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Der letzte Wunsch

Der letzte Wunsch

Titel: Der letzte Wunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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werden kann. Und wenn ich mich nicht irre, dann tatsächlich, indem man eine Nacht im Schloss verbringt. Der dritte Hahnenschrei löst den Bann, wenn er die Striege außerhalb des Sarkophags überrascht. So wird mit Striegen üblicherweise verfahren.«
    »So einfach?«
    »Es ist nicht einfach. Erstens muss man diese Nacht überleben. Es kann auch Abweichungen von der Norm geben. Zum Beispiel nicht eine Nacht, sondern drei. Hintereinander. Manche Fälle sind auch ... nun ja ... hoffnungslos.«
    »Ja«, sagte Foltest widerwillig. »Von manchen höre ich das andauernd. Das Ungeheuer töten, denn es ist ein unheilbarer Fall. Meister, ich bin sicher, dass man schon mit dir gesprochen hat. Was? Dass du die Menschenfresserin ohne Zeremonien erledigst, gleich zu Beginn, und nachher sagst, dass es nicht anders ging. Der König zahlt nicht, wir zahlen. Eine sehr praktische Methode. Und billig. Denn der König lässt den Hexer köpfen oder aufhängen, und das Gold bleibt in der Kasse.«
    »Der König wird den Hexer auf jeden Fall köpfen lassen?« Geralt verzog das Gesicht.
    Foltest schaute dem Rivier lange in die Augen.
    »Der König weiß nicht«, sagte er schließlich. »Aber der Hexer muss jedenfalls mit dieser Möglichkeit rechnen.«
    Nun war es Geralt, der eine Weile schwieg.
    »Ich habe vor, zu tun, was ich kann« sagte er schließlich. »Aber wenn es schiefgeht, werde ich mein Leben verteidigen. Ihr, Herr, müsst auch mit dieser Möglichkeit rechnen.«
    Foltest stand auf. »Du verstehst mich nicht. Darum geht es nicht. Es ist klar, dass du sie umbringst, wenn’s hart auf hart kommt, ob es mir passt oder nicht. Denn sonst bringt sie dich um, gewiss und unwiderruflich. Ich mache das nicht öffentlich, aber ich würde keinen bestrafen, der sie in Notwehr tötet. Doch ich lasse nicht zu, dass man sie ohne einen Rettungsversuch umbringt. Es ist schon versucht worden, das alte Schloss anzuzünden; sie haben mit Pfeil und Bogen auf sie geschossen, haben Fallgruben gegraben, Schlingen und Fangstricke ausgelegt, bis ich ein paar aufgehängt habe. Aber darum geht es nicht. Hör zu, Meister!«
    »Ich höre.«
    »Nach dem dritten Hahnenschrei wird es keine Striege mehr geben, wenn ich richtig verstanden habe. Und stattdessen?«
    »Wenn alles gut geht, ein vierzehnjähriges Mädchen.«
    »Mit roten Augen? Und Zähnen wie ein Krokodil?«
    »Eine gewöhnliche Vierzehnjährige. Allerdings . . .«
    »Nun?«
    »Nur körperlich.«
    »Na also. Da haben wir die Bescherung. Und geistig? Jeden Tag einen Eimer Blut zum Frühstück? Ein halbes Kind?«
    »Nein. Geistig ... Schwer zu sagen ... Ich denke, auf dem Niveau, was weiß ich, eines drei-, vierjährigen Kindes. Sie wird lange Zeit sorgsame Betreuung brauchen.«
    »Das ist klar. Meister?«
    »Ich höre.«
    »Kann das bei ihr wiederkommen? Später?«
    Der Hexer schwieg.
    »Aha«, sagte der König. »Also doch. Und was dann?«
    »Wenn sie nach einer langen, mehrtägigen Ohnmacht sterben sollte, muss der Körper verbrannt werden. Und das schleunigst.«
    Foltests Miene verdüsterte sich.
    »Ich glaube aber nicht«, fuhr Geralt fort, »dass es dazu kommt. Zur Sicherheit werde ich Euch, Herr, ein paar Hinweise geben, wie man die Gefahr vermindern kann.«
    »Jetzt schon? Ist es dazu nicht zu früh, Meister? Und wenn . . .«
    »Jetzt schon«, fiel ihm der Rivier ins Wort. »Es kann alles Mögliche geschehen, Herr König. Kann sein, Ihr findet morgens in der Krypta die entzauberte Prinzessin und meine Leiche.«
    »Wirklich? Trotz meiner Erlaubnis, das eigene Leben zu schützen? An der dir, wie mir scheint, nicht einmal allzu viel gelegen ist?«
    »Das ist eine ernste Sache, Herr König. Das Risiko ist hoch. Darum hört: Die Prinzessin muss am Halse ständig einen Saphir tragen, am besten einen Inklus, an einem silbernen Kettchen.«
    »Was ist ein Inklus?«
    »Ein Saphir mit einem im Stein eingeschlossenen Luftbläschen. Außerdem müssen in dem Zimmer, wo sie schläft, von Zeit zu Zeit Wacholder-, Besenstrauch- und Haselzweige im Kamin verbrannt werden.«
    Foltest überlegte. »Danke für die Ratschläge, Meister. Ich werde mich daran halten, wenn ... Und jetzt hör mir gut zu. Wenn du feststellst, dass es ein hoffnungsloser Fall ist, tötest du sie. Wenn du den Zauber löst, das Mädchen aber nicht ... gesund ist, wenn du auch nur den Schatten eines Zweifels hast, ob es dir vollends gelungen ist, tötest du sie auch. Hab keine Angst, dir droht nichts. Ich werde dich vor den Leuten anschreien,

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