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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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habe, sollte es ausreichen, wenn jemand die Nacht vom Sonnenuntergang bis zum dritten Hahnenschrei im Gewölbe verbrächte, beim Sarkophag.«
    »Wirklich ganz einfach . . .«, prustete Velerad.
    »Ich würde gern eine Beschreibung der ... Prinzessin hören.«
    Velerad sprang auf. »Die Prinzessin sieht aus wie eine Striege!«, platzte er heraus. »Wie die striegigste Striege, von der ich je gehört habe! Ihre königliche Hoheit, der verdammte Bankert, ist vier Fuß groß, ähnelt einem Bierfass, sie hat ein Maul von einem Ohr bis zum anderen, mit Zähnen wie Stiletten gespickt, rote Guckeln und fuchsrote Zotteln! Ich wundere mich, dass wir noch nicht angefangen haben, ihre Miniatur an die befreundeten Höfe zu verschicken! Die Prinzessin, verrecken soll sie, ist schon vierzehn Jahre alt, Zeit, dran zu denken, dass man sie irgendeinem Prinzen zur Frau gibt!«
    »Zügle dich, Stadtvogt«, sagte Ostrit stirnrunzelnd und schielte zur Tür.
    Segelin lächelte leise. »Die Beschreibung war zwar sehr bildhaft, aber ziemlich genau, und darum ging es Euch doch, Herr Hexer, nicht wahr? Velerad hat vergessen zu erwähnen, dass sich die Prinzessin mit unglaublicher Geschwindigkeit bewegt und viel stärker ist, als man bei ihrer Größe und Figur annehmen könnte. Aber dass sie vierzehn Jahre alt ist, stimmt. Soweit es von Bedeutung ist.«
    »Ist es«, sagte der Hexer. »Kommen die Überfälle auf Menschen nur bei Vollmond vor?«
    »Ja«, antwortete Segelin. »Wenn sie außerhalb des alten Schlosses angreift. Im Schloss sind die Menschen unabhängig von der Mondphase immer umgekommen. Aber sie kommt nur bei Vollmond heraus, und auch das nicht jedes Mal.«
    »Hat sie wenigstens einmal bei Tage angegriffen?«
    »Nein. Bei Tage nicht.«
    »Sie frisst die Opfer immer auf?«
    Velerad spuckte in hohem Bogen aufs Stroh. »Verdammt, Geralt, gleich gibt’s das Abendessen. Puh! Sie frisst sie auf, knabbert sie an, lässt sie liegen, ganz verschieden, sicherlich je nach Laune. Einem hat sie bloß den Kopf abgebissen, etliche hat sie ausgeweidet, und manche hat sie ganz aufgefressen, bis auf die Knochen, kann man sagen. Das Hurenkind!«
    »Sieh dich vor, Velerad«, zischte Ostrit. »Über die Striege kannst du reden, was du willst, aber von Adda sollst du in meiner Gegenwart nicht schlecht sprechen, denn vorm König wagst du es auch nicht!«
    »Hat es jemanden gegeben, den sie angefallen hat und der es überlebte?«, fragte der Hexer und tat so, als beachte er den Ausbruch des Magnaten nicht.
    Segelin und Ostrit blickten einander an.
    »Ja«, sagte der Bärtige. »Ganz zu Beginn, vor sechs Jahren, hat sie sich auf zwei Soldaten gestürzt, die bei der Krypta auf Wache standen. Einer konnte fliehen.«
    »Und später«, warf Velerad ein, »der Müller, den sie vor der Stadt angefallen hat. Erinnert Ihr Euch?«

IV
    Der Müller wurde am anderen Tag spätabends in die Kammer über der Wachstube gebracht, wo der Hexer einquartiert worden war. Ihn begleitete ein Soldat in einem Mantel mit Kapuze.
    Die Unterredung brachte weiter keine Ergebnisse. Der Müller war bestürzt, er faselte, stotterte. Vielsagender waren für den Hexer seine Narben: Die Striege hatte ein beeindruckend breites Maul und tatsächlich scharfe Zähne, darunter sehr lange obere Eckzähne – und zwar vier, auf jeder Seite zwei. Die Krallen waren gewiss schärfer als bei einer Wildkatze, allerdings weniger gebogen. Nur darum war es dem Müller übrigens gelungen, sich loszureißen.
    Nachdem er die Untersuchung beendet hatte, entließ Geralt ihn und den Soldaten mit einem Kopfnicken. Der Soldat schob den Mann zur Tür hinaus und schlug die Kapuze zurück. Es war Foltest höchstpersönlich.
    »Bleib sitzen, steh nicht auf«, sagte der König. »Ich bin inoffiziell hier. Bist du mit der Befragung zufrieden? Ich hörte, dass du heute Vormittag im alten Schloss warst.«
    »Ja, Herr.«
    »Wann gehst du an die Arbeit?«
    »In vier Tagen ist Vollmond. Nach dem Vollmond.«
    »Du willst sie dir vorher selbst ansehen?«
    »Das ist nicht nötig. Aber wenn die ... Prinzessin ... satt ist, wird sie nicht so beweglich sein.«
    »Die Striege, Meister, die Striege. Wir wollen uns nicht mit Diplomatie aufhalten. Zur Prinzessin wird sie erst noch. Deswegen bin ich übrigens gekommen. Sag mir, inoffiziell, kurz und klar: Wird sie’s oder wird sie’s nicht? Aber versteck dich nicht hinter irgendwelchen Regeln.«
    Geralt rieb sich die Stirn. »Ich bestätige, Herr König, dass der Zauber gelöst

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