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Julia Extra Band 0295

Julia Extra Band 0295

Titel: Julia Extra Band 0295 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON SALA MELISSA JAMES ALLY BLAKE JACKIE BRAUN
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1. KAPITEL
    „Meine. Meine. Gib her!“, schrie der Kleine. „Doofer Timmy! Gib her!“
    „Hol sie dir doch, du Versager!“
    „Ich sag’s Daddy.“
    „Mach’s doch, du Zwerg“, brüllte der ältere Junge. „Dad hört gar nicht hin. Den interessiert das nicht.“
    Jennifer March unterbrach ihre Näherei, ließ die Hände in den Schoß sinken und seufzte. Nebenan ging es wieder hoch her. Seit dort vor sieben Tagen eine Familie eingezogen war, drang nichts als Gezänk und Geschrei zu ihr herüber. Vier Mal hatte sie schon versucht, sich den neuen Nachbarn vorzustellen, doch immer hatte der furchtbare Lärm sie zurück auf ihr eigenes Grundstück getrieben.
    Natürlich hätte sie auch auf anderem Wege etwas über die Leute in Erfahrung bringen können. In einer Kleinstadt machte alles rasch seine Runde. Doch Jennifer hielt nichts von Klatsch und Tratsch und hoffte, dass die Zugezogenen von sich aus Kontakt zu ihr aufnehmen würden.
    Bisher hatten sie jedoch keinerlei Anstalten dazu gemacht, obwohl sie wirklich nicht gerade zurückgezogen lebten. Zumindest die Kinder nicht. Der Zaun zwischen den Grundstücken schien ihr Lieblingsplatz zu sein, um sich dort lautstark zu streiten. Ob Jennifer wollte oder nicht, wurde sie permanent Ohrenzeugin familiärer Auseinandersetzungen.
    Früher oder später wirst du dich da hineinziehen lassen, spottete ihre innere Stimme. Bitter klang sie nicht, eher schicksalsergeben. Jennifer musste an das denken, was Mark ihr vor der endgültigen Trennung gesagt hatte. Du reißt dich geradezu darum, anderen zu helfen. In diese Kleinstadt ziehst du doch nur, um nach dem Tod von Aunt Jean das Leben von Uncle Joe wieder in Ordnung zu bringen. Du willst immer die gute Fee spielen.
    Ach, sollte Mark doch denken, was er wollte! Gewiss, sie war hergekommen, um Uncle Joe über die schlimmste Trauer hinwegzuhelfen, aber auch, um sich selbst zu retten. Vor dem Mitleid ihrer Schwestern, die alle gesunde Kinder hatten …
    „Daddy hört mir wohl zu.“ Der verzweifelte Protest des Kleinen riss Jennifer aus ihren trüben Gedanken. Seine Stimme klang jammervoll und erinnerte sie an Cody. Jennifer schätzte das Kind auf drei Jahre. So alt war auch Cody gewesen.
    Vielleicht hätten die beiden zusammen gespielt, obwohl Cody jetzt schon fünf gewesen wäre.
    Ihre Kehle schnürte sich zusammen, und ihre Augen brannten. Sie atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Die Zeit der Tränen war vorbei, musste vorbei sein. Bis zu ihrem letzten Atemzug würde sie Cody vermissen. Und das Muttersein. Aber sie wollte weiterleben und das Beste aus ihrem Schicksal machen.
    „Ja, Rowdy. Daddy hört dir zu.“ Die raue Stimme, aus der Müdigkeit klang, empfand Jennifer als Erlösung. Sie war drauf und dran gewesen, sich wieder ihrem Kummer hinzugeben. Wie ein Strudel zog er sie manchmal nach unten.
    „Timothy Brannigan, du solltest dich schämen, einen Dreijährigen zu piesacken. Ich habe dich gebeten, nur eine halbe Stunde auf deinen kleinen Bruder aufzupassen, weil ich etwas zu erledigen habe, und schon stiehlst du ihm seine Kuscheldecke. Warum machst du so etwas Hässliches?“
    Wie von einem Magneten angezogen ging Jennifer zum Fenster und beobachtete durch die Gardinen, was vor sich ging. Es sollte sie nicht interessieren, sie hatte eigene Sorgen. Doch das Leben in dieser verschlafenen Kleinstadt bot wenig Abwechslung und Möglichkeiten zur Anteilnahme. Zwei Fernsehkanäle konnte man hier empfangen, und das auch nur, wenn der Wind günstig stand und es nicht regnete. Ein Radiosender dudelte für die Alten, einer für die Jugend. Überhaupt gab es hier alles zweifach. Nicht mehr und nicht weniger.
    Und deshalb stand ihr Haus nicht allein auf dem Hügel, sondern neben einem ebenso alten und ebenso verbauten Zwillingshaus auf einem ebenso langen und handtuchschmalen Grundstück wie dem ihren. Sonst hatte sie keine Nachbarn. Einsam war es hier, drei Kilometer von der Stadt gelegen, mit Blick auf das nur fünfhundert Meter entfernte Meer.
    „Ich habe sie ihm nicht geklaut. Die Decke ist eklig, Dad. Er steckt sie in den Mund.“ Der Junge schaute zu seinem Vater auf. „Sie stinkt. Riech doch mal …“
    Der große Mann – er hatte schönes braunes Haar mit schimmernden Lichtern darin, obwohl es wild und ungekämmt aussah – legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. „Für dich ist sie vielleicht eklig, Tim. Aber Rowdy ist noch klein. Gib ihm jetzt seine Decke zurück. Morgen stecke ich sie in die

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