Der letzte Single fangt den Mann
Wood-Schwestern nicht allein bei dieser Entscheidung.«
» Okay. Nächste Woche, abends nach der Arbeit«, ruft Sophie hinter dem Vorhang. » Ich kenne ein Brautmodengeschäft mit Kleidern im Vintage-Stil. Wir hatten dort mal ein Shooting.«
Sophie ist Agentin für Fotografen, die noch nicht richtig bekannt sind, aber kurz davor stehen. Sie entdeckte ihre Liebe zur Fotografie, als sie in einer Galerie in San Francisco arbeitete. Zurück in London rief sie jede Woche zwanzig Agenturen an, bis eine sie einstellte, damit sie Ruhe gab. Noch ein Mensch, der weiß, was er will, und es in die Tat umsetzt. Mist, verdammt. Habe ich den » Mal-dir-dein-Leben-aus«-Tag in der Schule verpasst?
» Okay, mir reicht’s«, sagt Sophie und gibt der Verkäuferin das Kleid mit einem entschuldigenden Lächeln zurück. » Es ist sehr hübsch. Ich komme wahrscheinlich ein anderes Mal wieder. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Sie hat mir einmal erzählt, dass sie ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie nichts kauft. Aus diesem Grund besitzt sie acht identische schwarze Pullover mit V-Ausschnitt.
» Lasst uns zu Zara gehen. Dort finden wir ausgefallene Basics«, sagt Plum entschlossen. » Das ist nämlich genau das, was Abigail fehlt.«
» Warum bist du so gut in so was?«, frage ich, als wir nach draußen gehen.
Plum zuckt mit den Achseln. » Mein Gehirn sucht ständig nach passenden Kombinationen. Wie dieser magische Outfit-Generator in Clueless. Das klappt sogar mit Klamotten, die ich noch gar nicht gekauft habe.«
Mit Plums Hilfe wird Zara ein Erfolg. Ich entdecke ein verführerisches hautfarbenes Pencil Dress, einen schwarzen Rock, der etwas länger ist als meine anderen schwarzen Röcke und insofern ganz anders, und schrille grüne Pumps, die ich unbedingt haben muss. Plum erklärt mir, womit ich die Sachen kombinieren soll, und ich zücke mein Notizbuch und schreibe eifrig mit, bis sie anfängt, mich auszulachen.
» Wie klappt es eigentlich mit dir und Robert?«, fragt Sophie.
» Gut«, antworte ich. » Er ist nur selten da. Neulich abends hat er mir ein paar gute Überlebenstipps für Singles gegeben.«
» Damit dürfte er sich auskennen«, sagt Sophie. » Robert ist der absolute Ladykiller. Einer der größten Playboys Londons.«
» Beschreibung, bitte«, sagt Plum.
» Dunkelhaarig, dunkelgrüne Augen, hohe Wangenknochen, kantiges Kinn, immer einen leicht arroganten Zug um den Mund«, sagt Sophie, als würde sie den Klappentext eines Schmökers lesen. » Attraktiv, grüblerisch und männlich.«
» Launisch«, füge ich hinzu. » Mürrisch. Unrasiert. Ungekämmt. Aber das Haus hält er picobello sauber. Gott sei Dank.«
» Gut gebaut?«, fragt Plum.
» Ja«, antwortet Sophie. » Findest du ihn nicht auch scharf, Abigail?«
» Ich habe ihn noch nie nackt gesehen. Es ist nicht so, als würden wir uns im Bad begegnen, da jeder sein eigenes hat.«
» Schade«, sagt Plum wehmütig.
» Jedenfalls, als wir uns kennenlernten, war ich noch in der Phase, in der ich meine Trennung verarbeiten musste«, sage ich. » Für mich war Robert immer nur ein Mitbewohner.«
» Häuslichkeit erzeugt Verachtung«, sagt Plum. » Klingt wie der perfekte Bettgespiele für mich. Wälzt ihn in Honig und bringt ihn zu mir.«
» Robert ist nicht der Typ, der eine Beziehung eingeht«, sage ich kopfschüttelnd.
» Das stimmt«, bekräftigt Sophie. » Er ist irgendwie unerreichbar. Ein toller Mann, aber…«
» Großartig, noch so ein Flachwichser, genau das, was ich brauche. Hey, habt ihr schon gehört, was Henry heute Morgen passiert ist?«, fragt Plum. » Als er aufgewacht ist, hatte er noch einen Bissen Kebab im Mund.«
Henry ist mein bester Kumpel. Er ist ein richtiger Junge: unkompliziert, sehr gutmütig und ständig hungrig. Henry, Plum und ich wohnten zusammen während unseres Studiums. Es gab eine Phase, in der wir ihn » Miranda« nannten, aber er meinte, wenn schon, dann wäre er lieber Charlotte, also hörten wir damit auf. Er ist übrigens nicht schwul, und er hat viele männliche Freunde (die Plum bereits seit langer Zeit durchhat). Wir kennen Henry schon eine Ewigkeit. Er ist einer von uns.
Wir gehen in Richtung Marylebone und setzen uns in dem ersten Café, an dem wir vorbeikommen, draußen an einen Tisch. Plums Handy klingelt.
Sie klemmt ihr Headset hinters Ohr (sie ist fest davon überzeugt, dass sie von ihrem Handy Mitesser bekommt), und flötet: » Henrietta! Nein, die BabyCare Show ist dieses Jahr erst am
Weitere Kostenlose Bücher