Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
den Gascognern, die sich auch in der Antike nie als gallisches, sondern als aquitanisches Volk empfanden, und den Basken besteht tatsächlich. Gascognisch, eine Unterart der alten okzitanischen Sprache, ist stark mit baskischen Wörtern vermischt. Dies trifft auch auf die alte aquitanische Sprache zu.
In der Sage sind es die Mauren, die Roland und die Paladine in einer Schlucht nahe dem heutigen Kloster Roncesvalles auslöschen. Der historische Hruotland wurde allem Dafürhalten nach aber von baskischen Kriegern in die Falle gelockt, die sich für die Zerstörung Iruñas an den Franken rächen und außerdem wohl den Tross plündern wollten.
Die Örtlichkeiten
Kaum einer der Orte, an denen die Geschichte spielt, lässt sich heute noch unverändert wiederfinden; die meisten lassen sich nicht einmal historisch akkurat nachvollziehen. Eine Ausnahme bildet die Kaiserpfalz von Paderborn, die in einem bewundernswerten Umfang archäologisch wiederhergestellt worden ist. Der Hauptbaubestand stammt aus dem Hochmittelalter, aber es finden sich in dem kleinen, hervorragend und mit Sinn für die lebendige Darstellung von Geschichte ausgestatteten Pfalzmuseum noch die Grundmauern von Karls Aula und einige Modelle, die die verschiedenen Bauzustände wiedergeben.
Iruña, die baskische Hauptstadt, deren Name nichts anderes als »die Stadt« bedeutet, hat ihre heutige Bezeichnung »Pamplona« von der römischen Garnisonsstadt Pompeiopolis. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Ansiedlung schon in vorrömischer Zeit bestand. Iruña wurde im Lauf der Geschichte mehrfach zerstört, unter anderem von Karl während des Mauren-Feldzugs. Laut historischer Überlieferung geschah dies allerdings auf dem Rückzug, nicht wie im Roman geschildert während des Vormarsches, was mir jedoch taktisch unlogisch erscheint. Daher habe ich die Eroberung Iruñas zeitlich vorverlegt. Die Stadt war das Zentrum für die Christianisierung des vasconischen Volks, die allerdings erst im 10. Jahrhundert vollendet war.
In den Gassen von Pamplona weist nichts mehr auf die Zeit hin, in der die Stadt das Zentrum der vasconischen Kultur war. Das heutige Pamplona, in einem weiten Kessel fantastisch gelegen, ist bekannt für die jährliche Stierhatz und seinen spröden Charme. Dieser erschließt sich einem am ehesten abends, wenn die Bars geöffnet haben und das fröhlich-laute spanische After-Work-Leben beginnt; oder wenn man sich im Abendsonnenschein auf die Plaza del Castillo im Herzen der Stadt setzt und zusieht, wie nach und nach gefühlte 99 Prozent aller Einwohner dort auflaufen, sich unterhalten, mit Fußbällen über das Monument in seiner Mitte bolzen und nach Kräften ihre Stadt beleben.
Die Szene, in der Roland sich als Held von Iruña erweist, kommt so in der Sage nicht vor. Den Ort, an dem ich sie habe spielen lassen, gibt es nicht mehr. Wer sich grob an der heutigen Topografie orientieren will: Er fände sich etwas südlich der Stierkampfarena, in der Calle Mayama, wo heute ein Laden neben dem anderen um Kunden buhlt.
Der Ibaneta-Pass ist die Hauptstrecke sowohl des mittelalterlichen als auch des modernen Camino, des Pilgerwegs nach Santiago de Compostela. Der Sage nach gilt Bischof Turpin als Begründer der Santiago-Wallfahrt, aber das ist der ohnehin eher legendären Bischofsfigur erst im Mittelalter zugeschrieben worden, um den Pilgerweg mit dem Rolandsepos und der Karlsvita zu verknüpfen. Die schmucklose Kapelle neben dem großen Parkplatz auf der Passhöhe ist ein Rastplatz für Pilger (sowohl denen zu Fuß als auch denen in den klimatisierten Reisebussen). Viele Pilger klettern auch die paar Dutzend Meter zum Rolandsdenkmal hinauf, einem aufrecht stehenden Findling, auf dem der spanische Name des Helden, Roldan, und seine Lebensdaten mit bronzenen Buchstaben angebracht sind. Zerborstene Steinbögen liegen daneben im Gras und deuten an, dass das Monument früher einmal eindrucksvoller ausgesehen haben muss. Beim Parkplatz des Klosters Roncesvalles direkt am Fuß der Passhöhe, das es im Unterschied zu der erfundenen Burg Roncevaux wirklich gibt, kann man ein etwas aufwendigeres Denkmal für Roland/Roldan bewundern: den Helden, wie er erschöpft an sein sterbendes Pferd gelehnt auf dem Schlachtfeld sitzt und seinen letzten Kampf erwartet. Lehnt man sich rastsuchend an die Figurengruppe, beginnt der vermeintliche Metallguss zu wackeln – es ist nur mit mattschwarzer Metallfarbe überzogener Kunststoff.
Siya, das heutige Ejea de los
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