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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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gemacht«, erwiderte er durch die Tür. Der Junge würde es weit bringen.
    Sie horchte, wie er den Fuß auf die erste Stufe setzte, folgte dem Klang seiner Schritte zwei Treppen tiefer und aus dem Gang hinaus. Die Haustür schlug laut hinter ihm zu.
    Sie hatte Glück gehabt. Die größte Verbrecherstory der letzten zwanzig Jahre war ihr nicht unbedingt in den Schoß gefallen, sondern hatte sich vielmehr direkt vor ihren Augen abgespielt. Callum Ogilvy und ein anderer kleiner Junge namens James waren vor neun Jahren des brutalen Mordes an einem Kleinkind für schuldig befunden worden. Damals war Paddy eine ehrgeizige junge Reporterin gewesen und mit Callums Cousin Sean verlobt. Dank Paddys Ermittlungen wurden die Männer, die die Jungs zu der Tat überredet hatten, gefunden und vor Gericht gestellt. Callum und James wurden nur wegen Totschlags verurteilt, worauf eine sehr viel geringere Strafe stand als auf Mord.
    Sie wusste selbst nicht, ob es eine gute Idee war, die beiden auf freien Fuß zu setzen, aber es gab keine rechtliche Grundlage, aufgrund derer man sie noch länger festhalten konnte.
    Sie war Callum nicht mehr begegnet, seit er ins Gefängnis gekommen war. Sie wusste sehr wenig über ihn, abgesehen von den zensierten Berichten über die Gespräche, die Sean bei seinen Gefängnisbesuchen mit ihm führte, und den gelegentlich erscheinenden Artikeln über sein Leben dort. Sean wollte, dass sie ein großes Interview mit Callum führte, wenn er entlassen wurde. Sean hatte die vergangenen sechs Jahre für Zeitungen gearbeitet und wusste, dass Callum gejagt und gestellt werden würde, wahrscheinlich von einem Journalisten ohne jegliches Mitgefühl. Mit dem Bericht würde auch ein Bild abgedruckt werden und damit das wenige an Anonymität, das ihm geblieben war, auch noch zerstört. Die meisten Journalisten hätten Sean aus Dankbarkeit für dieses Angebot die Füße geküsst, aber Paddy hatte Zweifel: Sie konnte nicht garantieren, dass eine wohlwollende Story dabei herauskam, und außerdem wollte Callum sowieso mit niemandem sprechen.
    Sie blieb im Flur stehen, sah auf die Kisten mit Dubs Schallplatten. Vor einem Monat hatten sie das Auspacken eingestellt und nahmen die Kisten jetzt nur noch wahr, wenn sie gezwungen waren, sie aus einem ungewohnten Blickwinkel zu betrachten.
    Die Wohnung hatte hohe Decken. Im viktorianischen Zeitalter hatte man Wohnhäuser noch ernst genommen und sie in großem Stil gebaut, so geräumig, dass Bälle darin stattfinden konnten, und Lansdowne Crescent war eine der ältesten Wohnanlagen im Glasgower West End.
    Bevor Paddy die Wohnung gekauft hatte, hatten Studenten darin gewohnt: Der Flur war oben lilafarben und darunter kanariengelb gestrichen, das wunderbar verzierte Deckenfries verschwand unter anderthalb Jahrhunderten dicken Farbschichten. Die Wände der drei Schlafzimmer hatten Farben, die jeden Kater zur unerträglichen Qual werden ließen, und die Küchendecke war derart vom Nikotin eingefärbt, dass sich nur schwer sagen ließ, ob sie ursprünglich weiß oder räucherheringsgelb angelegt worden war.
    Paddy war siebenundzwanzig Jahre alt, und dies war ihre erste eigene Wohnung ohne ihre Familie. Sie spazierte noch immer darin herum wie ein verzücktes Kind in einem lange ersehnten Puppenhaus.
    Im Wohnzimmer grinste Dub sie an. An den Krümeln auf seinem T-Shirt erkannte Paddy sofort, dass er ihr Kekse geklaut hatte.
    »Wer war das?«
    »Ein junger Journalist von der Mail. Hat nach Callum Ogilvy gefragt. Wie ist die Show diese Woche?«
    »Ach, herrlich, noch schlimmer als sonst.«
    »Das geht gar nicht.«
    Sie sahen sich an, als George H. Burns das Publikum um einen herzlichen Begrüßungsapplaus für einen Gast bat, wobei seine Augen vor Wut blitzten, und er selbst seitlich von der Bühne abging. Der Vorhang hob sich und gab den Blick auf einen schwitzenden Bauchredner mit einer Kuhpuppe auf den Knien frei, deren unübersehbares Euter im Scheinwerferlicht bebte.
    Die Saturday Night Old Time Variety Show war zum Davonlaufen schlecht. George H. Burns’ Moderationsstil bestand aus pausenloser Publikumsbeschimpfung. Beispielsweise erkundigte er sich nach der Herkunft seiner Gäste und erzählte anschließend Witze über Geizhälse aus Aberdeen und Schwachmaten aus Dundee. Was er zu bieten hatte, war völlig vorhersehbar, die Darsteller mittelmäßig, die Musiker unbegabt.
    »Sogar die Vorhänge wirken schlapp«, sagte Dub.
    Die Einschaltquoten waren spektakulär: Die Zahlen

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