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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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leise zu nieseln.
    In dieser Nacht lagerten sie sich alle rings um das Feuer, das der Kleine angezündet hatte, unter einer Art Dach. Die beiden »Holzfäller« hatten mit ihren mörderischen Äxten ein paar Äste abgeschlagen und es zusammengebaut.
    Der Hund und der Kleine schliefen, aneinandergeschmiegt wie zwei umgedrehte Kommas, dann kamen nacheinander die drei Haufen: der kleinere der beiden Riesen, der größere der beiden Riesen und schließlich, doppelt so groß wie die anderen beiden zusammengenommen, der Troll.
    Der Jäger und die Frau lagen auf der anderen Seite des Feuers.
    Die beiden Riesen schnarchten. Der Troll blökte im Traum »Sch…ö…ö…ö…ö…ö…ö…n«.
    »Wird der die ganze Nacht so weiterblöken?«, fragte der Jäger entnervt.
    »Ich an deiner Stelle würde mich nicht darüber beklagen.«
    Der Jäger beklagte sich nicht mehr.
    Das Geblöke des Trolls mischte sich unter das ruhige Schnarchen der anderen beiden.
    Im Schlaf drehte sich die Frau um und rutschte dadurch ganz dicht an den Jäger heran, der sich bis zum Morgengrauen nicht mehr rührte, aus Angst, sie könnte wach werden und wieder wegrücken.
    Zwischen den Pfoten des Hundes eingerollt, fragte der kleine Elf sich, ob »Kleiner Troll« ein guter Name für den Hund sein könnte. Er gefiel ihm, aber der Hund hatte neben dem Maul keinen Zapfen für Brezeln.
    Dann schlief er ein und träumte vom Meer.

KAPITEL 9
    R osa und golden zog die Morgenröte herauf und übergoss den Himmel mit Helligkeit, die Sterne verblassten, ihr Funkeln verlor sich im zunehmenden Licht. Der Himmel war klar. Im Hügelland lösten einander grüne Matten und kleine Täler ab, die einen glänzten schon in der Sonne, in den anderen lag noch dichter Nebel.
    Ein paar Vögel sangen.
    Als Erster erwachte der Troll, gleich darauf der kleine Elf, der unablässig seine Schönheit, Macht und Größe pries.
    Der Kleine schilderte die Herrlichkeit des violetten Kamms, den der Troll am Nacken trug, dessen Spitzen waren nun von Tau bedeckt und glitzerten in der Sonne. Dann pries er die Klauen des Trolls, die wirkten wie Mondsicheln in einer Sommernacht, und die runde, rötliche Nase, die aussah wie der Vollmond in tiefer Winternacht. Dann erging er sich über die Gutherzigkeit der beiden riesigen Menschen, die tote oder sterbende Bäume in wärmendes Feuer, Wiegen, Tische und Spielzeug verwandelten. Tränen der Rührung glänzten in den Augen des Trolls und der Holzfäller.
    Einer der beiden Riesen holte seinen Quersack hervor und bot der ganzen Gesellschaft ein Frühstück an.
    Der Jäger sah ihn völlig entgeistert an, so verstört, als hätte er den Geist seines Vaters gesehen. Im Quersack befanden sich sechs Maiskolben, das heißt die unerhörte Zahl von einem pro Person, dazu ein Stückchen Räucherschinken.
    Unter Schmerzen betrachtete Yorschkrunsquarkljolnerstrink den Schinken und stöhnte ein wenig - das war aber gar nichts im Vergleich zu dem Gezeter bei dem toten Kaninchen, denn hier lag das Ableben des Geschöpfes zu weit zurück, als dass er den Schmerz und die Todesangst noch hätte spüren können.
    »Können wir ihn also essen?«, fragte der Jäger in leiser Hoffnung.
    »Niemals!«, erwiderte der Kleine empört. Er wandte sich an die drei. »Ihr wollt doch wohl nicht ein Geschöpf essen, das lebendig gewesen ist? Ihr? Ihr, die ihr so gut und schön seid?«
    »Hmmmmmmmm, wer, wir?«
    »Hmmmmmmmm, nein, wir nicht.«
    »Wer weiß, wie das in den Quersack gekommen ist.«
    »Wir gut und schön, nicht essen, wenn du nicht wollen.«
    Der Jäger wurde immer fassungsloser und entgeisterter, als ob er diese ganze Unterhaltung, die dem Kleinen nach so viel Unsinn endlich einmal wie ein normales Gespräch vorkam, aus irgendeinem Grund seltsam fände.
    Während die Maiskolben über dem Feuer rösteten, grub der kleine Elf ein winziges Loch und legte das Stück Schinken hinein. Er deckte alles sorgfältig zu und in Ermangelung von Blumen schmückte er die Stelle mit einem Zweig voll roter Beeren. Während der ganzen Aktion hatte der Jäger unablässig auf den Schinken gestarrt, als wenn er der Beerdigung eines nahen Verwandten beiwohnte. Vielleicht hatte er das Schwein ja gekannt und die Erinnerung daran ging ihm nach... Alles in allem war er vielleicht doch nicht so schlecht.
    Die Vorstellung von einem Maiskolben pro Person war eine Illusion gewesen. Der Troll aß drei, die Riesen jeder einen und der Mann, die Frau und der Kleine teilten sich den sechsten, aber auch

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