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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Beck
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ein bisschen Zeit gehabt?«
    Da das Telefon sich jedoch von ihrem Ärger nicht beeinflussen ließ, klingelte es weiter. Lara zog sich das Kissen über den Kopf. Nach einer Weile hörte das Klingeln auf.
    »Sie igelt sich ein«, sagte Anke. »Sie antwortet einfach nicht.«
    »Wenn es Chris war, wird er sich davon nicht abhalten lassen, es wieder zu versuchen«, vermutete Maja. »Können wir sie nicht irgendwie dazu bringen dranzugehen? Jede Minute, die sie nicht mit Grübeleien im Bett verbringt, wäre ein Anfang.«
    »Es würde sie davon abhalten Schlaftabletten zu nehmen, meinst du? Ja.« Anke strich sich nachdenklich übers Kinn. »Ich weiß nicht, ob ich so gut bin wie er, aber wir könnten unsere Gedanken bündeln und ihr den Wunsch, doch zu antworten, ins Ohr setzen.« Sie hob ein wenig entschuldigend die Schultern. »Garantieren kann ich es nicht. Er war damals schon sehr erfahren, als er mich unterstützte. Ich habe das noch nicht so oft gemacht.«
    »Einen Versuch ist es wert.« Majas zärtlicher Blick ruhte auf Lara. »Wenn ich dir doch nur noch einmal sagen könnte, wie sehr ich dich liebe«, flüsterte sie. »Du bist mein Ein und Alles. Nie hätte ich dich freiwillig verlassen.«
    Anke schaute sie nur mitfühlend an. In ihr regten sich dieselben Gefühle für Fiona, aber sie wusste, dass es vorbei war. Maja brauchte da wohl noch eine Weile, um das zu begreifen.
    Es dauerte über zwei Stunden, bevor das Telefon erneut klingelte. Maja und Anke hatten Laras Schlaf bewacht und einfach gewartet. Maja erkannte nun, dass Zeit wirklich keine Bedeutung hatte. Sie spürte weder Ermüdung noch Unruhe, keine hektische Erwartung, dass demnächst etwas passieren müsste. Vermutlich hätte sie tage- oder wochenlang hier so stehen können.
    Anke stieß sie an, als der Ton des Telefons Lara weckte. Genau wie beim ersten Mal machte sie keine Anstalten, den Anruf anzunehmen.
    »Wir müssen sie dazu bringen«, sagte Anke. »Du musst dich darauf konzentrieren, was sie tun soll, wir müssen ihr das Bild in den Kopf setzen, so dass sie denkt, sie will es.« Sie griff nach Majas Hand und drückte sie.
    Lara hatte sich schon wieder das Kissen über den Kopf gezogen und presste es auf ihre Ohren.
    Maja spürte, wie etwas nach ihr griff – nicht nach ihrem Körper, der ja ohnehin nur noch Einbildung war, sondern nach ihrem Geist. Im ersten Moment wollte sie sich wehren, aber dann erkannte sie, dass es Anke war. Wie die sanften Finger einer streichelnden Hand tasteten sich ihre Gedanken in Majas vor.
    Es dauerte nicht lange, da hatte sich dieser eine Gedanke mit Majas Wunsch verschmolzen, und gemeinsam konzentrierten sie sich auf Lara.
    Maja wäre fast zurückgezuckt, als sie Lara endlich spüren konnte. Da war so viel Schmerz, so viel Verzweiflung, so viel Verlust, so viel Zorn auf das Schicksal und so viel Hoffnungslosigkeit, die kaum mehr Platz für etwas anderes ließen. Es war wie ein schwarzes Loch, das sie fast in tiefe, unergründliche Strudel von Angst und Verlorenheit hineinzog.
    Anke spürte Majas Entsetzen und drückte ihre Hand fester. »Deshalb sind wir hier«, flüsterte sie drängend – oder war es nur ein Gedanke in Majas Kopf? »Damit sie nicht mehr so sehr leiden muss.«
    Maja nickte unwillkürlich. Ja, so sehr sie dieser Schmerz auch erschreckt hatte, sie musste weitermachen. Für Lara.
    Lara fühlte sich plötzlich unwohl. Sie hatte nur darauf gewartet, dass das Klingeln aufhören würde, damit sie weiter von Maja träumen konnte, sich ihrem Schmerz hingeben, fast hatte sie den Störfaktor schon völlig ausgeblendet, aber auf einmal verringerte sie den Druck mit dem Kissen auf ihre Ohren, schob es ganz weg, sah das Telefon vor sich und wie sie es in die Hand nahm.
    Irritiert runzelte sie die Stirn. Nein, sie wollte nicht mit Chris sprechen. Wahrscheinlich würde er sie doch wieder nur zu überreden versuchen, zu ihm und Daniel zu ziehen. Oder noch schlimmer: Daniel rief an, mit seiner lieben, lieben Art, die es fast unmöglich machte, nein zu sagen.
    Doch noch während sie das dachte, streckte sie die Hand nach dem Hörer aus. Ohne es richtig zu merken, nahm sie das Gespräch an.
    »Ach, Mama . . .« Es war fast wie eine Erleichterung.
    »Wie geht es dir, Liebes? Ich habe schon so oft angerufen. Bald hätte ich mich ins Auto gesetzt und wäre zu dir gekommen. Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht.« Die Stimme von Laras Mutter klang mitgenommen. »Papa auch. Wir denken nur noch an dich. Du hättest

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