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Der letzte Massai

Der letzte Massai

Titel: Der letzte Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Coates
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und sein Kinn in die Hände. Es war nicht der Aufstieg, der ihn so ermüdet hatte, sondern seine Unschlüssigkeit. Sollte er seinen Kampf gegen die Engländer in ihr Heimatland tragen oder in sein eigenes zurückkehren und sich um dringendere Angelegenheiten kümmern, die das Wohlergehen seines Volkes betrafen?
    Seine Altersgenossen hatten ihn ausgewählt, um sie in wichtigen Angelegenheiten zu führen, aber gewiss war noch kein anderer
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jemals vor eine solch schwierige Entscheidung gestellt geworden.
    Sein Bedürfnis nach der Gesellschaft von Menschen seines Volkes hatte ihn hinauf in die Berge getrieben. Aber seine Hoffnung, die Massai zu finden, die Mantira auf seiner unterbrochenen Heimreise dort angetroffen hatte, wurden zunichtegemacht. In dem Teita-Dorf teilte man ihm mit, dass die Massai-Händler fort waren.
    Als er aus Mombasa geflüchtet war, hatte er dies in der Hoffnung getan, auf Menschen zu treffen, die wie er Maa sprachen und mit denen er über Rinder und die Weidesituation in ihrem Heimatland reden konnte und darüber, ob die Deutschen ebenso schwer zu verstehen waren wie die Briten. Erst als er eingetroffen war und feststellen musste, dass die Massai fort waren, begriff er, dass er in Wahrheit aus Mombasa weggelaufen war. Er sehnte sich danach, frei zu sein von der erdrückenden Verantwortung, die dort auf ihn wartete. Warum konnte kein anderer diese Klage vor das britische Gericht bringen? Warum konnte er nicht in den Zug steigen und das sein, was er wollte? Tun, was er wollte?
    Ein leises Pfeifen veranlasste ihn, seinen Blick von Mombasa dort in der Tiefe, umgeben vom unaufhörlich gegen das Riff schlagenden Ozean, auf die Bahntrasse zu richten, wo ein weißes Rauchband die Ankunft des Zuges aus Nairobi ankündigte.

Epilog
    M ombasa schimmerte, als der goldene Feuerball aus dem Indischen Ozean hervorgekrochen kam, für einen weiteren Angriff auf die Stadt. Während die Sonne sich langsam aus dem Meer erhob, entledigte sie sich ihres dunstigen Umhangs. Die Feuchtigkeit auf den Bananenblättern und dem üppigen grünen Gebüsch, das zwischen den Häusern um Platz wetteiferte, verflüchtigte sich rasch.
    Bald schon war die Sonne ein blutrotes Leuchtfeuer, das mit beängstigender Hast in den Himmel stieg. Eine leichte Brise versetzte die verbleibenden Dunstschwaden und die Lateinersegel der Fischer-Dhauen, die sich im Hafen versammelt hatten, in Bewegung.
    Die Korallensteinhäuser färbten sich rosa, und die verhüllten Gestalten einiger Frühaufsteher bewegten sich langsam inmitten langer Schatten.
    Der Kahnführer schickte sich an, mit dem wichtigen Gepäck der Passagiere, die sich über das Kap auf den Weg nach Southampton machen würden, zu dem Schiff abzustoßen, als er eine schmale Person zwischen den Häusern hervortreten sah. Es war ein Mann, der aber nicht in dem Weiß eines
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gekleidet war, sondern in Rot – offenbar ein Fremder in diesem Land. Sein Schritt war zögerlich. Seine langen, sehnigen Beine trugen ihn mühelos, aber widerwillig über die Vasco-da-Gama-Straße in Richtung der Anlegestelle.
    Es war nicht eindeutig, ob der Fremde an Bord des Schiffes gehen wollte. Eine Reise von mehreren Wochen stand bevor, aber der rotgekleidete Mann trug lediglich eine gewebte Tasche über der einen Schulter und eine lange Kalebasse über der anderen.
    Einige Schritte vor der Anlegestelle blieb der Mann stehen, um den Kahnführer, einen Swahili, und dessen Helfer zu betrachten. Dann richtete sich sein Blick auf die
SS
Quartermaine,
die über den vertäuten Fischerbooten und den überladenen Leichtern aufragte, die sich wie futtersuchende Kaulquappen um sie herumbewegten.
    Der Kahnführer rief zu dem Mann hinüber – nicht auf die rüde Art und Weise, wie er es womöglich bei einem Einheimischen getan hätte, aber in einem Ton, der besagte, dass er sich beeilen sollte, wenn er zu dem Schiff übersetzen wollte.
    Der rotgekleidete Mann warf ihm einen Blick zu, zögerte aber immer noch.
    Der Kahnführer erkannte, dass er ihn verstanden, sich aber vielleicht eines Besseren besonnen hatte oder noch einen Augenblick benötigte, um zu all seinen kleinen Göttern zu beten, die ihn vor den Gefahren der Tiefe beschützen sollten, wie es so viele Eingeborene taten.
    Der Fremde machte einen entschlossenen Schritt nach vorn, um dann erneut zu zögern. Er drehte sich um und blickte suchend zu der Gasse über der Anlegestelle hinauf – vielleicht, um sich von einem Freund oder einem geliebten

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