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Der letzte Elf

Titel: Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana DeMari Silvana De Mari
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naturbelassen oder indigoblau gefärbt. Sie betrachteten den gelben Mantel des Kleinen und den Elfenbogen, den der Jäger trug, doch sie ließen weder Angst noch Abscheu erkennen.
    Der Jäger sprach als Erster. Er grüßte höflich, nannte seinen Namen, fragte, ob es möglich sei, Lebensmittel zu kaufen, ein Boot und Kleidung.
    Die Gruppe antwortete nicht gleich. Es gab ein langes Hin und Her, dann fragte der, der wie der Älteste in der Gruppe aussah, ein hochgewachsener Mann mit kurzem weißem Bart, was sie als Zahlungsmittel hätten.
    »Ein richtiges Stück echtes Gold«, bot der Jäger.
    Es folgten endlose Verhandlungen. Da war nichts zu machen: Der Alte verlangte drei Goldstücke. Der Jäger musste nachgeben.
    Endlich war der Handel abgeschlossen. Das ausgesuchte Boot war klein, aber solide. Der Jäger lud einen Schlauch Ziegenmilch ein, einen großen Sack Äpfel, einen kleineren mit Maiskolben und zwei noch kleinere, der eine mit geräucherten Forellen, der andere mit Rosinen. Dann kaufte er ein Hemd, ein Paar Hosen und einen Mantel aus indigofarbener Wolle für Yorsch, sodass er seine zerknitterten, groben gelben Fetzen ablegen konnte.
    Yorsch strahlte, als er die neuen Kleider sah.
    »Der andere Elf war auch blau angezogen«, sagte der Alte. »Der vor ein paar Jahren hier vorbeikam. Der uns für diese drei Goldstücke den Kessel des Überflusses und der Eintracht verkauft hat.«
    »Den was?«
    »Den Kessel des Überflusses und der Eintracht«, erklärte der Alte und deutete auf den großen Räucherkessel. Es war ein merkwürdiger Kessel, mit einer Art doppeltem Boden, unter dem die Glut lag, und Löchern darin, durch die der Rauch nach oben drang. »Solang der Kessel funktioniert, sind wir vor Elend und Streit geschützt. Es regnet, soviel gut ist, und seitdem der Elf hier vorbeigekommen ist, gibt es keine Prügeleien mehr. Vorher gab es jeden Tag mindestens drei. Und die gingen beileibe nicht immer gut aus! Hier in der Gegend sind wir alle mit dem Messer schnell bei der Hand. Es waren genau diese drei Goldstücke. Eines etwas oval, das andere am Rand etwas angeschlagen. Der kleine Elf ist sein Sohn, nicht wahr? Na, es war ein Vergnügen, Geschäfte mit euch zu machen. Wir haben nicht nur das Gold des Dorfes wiederbekommen, sondern, wenn auch ihr Eintracht und Überfluss verbreitet, dann freut es uns, euch behilflich gewesen zu sein.«
    »Meinst du nicht, dass es uns noch viel mehr helfen würde, wenn wir eines der drei Goldstücke zurückbekommen könnten?«, versuchte es der Jäger.
    »Ich bin mir sicher, dass ihr tüchtig genug seid und auch so zurechtkommt«, antwortete der Alte gelassen. »Die Lektion über die Gesetze des Handels und die Regeln der Verhandlungsführung hat uns der andere Elf erteilt, bevor er ging. Er war wirklich ein ganz außergewöhnliches Wesen.«
    Boot fahren war herrlich. Man musste nur auf dem Rücken ausgestreckt liegen bleiben, während die Strömung alles machte und sie von allein in die richtige Richtung trug. Das Boot war wunderbar bequem eingerichtet. Da war ein kleines Dach, das vor Regen schützte, ein eisernes Kohlebecken, in dem das Feuer nie ausging und wo man sich die Füße wärmen oder Maiskolben rösten konnte. Morgens und abends gingen sie an Land, um den Hund laufen zu lassen und Reisig und trockenes Holz zu sammeln. Die Ufer waren mal felsig, mal von schmalen Stränden gesäumt, aber immer sanft und völlig verlassen. Zum ersten Mal im Leben war ihnen ihr ständiger Gefährte, der Hunger, von der Seite gewichen. Der kleine Elf war bereit, den drei Fleischfressern ein paar Bissen Räucherforelle zu gönnen.
    Von Tag zu Tag rückten die Berge näher. Immer länger wurde die Zeit am Tag, die sie im Schatten der Gipfel dahinfuhren. Der kleine Elf war still, hielt sich in der Nähe des Kohlebeckens, mit seinem Büchlein in der Hand.
    »Dein Vater muss eine außerordentlich mächtige Zauberkraft besessen haben«, sagte Monser eines Morgens.
    »Großmutter meinte, nicht. Die Zauberkraft ist nicht bei allen gleich. Der eine hat mehr, der andere weniger. Großmutter sagte, Papa sei der am wenigsten mit Magie begabte Elf, den sie gekannt hat. Sie sagte, das Einzige, was er mit Zauberkraft machen konnte, sei ein Feuer anzuzünden gewesen. Wenn alles glattging und der Wind aus der richtigen Richtung kam. Während Großmutter Wasser auch ohne Feuer zum Kochen bringen konnte und Warzen mit Kräutern heilte.«
    »Wie hat dein Vater es dann angestellt, diesen Ort reich und

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