie schade! Wir haben darauf verzichten müssen, hoch oben zu baumeln! Das wäre so schön gewesen!«
Der Mann lachte.
»Wenn du wirklich Wert darauf legst, lässt sich das machen. Das Seil haben sie mir nicht abgenommen. Schau, hier ist es noch. Jetzt zeig ich es dir. Dieser Ast hier ist stark genug. Ich binde es hier fest und dann nehme ich das Seil doppelt. So, das war’s … Willst du es ausprobieren? Halt dich fest. Jetzt stoße ich dich an.«
Das war wunderschön! Rauf und runter, runter und rauf. Schilf, Fluss, Himmel und dann wieder Himmel, Fluss, Schilf.
In der Ferne sah er die Hügel, dahinter das Licht des Sonnenuntergangs. Der kleine Elf hatte die Sonne noch nie untergehen sehen. Immer waren Wolken davor gewesen. Jetzt war alles rosa und ein paar kleine, schmale, längliche Wolken glänzten wie Goldkettchen im letzten Licht, er sah Kastanienwälder, dazwischen kleine bestellte Felder.
Das Schönste, was sich denken ließ. Schön wie fliegen. Ein Glücksgefühl durchdrang den kleinen Elfen.
Die Frau erwachte mit einem Lächeln.
Der Kleine lachte, außer sich vor Freude.
»Schau, so ist Hängen«, sagte er fröhlich zum weiblichen Menschen.
»Nein«, erwiderte sie, »das hier heißt ›Schaukel‹.«
Sie lächelte nicht mehr.
»Aufgehängt werden ist grauenhaft«, fuhr sie fort, »man legt dir einen Strick um den Hals und dann zieht man dich hoch. Das Gewicht deines Körpers zieht nach unten, der Strick schnürt dir den Hals ab, du bekommst keine Luft und stirbst, wie ich vor Kurzem im Wasser.«
Entsetzt hielt der Kleine inne.
Dann glitt er von der improvisierten Schaukel herunter.
Seine Augen waren aufgerissen vor Entsetzen.
Er wurde fahl.
Er bekam keine Luft.
Er kauerte sich auf den Boden und gab eine lange Reihe abgerissener Klagelaute von sich.
Der Mann und die Frau spürten, wie es ihnen eisig über den Rücken lief.
»Warum hast du es ihm gesagt?« Der Mann war wütend. »Er war glücklich. Einmal war er glücklich.«
»Weil er anderen Menschen begegnen wird und weil
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