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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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Blume.«
    »Was bedeutet der restliche Name?«, fragte der Mann.
    »Groß und mächtig.«
    »Es sind bestimmt nur Laute ohne Sinn«, bestätigte der Mann.
    »Groß und mächtig.«
    » Schk ist eine Verstärkungsform für absolute Überlegenheit.«
    »Was bedeutet das?«
    »Es heißt ›das absolut Unübertreffliche‹. Runsq heißt ›groß‹ und uarkljol ›mächtig‹. Der Größte, der Mächtigste und der Letzte, nach dem keiner mehr kommt.«
    Der Kleine wirkte verändert. Seine großen Augen strahlten in Grün und Blau, den Elfenfarben, und sein Gesicht leuchtete von innen her. Er wirkte sogar größer.
    »Wir brechen morgen auf«, sagte er ruhig. »Wir gehen den letzten Drachen suchen. Wir beide müssen einen Kreis durchbrechen. Ich weiß nicht, welchen Kreis. Ich weiß nicht, was das bedeutet. Aber danach kommt die Sonne wieder.«
    Dann hob der Kleine die Augen und sah sich um, betrachtete das Gemäuer des alten Turms ringsum.
    »Mein Papa ist hier gewesen«, sagte er gerührt. Lang betrachtete er die alten Steine und strich mit der Hand darüber. »Auch mein Papa hat diese Steine berührt«, setzte er hinzu. Dann sah er wieder auf die Karte. »Dieses seltsame Zeichen auf der Karte: als sollte es auf etwas in der Tiefe hinweisen.«
    Es wies tatsächlich auf etwas in der Tiefe hin. Es wies darauf hin, dass der Turm unter ihren Füßen noch weiter in die Tiefe hinunterreichte. Die Reisigbündel verdeckten eine kleine Falltür, die in ein verborgenes Kellergelass führte, wo ein Schwert, eine Axt und ein Bogen lagen. Alle hatten silberne Einlegearbeiten und das Silber bildete unverwechselbar elfische Buchstaben. Auch die drei zum Bogen gehörenden Pfeile hatten Silberverzierungen, die in mysteriösen Spiralen Worte bildeten.
    »Wie hieß dein Vater?«, fragte der Mann, als er seine Stimme wiederfand.
    »Gornonbenmayerguld.«
    »Und was heißt das?«
    »›Derjenige, der den Weg findet und ihn den anderen weist‹.«
    Im Köcher fand sich auch ein kleines blaues Samtsäckchen mit drei Goldmünzen darin.
    »Dein Vater hat dir ein richtiges Vermächtnis hinterlassen«, schloss der Mann.
    Der kleine Elf hatte das Gefühl, er sei mit einem Mal weniger Waise geworden. Eine merkwürdige Empfindung. Als ob die Glaswand der Einsamkeit zum ersten Mal Sprünge und Risse bekommen hätte.
    Er war der letzte Spross einer ausgerotteten Sippe, doch aus der Vergangenheit drang bis zu ihm etwas Liebe, die seine Zeitgenossen ihm versagten.
    Wieder und wieder ließ er seine Finger über die Gegenstände gleiten. Sie waren für ihn gemacht; sie waren für ihn hinterlassen worden.
    Jemand hatte liebevoll an ihn gedacht, während er sie machte, während er sie dort bereitlegte.
    Er hoffte, Tod sei ein Ort, von dem aus sein Vater ihn sehen könne.

KAPITEL 11
    A m Morgen lichtete sich der Nebel. In zügigem Tempo machten sie sich an dem Wildbach entlang auf den Weg. Nach ein paar Stunden setzte ein leichter Regen ein, der sie jedoch beim Gehen nicht behinderte.
    Gegen Mittag erblickten sie den Fluss. Die Eichen waren von großen Kastanienbäumen abgelöst worden, was rasches Vorwärtskommen bedeutete und einen vollen Bauch. Sie aßen die Kastanien im Gehen, roh, um sich nicht mit dem Rösten aufhalten zu müssen.
    Der Fluss wurde breiter. Der Himmel klarte auf. Es hörte auf zu regnen. In einer Flussbiegung stießen sie auf eine Gruppe von drei Häusern, daran grenzten ein Maisfeld und ein Weinberg. Das konnte nur Arstrid sein, das letzte eingezeichnete Dorf. Es gab Wiesen, ein Kastanienwäldchen und im Hintergrund sahen sie die ersten Gebirgsausläufer. Die Schattenberge waren nicht mehr weit. Zwischen den Häusern stand ein großer Kupferkessel mit einem Gitterrost darüber, auf dem ein Dutzend Forellen zum Räuchern ausgelegt waren. Rings um die Häuser standen in Gruppen schöne Apfelbäume, die sich unter der Last ihrer Äpfel bogen. In einer Flusswindung waren drei kleine Boote mit dicken Tauen an großen Pfählen festgemacht und schaukelten in der Strömung. Zwischen den Obstbäumen, auf den Wiesen und im Kastanienwäldchen sprangen munter etwa zehn Schäfchen und ein paar Ziegen herum. Jedes der Häuser hatte einen Schornstein, aus dem Rauch aufstieg.
    »Vor dem endlosen Regen muss es auf der ganzen Welt so behaglich und schön gewesen sein«, sagte die Frau.
    Die Bewohner, rund ein Dutzend Männer und Frauen, dazu eine Schar von Kindern, liefen bei ihrer Ankunft zusammen. Sie hatten Kleidung aus grober Wolle an, entweder

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