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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Flaggschiffs brachten, bemerkte Xavius etwa fünfhundert Meter entfernt drei pfeilförmige Schiffe, deren Konfiguration ihn an Jäger der Ares -Klasse erinnerte. Doch es fehlten die Ausbuchtungen von Waffenkuppeln – die Bewaffnung bestand nur aus leichten Bugkanonen –, und die kruden Rotationselemente der Triebwerke passten ebenso wenig ins Bild wie die Hoheitszeichen, die nicht vom Endurium stammten. Außerdem waren die Schiffe von militärischen Servitoren umringt, die mit maschineller Geduld Wache hielten.
    Xavius blieb verblüfft stehen. »Splitter-Schiffe?«, brachte er hervor. »Hier? An Bord Seines Flaggschiffs?«
    Die Zoomfunktion der Schwarmmaschinen in seinen Augen zeigte ihm Einzelheiten der Embleme: hier der Kopf eines Raubvogels mit krummem Schnabel und stolzem Blick, dort zwei gekreuzte Klingen, beim dritten Schiff die Darstellung einer Fahne mit einem Ringplaneten, von einem Lorbeerkranz umgeben.
    »Die Allianzen von Redstar«, erkannte Xavius. »Die Orion-Koalition und die Kartelle des Magellangrabens.« Fast so etwas wie Zorn regte sich in ihm. » Splitter-Menschen? Hier?«
    »Auf Einladung des Regenten«, knurrte Izzad. Er stand neben der geöffneten Säule und winkte ungeduldig. »Kommen Sie, Chronist. Oder wollen Sie Ihn warten lassen?«
    Xavius’ Beine bewegten sich wie von allein. »Sie sind auf Seine Einladung hier? Die größten Feinde des Enduriums? Abgesehen von den Ayunn«, fügte er hinzu.
    »Deshalb sind wir hier«, sagte Izzad. Seine graue Hand schloss sich um den Arm des Chronisten und zog ihn in die Liftkapsel. Einer der beiden Adjutanten berührte die Kontrollfläche, und die Kapsel schloss sich, glitt dann mit einem leisen Summen nach oben. »Als Sicherheitsreserve des Regenten.«
    »Die Ayunn …«, begann Xavius, während sein Chronass aufzeichnete und Schlüsselworte zum Kern eines neuen Berichts machte.
    »Nur ein Zufall.« Izzad gestattete sich ein Lächeln, das Dutzende von Falten in seinem farblosen, pergamentartigen Gesicht schuf. »Sie haben bestimmt nicht damit gerechnet, hier auf uns zu stoßen. Deshalb konnten wir sie überraschen und einen von ihnen lebend erbeuten.« In den Augen des Generals glühte Zufriedenheit.
    Xavius dachte über die Worte nach, während er in der kleinen, engen Kapsel den charakteristischen Geruch der drei Morti wahrnahm: ein Hauch von Lavendel und Oleander, darunter eine vage, trockene Schärfe, mit einer Bitterkeit, die ein wenig an den Geruch beim Wrack des Ayunn-Schiffes erinnerte. Xavius hatte die Mischung immer für seltsam gehalten und fragte sich nicht zum ersten Mal, womit die Vivi in der Stillen Stadt behandelt wurden, bevor sie zu Morti wurden.
    »Nein, es kann kein Zufall gewesen sein«, sagte Xavius, sprach dabei aber in einem demütigen Ton, damit sich der General nicht herausgefordert fühlte. Groß und dürr stand er da, flankiert von seinen nur wenig kleineren Adjutanten, alle drei Morti fast so grau wie die glatte Synthstahlwand hinter ihnen, und blickte kühl auf ihn herab. »Die Ayunn sind hierhergekommen, weil sie vom Transfer des Regenten nach Magrew wussten! Sie hatten es auf Ihn abgesehen!«
    Die Ungeheuerlichkeit dieses Gedankens raubte Xavius für einen Moment den Atem, während der Chronass die Formulierungsarbeit fortsetzte und aufgeregt Worte aneinanderreihte.
    » Ein Schiff?«, knurrte Izzad, und wieder verzog sich sein Gesicht zu einem Lächeln, das diesmal Spott zum Ausdruck brachte. »Ein einzelner Keil nicht nur gegen uns, sondern auch gegen die Zerberus und ihre Eskorte?« Er schüttelte den Kopf. »Die Fantasie geht mit Ihnen durch, Chronist.«
    Aber es war genau diese Fantasie, die Xavius’ Publikum im Mesh des Enduriums so liebte, die Ausschmückungen, mit denen er selbst Unwichtiges interessant erscheinen lassen konnte. Und es war diese Fantasie, die es ihm erlaubte, auch das Undenkbare in Erwägung zu ziehen und selbst Absurdes für möglich zu halten.
    »Er könnte ein Späher gewesen sein, der Kundschafter einer größeren Flotte, die in einer Transitfalte wartet. Er könnte den Auftrag gehabt haben, den Konnektor von Magrew nach dem Transfer der Zerberus zu zerstören, um ihr den Rückweg abzuschneiden und der Flotte Gelegenheit zum Angriff zu geben.« Xavius sprach immer schneller, um seinen rasenden Gedanken zu folgen. »Vielleicht hatte er einen Kollapsator an Bord und wollte sich in der Nähe Seines Flaggschiffs in ein Schwarzes Loch verwandeln, wie der Keil, der vor sieben Monaten fast die

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