Der letzte Single fangt den Mann
fünfundzwanzigsten, Darling! Mmm. Klaro. Ciao!« Sie legt auf und verdreht die Augen. » Man könnte meinen, wir würden die Welt retten, dabei geht es nur um die Markteinführung von einer beschissenen neuen Windelsorte.«
Sophie runzelt die Stirn. » Plummy. Ausdrucksweise.«
» Immer muss die Panik schieben am Wochenende. Dann ruft sie mich aus dem verdammten Range Rover an, während sie mit ihrem Freund Sebastian unterwegs ist, um Jachten zu fotografieren oder was auch immer«, schimpft Plum. » Ich habe die Schnauze voll von diesen blöden Schnepfen, wirklich wahr.«
Sophie und ich wechseln einen Blick und kichern. Ich frage mich, ob Leute, mit denen ich zusammenarbeite, auch solche Dinge tun. Dann muss ich wieder an die Arbeit denken und seufze laut.
» Was hast du, Schneckchen?«, fragt Plum.
» Liebst du deine Arbeit?«
» Ich mag meine Kolleginnen, sogar die Schnepfen«, antwortet Plum. » Aber die Bezahlung ist scheiße. Ich bin ständig pleite, und da bei uns nur Weiber arbeiten, hat immer irgendjemand seine Tage. Ein verfluchter Albtraum.«
» Ich liebe meine Arbeit«, sagt Sophie. Plum wirft ein Stück Würfelzucker nach ihr. » Sorry, aber es ist so! Mein Job ist anstrengend, trotzdem freue ich mich stets auf den Montag.«
» Fuck«, sagt Plum fassungslos. » Du freust dich auf den Montag? Ganz ehrlich…« Sie dreht sich zu mir. » Warum fragst du überhaupt, Süße?«
Ich seufze wieder laut. » Meine Arbeit ist im Prinzip nicht mehr als ein Ort, an dem ich freien Internetzugang habe. Sie macht mir nicht richtig Spaß, und es gibt selten was zu lachen… Aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll.«
O Gott, ich werde emotional. Tränen, haltet euch zurück.
» Vergiss nicht, dass du sehr gut verdienst«, sagt Sophie.
Ich nicke. Ich verdiene mehr als Plum und Sophie zusammen, was mir ein schlechtes Gewissen macht, also versuche ich heimlich, bei jeder Gelegenheit die Rechnung zu übernehmen. Zur Information: Ich bin nicht der smarte Bankertyp mit dickem Portemonnaie. Die Vorstellung, mehrere tausend Pfund für eine Handtasche auszugeben, finde ich obszön (das ist praktisch und lästig zugleich, aber hey, so bin ich nun einmal). Ich habe einiges gespart im Laufe der Jahre, ohne mich dafür einzuschränken. (Ich weiß, auch das ist praktisch und lästig zugleich.)
» Ich glaube nicht… Ich glaube nicht, dass mir das Geld so wichtig ist«, sage ich.
» Dann hast du den falschen Job«, erwidert Sophie ruhig. » Das ist nicht das Ende der Welt. Du kannst daran was ändern.«
» Wie zum Teufel kann man sechs Jahre den falschen Job haben?«, sage ich laut. » Allerdings habe ich auch die letzten sieben Jahre mit dem falschen Mann verbracht. Scheinbar habe ich ein Talent dafür, wesentliche Dinge zu ignorieren.«
» Wäre es nicht langsam mal Zeit, dass du dir ein Haus kaufst?«, fragt Plum. » Bei deinem Gehalt ist die Finanzierung kein Problem. Dann kannst du immer noch deinen Job an den Nagel hängen und tun, worauf du Bock hast.«
Ich zucke zusammen. Das Thema » Hauskauf« kommt jedes Jahr zur Sprache bei meinen Eltern. Ich weiche dann immer aus. Die Vorstellung, mir eine so große Verpflichtung ans Bein zu binden, verursacht mir Übelkeit. Ich kann es mir nicht vorstellen, und ich will es mir nicht vorstellen. Also ignoriere ich es.
» Vielleicht solltest du dir vorerst keine Gedanken darüber machen«, sagt Sophie rasch. Sie ist gut darin, in meinem Gesicht zu lesen.
» Und du darfst nicht vergessen, dass du dich immer noch von der Trennung von einem Mann, mit dem du ein Viertel deines Lebens verbracht hast, erholst«, sagt Plum, die sofort auf den Unterstützende-Freundin-Modus umschaltet. » Ich meine, scheiße, ich habe immer Monate gebraucht, um über Beziehungen hinwegzukommen, die nicht länger dauerten als ein Börsenquartal.«
» Aber… ich bin über Peter hinweg«, sage ich unsicher. Ich bin wirklich über ihn hinweg. Vielleicht mache ich mir etwas vor. » Was soll’s. Jetzt ist es zu spät, um eine andere Karriere einzuschlagen.«
» Es ist nie zu spät. Was würdest du denn gerne machen, wenn du es dir aussuchen könntest?«, fragt Sophie.
Pause.
Ich starre sie an, unfähig zu einer Antwort. Sie starrt zurück, zehn, zwanzig, dreißig Sekunden… Ich bin sprachlos, während mein Mund auf- und zuklappt wie bei einem Goldfisch. Meine Unfähigkeit, diese einfache Frage zu beantworten, verursacht mir sogar noch mehr Übelkeit. Was stimmt nicht mit mir?
Plum und
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