Der letzte Exfreund meines Lebens
lange dauern, bis die Leute sich die Haare raufen, wenn er ihnen einen Vortrag hält. Ich kann diesen Schwachkopf mit seinen recycelten Pullovern und seinen Tofuzigaretten einfach nicht ausstehen.«
»Am schlimmsten ist seine widerliche Selbstgefälligkeit«, stimmte ihm Freddie zu. »Er guckt auf jeden runter, der eine echte Arbeit hat, leiht sich hingegen ständig Geld von Kate.«
»Ich weiß. Aber sie hat ihn anscheinend gern. Wir müssen einfach hoffen, dass sie irgendwann Vernunft annimmt.«
Freddie bestrich Brot mit Butter und teilte die verbliebenen Würstchen und den Speck zwischen zwei Scheiben auf. »Vielleicht lernt sie ja jemand Nettes kennen, wenn sie allein auf der Hochzeitsfeier ist.« Er klappte die Brothälften zusammen, schnitt sie in der Mitte durch und türmte sie auf einem Teller auf.
»Sie werden sich doch um sie kümmern, oder, Freddie?«, fragte Jack.
»Natürlich, Mr O. Ich bin immer für sie da.« Freddie füllte die Gläser auf, segelte aus dem Raum, brachte Rachel und ihrer Mutter den bestellten Sekt, kehrte zurück in die obere Etage und schob die Tür des Zimmers seiner Freundin, da er mit dem Nähkästchen, den Broten, einer Sektflasche und ihren beiden Gläsern schließlich voll beladen war, mit dem rechten Fuß auf.
»Und, wie stehen die Aktien unten?«, erkundigte sich Kate.
»Nun, ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass die gute Rachel stocksauer auf dich ist. Und deine Mutter macht den Eindruck, als würde sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen.«
»Das überrascht mich nicht.« Die O’Neill-Kinder scherzten oft, ihre Mutter, eine ehemalige Schauspielerin, hätte zwar der Bühne den Rücken gekehrt, führe dafür allerdings eben einfach jetzt zuhause all die Dramen weiter auf.
»Rachel sagt, dass du das Kleid noch einmal ausziehen und im Morgenmantel runterkommen sollst, um dir die Haare und die Nägel machen zu lassen.« Er legte seine Beute auf das Bett und klappte das Nähkästchen auf. »Aber lass es noch kurz an, damit ich es feststecken kann. Und erzähl mir von Afrika«, bat er, den Mund voller Stecknadeln.
»Oh, es war einfach fantastisch! Superharte Arbeit, doch die hat sich auf jeden Fall gelohnt.«
»So, fertig«, meinte er nach einem Augenblick.
Kate stieg wieder aus dem Kleid, zog ihren Bademantel an und warf sich auf ihr Bett. »Oh Gott, am liebsten würde ich mich wieder hinlegen und drei Tage durchschlafen.«
»Müde?« Freddie zerzauste ihr das Haar.
»Total erledigt«, gab sie zu.
»Das erinnert mich an was – ich habe am Montag einen Komparsenjob für uns. Ist das für dich okay?«
»Auf jeden Fall. Ich kann das Geld gebrauchen, weil ich wieder einmal völlig pleite bin. Was für eine Produktion?«
»Northsiders .« Ab und zu besserte Freddie, der Kostümdesigner war, seine Haushaltskasse mit Komparsenjobs auf, und wenn Kate – was oft der Fall war – gerade keine Arbeit hatte, machte sie bei diesen Dingen mit. Auch bei Northsiders, der neuesten einheimischen Seifenoper, hatte sie schon ein paar Auftritte gehabt.
»Ich habe ihnen gesagt, ich würde dich mitbringen, aber es ist auch okay, wenn du nicht willst.«
»Nein, das wäre sogar super. Weil Afrika, finanziell gesehen, das reinste Desaster war. Ich habe kaum das Geld für den Rückflug zusammengekriegt – kurzfristig dachte ich, wenn ich mich nicht an einen Kamelhändler verkaufe, würde ich bis an mein Lebensende irgendwo dort unten festsitzen. Daher muss ich umgehend in die Gänge kommen und mir eine neue Arbeit suchen – doch das kann noch ein paar Tage warten.« Sie richtete sich mühsam wieder auf. »Aber jetzt gehe ich wohl besser runter und lasse mich aufbrezeln.«
»Eins nach dem anderen«, erklärte Freddie ihr und drückte ihr ein Sektglas in die Hand.
Kate setzte sich zu ihm auf den Boden, lehnte sich mit dem Rücken an ihr Bett und biss herzhaft von einem Sandwich ab. »Mmm, das Brot schmeckt einfach toll.«
»Und, hast du auf deinen Reisen jemand Nettes kennengelernt?«
»Oh, bitte, Freddie, fang jetzt bloß nicht damit an – diese Frage werden mir nachher wahrscheinlich sämtliche Verwandten stellen, das ist schon schlimm genug.«
»Also bitte, irgendwelche Klatschgeschichten wird es doch wohl geben – schließlich warst du drei Monate unterwegs und willst doch sicher nicht behaupten, dass es in der ganzen Zeit nicht eine Bettgeschichte gab.«
»Es gab nirgendwo Betten, falls ich dich daran erinnern darf. Es war ein Camping-Trip.«
»Dann also
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