Der letzte Krieg der Engel (German Edition)
können Sie nicht durch.“ Arel hatte sich einen langen Moment in den Gewölben der Kapellen mit den Touristen aufgehalten, um die Kunstwerke zu genießen, aber jetzt strebte er mit festem Schritt zu einem gesperrten Seitenflügel und wurde prompt von einem Geistlichen in einer langen, dunkelblauen Robe aufgehalten.
„Doch, ich denke, das kann ich“, sagte Arel mit einem Lächeln. Er ließ seine Flügel leise rascheln, ohne dass der Mensch sie hätte sehen können. „Mein Name ist Arel und ich muss unbedingt mit jemandem reden, der sich mit der Einen auskennt.“
„Die Eine?“ Der Priester wurde blass und blickte sofort zu Boden - scheinbar hatte er schon von ihr gehört. „Woher wissen Sie ...“ Aber er unterbrach sich selbst, verbeugte sich stattdessen und bat Arel mit einer Handbewegung, ihm tiefer in die Heilige Stadt zu folgen.
Gänge und Zimmer und Plätze und Säle ließen sie links liegen oder durchquerten sie. Schließlich wurde Arel in einen kleineren Raum mit wundervollen Bleiglasfenstern gebracht, durch die helles Sonnenlicht fiel und Staubkörnchen über einem einfachen, alten Konferenztisch tanzen ließ.
„Bitte warten Sie hier“, wurde er aufgefordert. Der Priester verschwand und Arel schob die Hände in die Taschen seines Mantels, um aus dem Fenster in den Innenhof zu starren. Dort eilten viele Menschen entlang, nicht ahnend, wie nah wieder einmal das Ende der Welt sein konnte.
„Pater Vincenzo“, riss ihn der Priester aus seinen Gedanken. Als sich Arel langsam umdrehte, sah er einen Mönch, in ein einfaches Gewand der Franziskaner gehüllt, mit einem Rosenkranz am Gürtel. Hinter einer schlichten, randlosen Brille musterten ihn wache Augen.
„Man sagte mir, Sie wollten mich sprechen?“ Der andere Mann zog sich zurück, und Arel kam einen Schritt näher, während er leicht die Schultern zuckte.
„Wenn du mir etwas über die Eine sagen kannst, stimmt das“, sagte er respektlos und musterte den Mönch ganz genau. „Mein Name ist Arel.“
„Großer Gott!“ Der Mönch schlug das Kreuzzeichen vor der Brust und blickte zu Boden, ehe er Arel wieder ansah. „Verzeiht mir, aber ich muss gestehen, dass ich mir den Gregorie des Racheengels immer anders vorgestellt hatte.“
„Bitte, lassen wir das Getue, okay?“, winkte Arel ab und verzog das Gesicht. „Ich fühle mich schon lange nicht mehr wirklich als Engel ... Aber kommen wir zur Sache: Was kannst du mir über die Eine sagen?“
„Ist es jetzt soweit?“, fragte der Pater erstmal dagegen. Er bat Arel, auf einem der hochlehnigen, bequemen Stühle Platz zu nehmen. „Muss sie jetzt ihre Aufgabe übernehmen?“
„Ich weiß nicht, was du über ihre Aufgabe weißt“, gab sich Arel verschlossen und hob eine Augenbraue. „Erzähl mir von ihr, okay? Dann sage ich dir, was ich weiß.“
„In Ordnung.“ Der Pater war ganz offensichtlich von Arels Art und auch seiner Ausdrucksweise überrascht, das konnte der Engel sehen. Aber er hatte nicht vor, hier den würdevollen Engel herauszukehren, sondern lehnte sich bequem zurück und zog ein Bein hoch, bis er es gegen den Tisch stemmen konnte.
„Kann ich Euch irgendetwas anbieten?“, fragte der Mönch und musterte Arel aufmerksam. Der Engel sah müde aus. „Tee, vielleicht, oder etwas zu essen?“
„Danke, das ist sehr freundlich, aber wir Engel brauchen hier auf Erden nichts zu uns nehmen“, erwiderte Arel und seufzte leise, ehe er zwei Finger gegen die Nasenwurzel presste. „Ich hab `ne lange Reise von Wisconsin hierher hinter mir und würde jetzt gerne ...“
„Natürlich! Entschuldigt bitte!“ Der Pater blieb bei den Förmlichkeiten. Arel seufzte unmerklich, während der Mönch ein dickes Buch aus einem Regal an der Wand zog und vor sich aufschlug.
„Ich habe mich seit einer ganzen Weile mit der Prophezeiung der Einen beschäftigt“, kam er ohne Umschweife zum Thema. „Sie wurde erstmals vor guten zweitausend Jahren erwähnt, ich denke, kurz nach der Kreuzigung unseres Herrn, Jesus Christus.“
Arel nickte, das ergab Sinn: Der Heiland war da gewesen, man musste den Menschen durch eine neue Prophezeiung Hoffnung geben.
„Jedenfalls habe ich über die Jahre hinweg alles zusammengetragen, was ich über sie finden konnte“, fuhr der Pater fort. Er blätterte durch das Buch, das mit einer sehr sorgfältigen Handschrift eng beschrieben worden war. „Und vor beinahe genau fünfundzwanzig Jahren begann es: Ein Zeichen nach dem anderen zeigte sich, bis hin zum ‚Auge
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