Der letzte Single fangt den Mann
ganz sicher weißt, dass es das ist, was du willst.«
» Mir wäre jede Unterstützung von dir recht, schöne Abigail. Der Job ödet mich an.«
Wir widmen uns wieder dem Dippen und Mischen und Kauen. Ich bin leicht rot geworden, weil ich mich freue, dass er mich » schöne Abigail« genannt hat. Es ist zwar nur ein harmloser Flirtspruch, aber mit mir hat seit Jahren keiner mehr geflirtet, ob harmlos oder nicht.
» Weißt du, mich ödet er manchmal auch an«, gebe ich zu. » Außerdem frage ich mich, ob ich die Richtige für so einen Job bin. Aber ich denke, das geht jedem so. Ich meine, Arbeit ist Arbeit.«
Alistair runzelt die Stirn. » Arbeit ist Leben… Möchtest du dein Leben nicht lieber mit etwas verbringen, das dir Spaß macht? Was würdest du machen, wenn du die freie Wahl hättest?«
Ich starre ihn an, sprachlos.
» Ich meine, was wünschst du dir?«, fügt er hinzu. » Was für ein Leben wünschst du dir?«
Ich öffne den Mund, um zu reden, aber es kommt nichts heraus. Mein Kopf ist leer. Was ich mir wünsche? Was für eine Frage ist das denn?
» Ich… ich weiß nicht… ich…« Scheinbar fallen mir keine Wörter mehr ein.
» Dann brauchst du dir vorerst keine Gedanken darüber zu machen«, sagt Alistair und grinst mich an.
Genau meine Meinung.
Nachdem wir aus der Mittagspause zurückgekehrt sind, setze ich mich wieder an meinen Schreibtisch und starre einen Moment auf meinen Monitor, während ich versuche, alle beunruhigenden Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Aber es geht nicht. Alistair ist dreiundzwanzig und weiß genau, wer er ist und was er will. Ich bin siebenundzwanzigdreiviertel und habe keinen blassen Schimmer.
Kapitel 4
Wissen Sie, was das Ätzende am Singledasein ist?
Nein, nicht dass man niemanden für Sex hat und zum Schmusen. Obwohl mir ein bisschen Sex im Moment nicht schaden könnte. Tatsächlich war einen Monat nach der Trennung Sex praktisch das Einzige, woran ich denken konnte. Ist das nicht seltsam? Wo war ich? Ach ja, das Singledasein.
Ich vermisse es, keinen zum Quatschen zu haben. Keinen, der nickt, wenn ich einen Kommentar über irgendeine hirnverbrannte Fernsehsendung mache, oder mit dem man sich einen neuen Song anhören kann oder für den man Porridge an einem kalten Morgen macht. Ich bin so daran gewöhnt, jemanden um mich zu haben, dass ich manchmal aus der Dusche komme und sage: » Kannst du mich daran erinnern, dass ich Rasierklingen kaufe?«, bevor mir einfällt, dass da gar keiner mehr ist. Mit anderen Worten: Mir fehlt Gesellschaft.
Ich finde, eine aktive Freizeitgestaltung ist die beste Möglichkeit, um den Mangel an Gesellschaft zu beheben, also versuche ich, so zu planen, dass ich so gut wie nie allein bin. So treffe ich mich mindestens einmal am Wochenende mit den Mädels zum Shoppen, eine Umschreibung für Mode, Kaffee, Klatsch, Besorgungen, Leute beobachten und zusammen Cupcakes naschen oder andere leckere Kuchen, da geteilte Kalorien natürlich nicht zählen (genauso wenig wie Kalorien, die man im Stehen zu sich nimmt, betrunken oder im Flugzeug).
Heute ist ein wichtiger Tag: Meine beste Freundin Plum und meine Schwester Sophie helfen mir, meine Singlegarderobe aufzumotzen und mir etwas Stil beizubringen.
Ich probiere gerade einen Trenchcoat bei Whistles an, während Plum uns eine Geschichte von ihrer Kollegin erzählt.
» Und da dieser kleine Flachwichser sich nicht meldet, beschließt Georgina spontan, eine Party zu organisieren und ihn einzuladen. Ich muss sagen– Hut ab.«
» Ja«, sage ich und wechsle einen kurzen Blick mit Sophie.
Plums Gespräche, wenn sie sich nicht um Mode drehen, kreisen in letzter Zeit immer um Männer. Um Männer, die sie kennt, Männer, die ihr sympathisch sind, Männer, die andere Frauen kennen und sympathisch finden.
Plum kommt zu mir.
» Schieb die Ärmel ein Stück hoch«, sagt sie bestimmt, öffnet die Gürtelschnalle und bindet sie stattdessen zu einem Knoten. » Klapp den Kragen hoch. Einen Trench darf man nie auf die altmodische Art tragen. Wir sind hier nicht in einem beschissenen Schwarz-Weiß-Film.«
Ich nicke gehorsam und tausche ein Grinsen mit Sophie aus. Plum hat eine herrisch-charmante Art, die man auf ihre Herkunft aus Yorkshire zurückführen könnte, auf ihre fünf Jahre in der vornehmen PR , wo sie ausschließlich mit Frauen zusammenarbeitete, oder darauf, dass sie mit vier jüngeren Brüdern aufgewachsen ist. Wir haben uns an der Uni kennengelernt, wo sie sich ständig meine
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