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Der letzte Liebesdienst

Der letzte Liebesdienst

Titel: Der letzte Liebesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Beck
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ihr, und konnte nicht einmal ihre Wange streicheln.«
    Majas Blick nahm Laras Bild in sich auf, ließ sie nicht mehr los, als wollte sie sie ganz in sich einsaugen, sich mit ihr vereinigen.
    »Es geht nicht«, sagte Anke. »Es ist nicht möglich. Sie sind von uns getrennt, jetzt und für alle Zeit.«
    Maja legte verzweifelt ihr Gesicht in die Hände und begann zu schluchzen. »Ich kann nicht. Ich kann nicht ohne sie leben!«
    »Du lebst nicht mehr.« Anke strich ihr sanft über den Rücken. »Jedenfalls nicht wirklich. Ich weiß, es fühlt sich nicht so an, aber wir sind eigentlich nicht mehr da. Nur unsere Gedanken sind noch da, um eine Aufgabe zu erfüllen.«
    Chris hatte unterdessen begonnen, die Tablettenschachteln einzusammeln, die vollen wie die leeren. »Die nehme ich besser mit«, sagte er, »sonst kommst du noch auf dumme Gedanken.«
    »Was würde es schon ausmachen?« Lara sank völlig ausgelaugt auf das Bett zurück. »Was hat mein Leben noch für einen Sinn? Sie war mein Leben. Ohne sie ist alles sinnlos.«
    »Ich weiß, dass es dir im Moment so vorkommt.« Chris presste die leeren Schachteln flach zusammen. »Ich habe vorhin Daniel angerufen, als ich mit Amor draußen war. Du weißt, dass er Amor und Cassiopeia jedes Mal gern mitgenommen hätte, wenn wir hier waren.« Er lachte liebevoll auf. »Als ob er als Tierpfleger nicht schon genug Tiere zu versorgen hätte!«
    Lara hob die Augenbrauen. »Du kennst Tiere eben nur in der Pfanne.«
    »Ich bin Koch.« Chris zuckte die Achseln. »Ich hab’s nicht so mit lebenden Tieren. Außer Hummern.« Er betrachtete Amor und Cassiopeia, die eindeutig ein Bild von Herrin und Sklave vermittelten. »Also, was ich sagen wollte, Daniel hat vorgeschlagen, dass ihr alle drei zu uns kommt, du, Amor und Cassiopeia. Was hältst du davon?«
    »Hat er mich tatsächlich erwähnt?« Lara wirkte skeptisch. »Er hat doch bestimmt nur was von den Tieren gesagt.«
    »Hat er nicht.« Chris lächelte. »Wirklich nicht. Du weißt, er ist eine Seele von Mensch. Ich weiß gar nicht, womit ich ihn verdient habe.«
    »Ich auch nicht.« Laras Mundwinkel verzogen sich leicht. »Maja hat Daniel immer geliebt. Wer weiß, wenn sie hetero gewesen wäre und er auch – vielleicht hätten die beiden geheiratet und nicht Maja und ich.«
    »Da hätte ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden gehabt!« Chris lachte. »Also? Was sagst du? Du solltest jetzt nicht allein sein. Ein paar Tage wenigstens, bis du dich ein bisschen erholt hast.«
    »Das ist lieb von dir, Chris. Und Daniel. Aber –«, sie schaute sich im Zimmer um, »ich kann nicht. Die Beerdigung war so furchtbar . . .« Als ob ein grausamer Schmerz durch ihren ganzen Körper fahren würde, krümmte sie sich zusammen. »Das Geräusch, als die Erde auf ihren Sarg fiel . . . ihre Eltern . . .« Laras Stimme klang rau vor Qual. »Ich glaube, sie geben mir die Schuld an ihrem Tod. Besonders ihr Vater. Er hat mich nie gemocht. Er hat nie akzeptiert, dass ich kein Mann bin und Maja mich trotzdem wollte.«
    »Wohl nicht trotzdem, sondern deswegen.« Chris lächelte. »Ja, Eltern sind manchmal schon komisch.«
    »Alles, was noch von ihr da ist, ist hier.« Lara atmete tief durch. »Aber wenn ihr Amor und Cassiopeia solange nehmen würdet . . .«
    Chris nickte. »Natürlich. Daniel wird Luftsprünge machen. Aber«, er hob einen Finger, »ich verlange einen Schlüssel. Falls etwas ist . . .«
    Ein schwaches Lächeln umspielte Laras Mundwinkel. »Du hast doch alle Tabletten mitgenommen.«
    »Aber ich kann dich nicht festbinden. Du kannst dir neue kaufen.« Chris zog besorgt die Augenbrauen zusammen. »Versprichst du mir, dass du es nicht tust?«
    Lara legte den Kopf aufs Kissen zurück und schloss die Augen. »Ich glaube, ich schaffe es nicht, die Wohnung zu verlassen. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich ohne die Tabletten schlafen soll.«
    »Na gut, ein paar lasse ich dir hier.« Chris zählte einige Tabletten ab und legte sie Lara auf den Nachttisch. Er betrachtete die blasse, hohlwangige Frau im Bett noch immer voller Sorge. »Weißt du«, sagte er leise, »etliche meiner Freunde sind an AIDS gestorben, ich war auf vielen Beerdigungen. Viel zu vielen. Ich kann gut nachfühlen, was du empfindest. Aber das Leben geht weiter. Ich habe Daniel gefunden und bin glücklich mit ihm. Du wirst auch wieder jemand finden.«
    Lara lag da, ihre Haut so grau, als wäre sie ebenfalls bereits tot. Nach einer Weile hob sie halb die Augenlider,

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