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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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so war es ein Fest.
    Schließlich, als die Sonne schon hoch stand, eine wirkliche Sonne, die an einem wirklichen blauen Himmel strahlte, verabschiedeten sich die beiden Gruppen, und eine jede zog ihres Weges.
     
     
    Der Mann, die Frau und der kleine Elf gingen im strahlenden Sonnenschein dahin, der Hund folgte ihnen. Auf einer kleinen Lichtung fanden sie an einem Baum ein Stück Pergament. Darauf wurde vor zwei gefährlichen Räubern gewarnt, die in Gesellschaft des hässlichsten Trolls seit Menschengedenken herumzögen. Eine Belohnung war ausgesetzt. Der Kleine dachte, was für ein Glück es doch war, dass sie denen nicht über den Weg gelaufen waren! Sie waren zwei braven Holzfällern und dem schönsten Troll, den die Welt je gesehen hat, begegnet! Merkwürdig, wie viele Trolle es in dieser Gegend gab.
    »Kann mir jemand erklären, was passiert ist und warum wir noch heil und am Leben sind?«
    Sajra lächelte überlegen wie jemand, der verstanden hat. »Was der Kleine im Kopf hat, geht in den Kopf dessen ein, der ihm zuhört«, erklärte sie. »Wenn Yorsch verzweifelt ist, finden wir ihn unerträglich, und wenn er Angst hat, beschleicht uns die Panik, aber wir denken dabei weiter. Schlichtere Gemüter fühlen sich von dem, was der Kleine sagt, sozusagen überschwemmt: Es füllt sie ganz aus. Er hat gesagt ›schön‹ und ›gut‹ und da haben sie sich... wie soll ich sagen... an diese Beschreibung angepasst.«
    »Schlichte Gemüter?«, fragte Monser.
    »Schlichte Gemüter«, bestätigte sie.
    »Schlichte Gemüter«, wiederholte er noch einmal. Dann hielt er inne und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Wir haben das Seil vergessen: Es hing als Schaukel am Baum. Wartet hier auf mich, ich laufe und hole es.«
    Die Frau und der Kleine setzten sich auf einer Lichtung in die Sonne. Die Sonnenwärme war der reinste Genuss.
    In Windeseile war der Jäger bei ihrem letzten Nachtlager angelangt, aber das Schinkengrab war schon geöffnet und geplündert worden. Auch die Schlichtheit schlichter Gemüter hat ihre Grenzen: Er war nicht der Einzige, der auf die Idee gekommen war, den Leichnam zu bergen.
    Er nahm das Seil an sich, rollte es zusammen, verstaute es im Quersack und machte sich auf den Weg zurück.
    Im Gehen fiel ihm die Frage wieder ein, die zuvor offengeblieben war. Wie war das mit dieser Prophezeiung?
    Er fand die beiden auf der Lichtung und fragte.
    Yorschkrunsquarkljolnerstrink strengte sein Gedächtnis an und erinnerte sich: »›Höret: Einst wird die Sonne verschwinden. Wasserfluten werden Mensch und Erde schinden, bis alle sich in tiefster Finsternis befinden. Erst wenn der letzte Elf und der letze Drache einander finden und sich Vergangenheit und Zukunft verbinden... werden die Menschen ihr Schicksal überwinden...‹«<
    »Und was soll das heißen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat deine Großmutter nie von Wasserfluten gesprochen?«
    »Natürlich, sie hat vom Regen gesprochen.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gesagt: ›Heute regnet es‹, oder: ›Zieh dir was Festes an, es regnet‹, oder: ›Die Decken muffeln‹, und einmal hat sie gesagt: ›Es regnet durchs Dach...‹ Dann hat sie gesagt: ›Hier werden die Frösche wohnen‹, und als ich zum dritten Mal einen Schnupfen hatte, habe ich euch schon erzählt, wie es war, als ich zum dritten Mal Schnupfen hatte? Das war, wie mir der Schleim das Näschen ganz verstopfte und ich...«
    »Nein, ich meinte, hat die Großmutter dir etwas darüber erzählt, warum es so kalt geworden ist und warum es so viel regnet in den letzten Jahren? Hat sie dir jemals etwas darüber gesagt, ob es irgendwann einmal aufhört und ob man etwas tun kann, damit es aufhört zu regnen? So was in der Art.«
    »Ach das! Nein, darüber hat sie nie etwas gesagt.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Na gut«, sagte die Frau. »Was weißt du von den Drachen?«
    »Sie sind groß, haben Flügel, sie können fliegen. Sie haben einen schwierigen Charakter, vor allem seitdem die Menschen sie ausgerottet haben. Sie sind Träger der ältesten Geheimnisse der Welt und sie können die Runenschrift lesen, nicht wie andere Leute meiner Bekanntschaft, ich will ja keine Namen nennen, die sie für Schnörkel halten...«
    »Wir müssen den letzten Drachen finden und den letzten...« Der Mann verstummte, als ob ihm plötzlich etwas klar geworden wäre. Er sah den Kleinen an und wagte nicht weiterzusprechen.
    »Den letzten Elfen«, brachte der Kleine den Satz zu Ende. »Der Ärmste! Der

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