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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Mina
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näherte sich ihrem Ende.
    Terry machte sich bereit, rief sich die Gründe in Erinnerung, weshalb er leben wollte, und hatte sofort Paddy Meehans Gesicht vor Augen. Sie strahlte, berührte ihren langen Hals mit den Fingerspitzen, errötete wegen eines Kompliments. So lange sie einander kannten, seit dem Ende ihrer Teenagerzeit bis heute, hatte Paddy immer völlig unschuldig gewirkt. Sie hatte keine Ahnung, wie schön sie war. Und sie fürchtete sich vor nichts, denn sie wusste nichts von all den Dingen auf der Welt, vor denen man Angst haben musste, von den furchtbaren Dingen, die er gesehen hatte. Hunger, Hass und Bürgerkrieg waren ihr fremd. Sie machte sich Sorgen um ihre Mutter und ihre Schwestern, stritt sich mit ihren Brüdern, hielt eine kleine Familie zusammen, für die sie alles Mögliche opferte, und sie hatte keine Ahnung, dass es auch anders sein könnte. Terry dagegen reiste durch die Weltgeschichte, gehörte nirgendwohin, doch Paddy fühlte sich ihrer kleinen Welt ebenso fest verbunden wie dem Blut, das in ihren Adern floss.
    Er rutschte langsam im Kofferraum nach hinten, das Reifengeräusch wurde auf der holprigen Straße lauter: Der Wagen fuhr langsamer. Der Moment, in dem der Kofferraum geöffnet wurde, rückte näher. Es waren höchstens drei Schritte. Nicht mehr. Tu, als hättest du Angst, weine.
    Er presste sein Ohr an den Kofferraumboden, aber er konnte nur das Rauschen seines eigenen Bluts hören. Er schwitzte.
    Der Wagen fuhr sanft an den Straßenrand und blieb stehen. Der Motor wurde abgestellt. Durch die stille Nacht hörte Terry das Flüstern des Windes über der Kofferraumhaube, das leise Plätschern eines Bachs. Ein Graben. Wenn es einen Bach gab, musste es auch einen Graben geben. Hier sollte er also sterben.
    Mit einem Knacken ging die Fahrertür auf. Ein Fuß trat auf den Kies am Straßenrand, Pause, dann ein weiterer Fuß. Er war steif, vielleicht von der Fahrt: Vielleicht war er alt. Das wäre auf jeden Fall gut.
    Schritte neben dem Wagen, nicht langsam, aber auch nicht eilig. Vielleicht zögerte er, wahrscheinlich war er auch nur müde. Die Füße blieben knirschend vor dem Kofferraum stehen.
    Schlüssel klapperten, einer wurde ausgewählt und Metall kratzte auf Metall. Es klickte.
    Der Kofferraum sprang auf, blauweißes Mondlicht sickerte durch das Gewebe des Sacks und drang in Terrys Augen, ließ ihn die Lider schließen. Er zwang sich, sie wieder zu öffnen, und holte tief Luft, spürte den Blick seines Entführers auf seinem nackten Rücken. Tu, als wärst du willenlos.
    Eine kalte klamme Hand packte ihn am Oberarm, zerrte ihn herum.
    »Raus.«
    »Hören Sie, ich bin Terry Hewitt. Sie haben den falschen Mann. Ich bin Journalist.«
    »Raus.«
    Terry klammerte sich noch fester an seine Knie. »Um Gottes willen, bitte …« Er war froh, dass sein Gesicht bedeckt war: Er hatte noch nie gut lügen können.
    »Töten Sie mich nicht. Das dürfen Sie nicht. Ich bin Journalist, um Himmels Willen.«
    Der kalte Lauf einer Pistole wurde ihm an den Hals gedrückt. »Verdammt nochmal, raus da.«
    Er setzte sich unsicher auf, stieß sich den Kopf am Kofferraumdeckel, der Wagen schwankte leicht unter seinem Gewicht. »Bitte, bitte tun Sie das nicht. Meine Mutter … sie ist sehr alt.«
    Der Entführer drückte ihm die Waffe fester an den Hals und rückte ganz nah mit dem Gesicht an ihn heran. Terry roch seinen Atem, immer noch verraucht, aber inzwischen frischer, nicht mehr so verbraucht wie vor seiner Tür. »Deine Eltern sind seit zehn Jahren tot. Raus da.«
    »Sie kennen mich?«
    Keine Antwort.
    »Woher kennen Sie mich?«
    Die Pistole bohrte sich noch tiefer in die Haut an seinem Hals. »Raus.«
    Umständlich versuchte Terry rückwärts aus dem Wagen zu klettern.
    »Beeilung.«
    »Tut mir leid«, Terry schniefte durch die trockene Nase. »Es tut mir leid. Was auch immer ich getan habe, es tut mir leid.«
    »Raus.«
    Terry hielt sein Gesicht dem Mann zugewandt. Er wusste, dass es schwerer war, jemanden zu töten, wenn einen derjenige ansah, anatmete.
    Selbst ein hartgesottener Mörder befahl seinem Opfer, sich umzudrehen.
    Terry setzte einen nackten Fuß auf die spitzen Steine am Straßenrand, dann den anderen. Schließlich stand er auf. Zur Tarnung winselte er, tat als ob er stolperte, fing sich wieder und torkelte einen Schritt vorwärts. Er stand einen halben Meter vom Wagen entfernt, jedenfalls dachte er das, weit genug, um sich dem Mann mit vollem Gewicht in den Rücken zu werfen.
    Der

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