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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Anführer befohlen hatten. Roland lief mit nach rechts, folgte instinktiv dem Decanus, der ihm vorhin Platz gemacht hatte. Er war überrascht, wie schnell die Fußkämpfer sich zerstreuten, wie wendig sie mit den schweren Schilden und den Panzerwämsen waren, wie geschickt sie rannten! Etwas blitzte in seinen Gedanken auf.
    »Deckung nehmen!«, brüllten die Centenarii. »Genua flectite!«
    Roland warf sich auf den Boden und zerrte den Decanus mit sich. Die Reiter waren fast über ihnen. Weit hinter ihnen wogte die Horde der vasconischen Fußkämpfer heran. Sie liefen deutlich schwerfälliger als die fränkischen Krieger, obwohl diese mit den Panzerhemden, den Schilden, den Waffen und ihren stämmigen Körpern so unbeweglich aussahen wie zu gut gestopfte Zielpuppen aus Stroh. Roland sah sie, und der Gedankenblitz rührte sich erneut.
    Aus der Senke hinter der Abbruchkante schwangen sich plötzlich Krieger hervor. Sie brachten ihre Bogen in Anschlag, kaum dass sie eine Stellung gefunden hatten. Die feindlichen Panzerreiter in der vorderen Reihe stutzten. Die schneller Denkenden unter ihnen zogen unwillkürlich an den Zügeln.
    Die erste Pfeilwelle sirrte über die geduckten Frankenkrieger hinweg. Roland hatte das Gefühl, ihren Luftzug zu spüren. Zugleich hörte er das Wiehern von Pferden aus dem Geländeeinschnitt hinter dem ehemaligen Schildwall ertönen, von Gäulen, die aus dem Stand zum Galopp gezwungen werden.
    Die Pfeile brachten die erste Reihe der herandonnernden Panzerreiter fast komplett zu Fall. Reiter wurden von den Pfeilen aus den Sätteln gerissen, fielen vor die Hufe der Nachdrängenden, wurden zertrampelt. Pferde wurden getroffen, stürzten und überschlugen sich, schleuderten schwer bewaffnete Krieger in den Staub, keilten im Todeskampf aus, bildeten Hindernisse, brachten die zweite und dritte Reihe zum Stolpern. Der Angriff löste sich in ein Gewimmel aus Körpern und Gliedmaßen auf, aus Schmerzensschreien und Pferdegewieher, eine Staubwolke wallte auf, wo sich Mensch und Tier auf dem Boden wälzten.
    »Ja!«, schrie Roland und war sich dessen nur halb bewusst. »Ja! Gib’s ihnen, Puvis!« Und zugleich krallte er seine Hand in die Schulter des Decanus und spannte seine Muskeln. Er wusste jetzt, was er tun musste. Es war wie immer. Wenn man keine Aussicht auf Erfolg hatte, musste man den Einsatz steigern!
    Die ersten feindlichen Panzerreiter erschienen nun links und rechts von der Staubwolke. Sie hatten es geschafft, ihre Pferde herumzureißen und das Hindernis aus zertrampelten, zerfetzten Körpern zu umgehen. Aber sie hatten die letzten Reihen der Reiterei gebildet, und nicht umsonst, denn sie waren weniger erfahren als die Krieger in der vordersten Front. Ihre Centenarii und Decani waren entweder mit der ersten Reihe gefallen oder steckten fest, sie wussten nicht, was sie tun sollten. Sie hielten sich an das, was die anderen getan hatten, legten die Lanzen ein, galoppierten wieder an und fielen in dem zweiten Pfeilhagel, den Puvis’ Krieger losschickten. Einige Pferde kamen mit weiten Sprüngen aus der Staubwolke heraus und rasten weiter, die meisten von ihnen ohne Herren, aber der eine oder andere Panzerreiter hatte sich im Sattel halten können, senkte seine Lanze, ging auf den nächsten geduckten Frankenkrieger los, den er erkennen konnte. Roland sah einen seiner Krieger aufspringen, als ein Panzerreiter auf ihn zugaloppierte. Mit dem Schild wehrte er die Lanze ab, die wirkungslos über das bunt bemalte Holz glitt, dann sprang er beiseite, als das Pferd an ihm vorbeidonnerte, drehte sich um und warf noch in derselben Bewegung die Axt, die hinten in seinem Gürtel gesteckt hatte. Der Panzerreiter bäumte sich auf, die Wurfaxt tief in seinem Rücken, und fiel vom Pferd. Die anderen fegten Puvis’ Bogenschützen aus den Sätteln. Immer mehr Panzerreiter umrundeten jetzt den zerbrochenen Schildwall, so orientierungslos wie ihre Vorgänger. Ohne dass die fränkischen Centenarii es befehlen mussten, nahmen die Frankenkrieger den Kampf mit ihnen auf. Roland hörte Puvis’ Befehle, mit denen die Bogenschützen anders platziert wurden, um die eigenen Krieger nicht zu treffen, hörte das Knallen der Bogensehnen und das Surren der Pfeile, hörte das Wiehern der Pferde und die Todesschreie der Reiter, als die nächsten Salven ihre Ziele trafen. Roland fragte sich, ob Puvis sich gewundert hatte, dass seine Ziele plötzlich Reiter waren und keine vasconischen Fußkämpfer, aber wenn, dann hatte dies

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