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Der letzte Krieger: Roman

Der letzte Krieger: Roman

Titel: Der letzte Krieger: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Falk
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rasend schnell auf sie herabstieß und dabei ebenso rasch größer wurde – viel größer. Der Schrei eines Raubvogels gellte durch die Nacht. Angelegte Flügel breiteten sich aus, um die Landung abzufangen. Athanor war, als ob die riesigen Schwingen die Sterne auslöschten. Wie von selbst riss sein Schwertarm die Waffe empor. Flattern und Rauschen erfüllte die Luft, das Feuer flackerte. Staub und Sand wirbelten auf, stachen ihn in die Augen. Schützend hob er die freie Hand vors Gesicht und starrte auf das majestätische Tier, das sich auf breiten Löwenpranken neben dem Troll niederließ.
    Ein Greif! Athanor kannte diese Wesen nur von Mosaiken an den Tempeln und Palästen Theroias. Der Körper der Chimäre war mit rotgoldenem Fell bedeckt, das um die Flügel und den Hals in Gefieder überging. Die Raubvogelaugen blickten so streng, als wachten sie unerbittlich über das Schicksal der Welt. Gereizt peitschte der Greif mit seinem Löwenschwanz den Boden und öffnete den Respekt einflößenden Schnabel zu einem weiteren Schrei.
    »Du kannst die Orks später fressen«, beschied ihm die Elfe, die ihn gerufen hatte, und sprang leichtfüßig auf seinen muskulösen Rücken. »Den Menschen überlasse ich eurer Verantwortung«, eröffnete sie ihren Gefährten. »Verfahrt mit ihm, wie ihr es für richtig haltet.«
    Athanor sah nicht, ob sie dem Greif irgendein Zeichen gab, doch das Tier stieß sich bei ihren letzten Worten vom Boden ab und hob sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft. Der Wind zerrte an Athanors Haar und wehte ihm neuen Staub ins Gesicht. Noch einmal glänzten Gefieder und Fell im Feuerschein auf, dann stieg der Greif so hoch, dass er nur noch ein Schatten im Mondlicht war.
    Erst als er sich von dem erhabenen Anblick löste, merkte Athanor, dass er das Schwert noch immer abwehrend erhoben hielt. Er senkte es und wandte sich dabei den verbliebenen Elfen zu. Die Augen des Kriegers funkelten feindselig im Schatten des Helms.
    »Wir sollten ihn mitnehmen, damit die Ältesten ihn befragen können«, befand die Elfe, die Elanya genannt worden war. »Er kann uns sicher mehr über den Krieg erzählen als alle unsere Kundschafter zusammen.«
    »Mitnehmen?« Der Elf spuckte das Wort förmlich aus. »Er könnte ein Spion sein. Weshalb spricht er sonst unsere Sprache? Und das auch noch schlecht.«
    Schlecht? Das ist ja der Gipfel. Wer redet denn hier unverständlich? »Ich kenne eure Sprache nur, weil man mich als Kind gezwungen hat, sie zu lernen. Und ich habe es jeden einzelnen Tag gehasst!« Ob er dem Graubart mit der Weidenrute nun doch dafür dankbar sein musste, würde er erst nach dieser Begegnung entscheiden.
    »Das ergibt überhaupt keinen Sinn!«, ereiferte sich der Elf. »Wir sprechen nicht mit ihnen. Warum also sollten Menschen so etwas tun?«
    Eine Frage, die sich Athanor damals Tag für Tag gestellt hatte. »Vielleicht, um kleine Kinder zu quälen, die dann später alle stolz darauf sind, dass sie sich in einer Sprache unterhalten können, die außer ihnen niemand versteht.«
    Der Elf trat mit zornigem Blick näher und hob drohend sein gekrümmtes Schwert. »Wenn du nicht endlich aufhörst, uns zum Narren zu halten …«
    »Ich halte niemanden zum Narren!«, fuhr Athanor auf. »Ich sage die Wahrheit. Ihr mögt die Menschen vergessen haben, aber sie euch nicht. Wer Wissen in Worte fassen will, benutzt eure Sprache, weil alle Schriften in Elfisch verfasst sind.«
    »Lass uns endlich vernünftig mit ihm sprechen, Davaron. Dieser Streit führt nirgendwohin.«
    »Man kann mit Menschen nicht vernünftig sprechen. Gewalt ist die einzige Sprache, die sie verstehen.«
    Athanor hatte genug davon, sich beschimpfen zu lassen. In seinen Wunden pochte und brannte es. Er fühlte sich müde und etwas schwindlig. »Falls du mich unbedingt töten willst, könnten wir dann jetzt damit anfangen? Ansonsten würde ich mich nämlich setzen.« Vage deutete er auf seinen verletzten Fuß, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen.
    Davaron erwiderte ungerührt seinen Blick. »Glaub mir, wenn wir nicht tatsächlich mehr über die Geschehnisse in den Menschenlanden in Erfahrung bringen müssten, würde ich dich auf der Stelle zu den Schatten schicken.«
    Athanor blieb die Erwiderung im Hals stecken – jäh begann der Griff seines Schwerts förmlich zu glühen und wurde mit jedem Augenblick heißer. Sein verwundertes »Was …« ging in ein gequältes Zischen über, als sich der Schmerz in seine Hand fraß. Hastig ließ

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