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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Karl um, der mit steinernem Gesicht auf seinem Schlachtross saß.
    »Sollen wir …?«, fragte Turpin.
    Karl schüttelte den Kopf, aber es wirkte verbissen. »Geben wir ihm Gelegenheit zu beweisen, dass er sich etwas dabei gedacht hat«, sagte er leise.
    Turpin ließ sich im Sattel zurücksinken. Über Rolands Schildwall lag jetzt eine dichte Staubglocke und machte es unmöglich, außer einem gelegentlichen unruhigen Aufblitzen von Metall im Sonnenlicht etwas zu erkennen. Das gleiche Aufblitzen war von der Stadtmauer her zu erkennen – die Verteidiger drängten sich auf dem Wehrkranz und versuchten offensichtlich herauszufinden, was das kleine Häufchen Franken vor ihrer Stadt im Schilde führte.
    »Wenigstens haben sie eine gute Position«, sagte Anskar.
    Turpin, dem mittlerweile klar geworden war, was das unruhige Gefunkel unter der Staubglocke zu bedeuten hatte, schüttelte den Kopf. » Hatten sie«, sagte er. »Er lässt den Wall vorrücken.«
    Anskar verdrehte die Augen. Vorne kamen Rolands Krieger in Sicht, die als anfangs perfekte Reihe vorwärtsmarschierten, immer noch Schulter an Schulter. Der Staub, den ihr Vormarsch aufwirbelte, verschluckte sie wieder, aber er hatte gezeigt, dass überall dort, wo die Panzerreiter im Wall platziert waren, die Reihe in Unordnung zu geraten begann.
    »Verdammt nochmal, man sieht überhaupt nichts«, grummelte Anskar. »Führt der Bursche seine Männer durch eine Sandgrube?«
    »Nein«, erwiderte Turpin, der nachdenklich geworden war. »Er lässt sie so gehen, dass sie den Staub bewusst aufwirbeln.«
    »Das hilft ihm auch nichts, denn die Vasconen werden erst rauskommen, wenn er sich erneut gelegt hat.«
    »Ja«, sagte Turpin noch nachdenklicher, »aber in der Zwischenzeit sehen sie nicht genau, was sich dort vorn abspielt. Hm …« Er drehte sich wieder zu Karl um. Die Wangenmuskeln des Königs spielten, doch Turpins Besorgnis hatte etwas abgenommen. Einen Augenblick hatte er gedacht, Roland sei nervös geworden, aber es sah so aus, als folge er weiterhin irgendeinem Plan. Einem Plan, den er Karl und den Paladinen wohlweislich verschwiegen hatte … Turpin spürte, wie ein Grinsen an seinen Mundwinkeln zupfte. Es verschwand, als Anskar hervorstieß:
    »O nein! Der grüne Bursche! Das ist der schlechteste Platz weit und breit!«
    Anskar hatte recht. In der vorherigen Position hatte der Schildwall eine Erhebung im Rücken gehabt, auf deren Kuppe man zur Not hätte zurückweichen und dann von oben nach unten hätte verteidigen können. Die neue Position lag näher an der Stadt, aber nun war ein tiefer Geländeeinschnitt im Rücken der Krieger. Sie konnten dadurch nicht zurückweichen. Und hatten sie die Sonne vorher von der Seite gehabt, schien sie ihnen nun fast ins Gesicht.
    Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass Roland sich diesen Platz für den Kampf ausgesucht hatte. Wollte er sich opfern, um die Vasconen aus der Stadt zu locken? Sich und dreihundert der besten Krieger des Frankenheers?
    Nach langen, bleiernen Momenten, in denen Turpin den Drang bekämpfte, König Karl nochmals um den Befehl zu bitten, die Scara francisca zu Rolands Schildwall zu senden, erkannten auch die Verteidiger Iruñas, dass den Franken ein gravierender taktischer Fehler unterlaufen war. Plötzlich ertönten Hörner und Trommeln von der Stadt. Iruña hatte Rolands Herausforderung angenommen.

    Roland, der während des Positionswechsels neben den Männern hergeschritten war, drängte sich nun in den Schildwall. Er suchte eine Position im Zentrum, dem schwächsten Teil jedes Walls. Die beiden Centenarii standen links und rechts außen, die Panzerreiter waren unregelmäßig verteilt und ließen mit ihren kleinen Reiterschilden den Wall löchrig und verwundbar erscheinen. Einer der Decani machte Platz für Roland, als sie dicht gedrängt nebeneinanderstanden. Roland musterte die Männer um ihn herum, die ihn mit verschlossenen Gesichtern anschauten. Er wusste, dass seine Ortswahl für den Wall selbstmörderisch war, und er wusste auch, dass die Krieger das wussten. Sie begannen das Vertrauen, das sie anfangs in ihn gehabt hatten, zu verlieren. Sein Atem ging so rasch, als sei er gerannt, aber es war nur die Anspannung, und er zwang sich, langsamer zu atmen.
    Er fing den Blick Beggos auf, der nicht weit entfernt stand und an den Lederriemen herumfummelte, die seinen Schild am Unterarm hielten. Beggo trug einen Spangenhelm, von dessen Spitze ein vom Staub weiß gewordener Pferdeschweif hing,

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