Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
einen knielangen Kettenpanzer und einen rostroten Mantel, der ihn als Scharführer kennzeichnete. Beggo nickte ihm zu. Er, Otker – der die andere Reiterschar mit den ledigen Pferden weggeführt hatte – und die beiden Centenarii waren in Rolands Plan eingeweiht; die anderen Männer nicht. Roland wandte sich ab. Er sah, wie die Soldaten immer wieder über ihre Schultern blickten zu dem scharfen Abbruch, der ihren Rückzug verhindern würde.
    Dann gellten Hörner von der Stadt her auf, und plötzlich schlugen Trommeln. Die Tore öffneten sich, um eine Schar Krieger herauszulassen, die größer als alle war, mit denen die Vasconen die Belagerer bisher gereizt hatten. Mit ihnen kam eine weitere Schar heraus. Roland keuchte.
    »Ruhig bleiben, Männer!«, rief einer der Centenarii.
    »Großer Jupiter«, sagte Beggo fassungslos.
    Roland erkannte mit einem Gefühl, das wie Eiswasser durch seine Glieder rann, dass die Vasconen sie alle getäuscht hatten – und mehr als alle anderen ihn! Alle hatte angenommen, die Bewohner von Iruña verfügten über keine Reiterei. Und nun strömten mindestens zwei Hunderterscharen Panzerreiter mit den vasconischen Kriegern aus dem Tor, brüllend, pfeifend, hörnerblasend, die Flügellanzen in die Höhe reckend, Wimpel, Pferdeschweife und Bänder flatternd. Die Reiter waren keine Vasconen; sie waren gerüstet wie Franken. Ihre Schilde waren einheitlich rot und blau bemalt. Sie schienen keine Scheu zu haben, ihre Herkunft preiszugeben.
    Dux Lope de Gasconha, der Vater von Adalric und offiziell ein Verbündeter König Karls, hatte die Seiten gewechselt. Und seine zweihundert mit fränkischen Waffen ausgerüsteten und in fränkischer Kampftaktik ausgebildeten Panzerreiter würden Roland und seine kleine Schar vernichten.
    Noch während sein Gehirn wie rasend nach einer Lösung suchte, wurde Roland klar, dass er keine Zeit zum Nachdenken hatte.
    »Ruhig bleiben!«, brüllten die Centenarii. »Schilde hoch! Scuta sursum! «
    Die Stadt hatte die Tore weit geöffnet, um die Krieger und die Panzerreiter durchzulassen. Jetzt liefen die ersten Städter im Torgang zusammen, um das Schauspiel zu betrachten: die erste Niederlage, die ein fränkisches Heer unter König Karl jemals erleben würde. Der dunkle Halbtunnel war plötzlich bunt vor Menschen. Die Panzerreiter trabten um die voranstürmenden Krieger herum, dann fanden sie sich zu einem Knie an Knie reitenden Block zusammen … und gaben den Pferden die Sporen. Die Tiere sprangen förmlich in den Galopp. Die Reiter senkten die Lanzen, zweihundert messerscharf geschliffene, in der Sonne blinkende Spitzen, die auf Rolands Schildwall zielten. Die neue Position der Frankenkrieger war so nahe an der Stadt, dass die Reiter in wenigen Dutzend Herzschlägen heran sein würden. Roland hörte ihr Angriffsgeheul.
    Beggo drehte sich um. »Viel Glück, Roland!«, stieß er hervor und schrie dann: »Scariti – Abmaaaarsch!«
    Die Panzerreiter drängten sich aus dem Schildwall und rannten davon, ihrem Scharführer hinterher. Der Schildwall geriet in Unordnung, die verbliebenen Fußkämpfer starrten den flüchtenden Scariti fassungslos hinterher. Die Centenarii brüllten sich die Lungen aus dem Hals: »Schildwall schließen! Scuta premite! Schildwall schließen!«
    Roland wurde hin und her gestoßen, als die Krieger versuchten, ihre Formation wiederzufinden. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte! Die feindlichen Panzerreiter waren in seinem Plan nicht vorgekommen. Er hörte sich selbst erklären, dass man den Einsatz manchmal verdoppeln musste, aber es gab nichts mehr, was er hätte setzen können. Er hatte alles riskiert, es gab keine Steigerung mehr. Es gab nur den Plan, und er sagte sich, dass er sich an ihn halten musste. Dieses eine Mal würde sein ständiger Verdacht, dass sein zuerst gefasster Gedanke möglicherweise falsch war, den Untergang bedeuten. Er musste sich an seinem Plan festhalten!
    Die Reiter waren so nahe, dass er einzelne zähnebleckende Gesichter unter den Helmen ausmachen konnte.
    »Auseinander!«, brüllte er, »auseinander! Abite, abite! «
    Es war das Stichwort, das er mit den beiden Centenarii eingeübt hatte. Der Hunderterführer am linken Ende des Schildwalls schrie: »Ad sinistram! Abite cursim!« Sein Kamerad am rechten Ende brüllte beinahe denselben Befehl: »Ad dextram! Ad dextram!«
    Der Schildwall fiel auseinander! Die Männer zu Rolands Linker rannten im Laufschritt nach links, die anderen nach rechts, wie ihre

Weitere Kostenlose Bücher