Der Leuchtturm am Ende der Welt
mit Recht, daß das seine Kameraden, die noch nicht schliefen, interessieren würde, und er ging also hinunter, um sie davon zu benachrichtigen.
Vasquez und Felipe stiegen mit ihm sofort wieder hinauf und stellten sich, Fernrohre in der Hand, an das geöffnete Fenster der Ostseite.
»Es ist ein weißes Licht, sagte Vasquez.
– Und folglich, setzte Felipe hinzu, kein solches einer Positionslaterne, da es weder grün noch rot leuchtet.«
Diese Bemerkung war richtig: es war keines der vorschriftsmäßigen Positionslichter, die nach Sonnenuntergang, das rote an Back-, das grüne an Steuerbord der Seeschiffe, geführt werden.
»Und da es weiß ist, fuhr Vasquez fort, muß es am Stagseile des Fockmastes hängen, und das bezeichnet einen Dampfer, der vor der Insel liegt.«
Hierüber bestand kein Zweifel. Es handelte sich unbedingt um einen Dampfer, der sich dem Kap San Juan näherte, und die Wärter fragten sich nur, ob er in die Le Mairestraße einlaufen oder im Süden von ihnen vorbeikommen würde.
Sie beobachteten also die Fahrt des sich immer mehr nähernden Schiffes, und nach Verlauf einer halben Stunde waren sie sich über seinen Kurs im Klaren.
Der Dampfer ließ den Leuchtturm an Backbord südsüdwestlich liegen und steuerte geraden Weges auf die Meerenge zu. Als er vor dem Hafen Sankt-Johann vorüberglitt, wurde auch sein rotes Licht kurze Zeit sichtbar, doch verschwand das Fahrzeug bald in der zunehmenden Dunkelheit.
»Das wäre also das erste Schiff, das den Leuchtturm am Ende der Welt gesichtet hat! rief Felipe.
– Es wird aber nicht das letzte sein!« versicherte Vasquez.
Am frühen Morgen des nächsten Tages meldete Felipe einen großen Segler, der am Horizonte herauskam. Das Wetter war klar, die Luft durch einen mäßigen Südostwind von allen Dunstmassen befreit, und so konnte man das Fahrzeug schon in einer Entfernung von mindestens zehn Seemeilen erkennen.
Vasquez und Moriz begaben sich, als sie davon gehört hatten, nach der Galerie des Leuchtturmes. Von hier aus sahen sie das Schiff über die äußersten Felsenwände des Ufers hinweg und ein wenig zur Rechten von der Elgorbucht zwischen der Diegos-und der Severalspitze.
Unter allen Segeln glitt das Fahrzeug schnell und mit einer Geschwindigkeit dahin, die wenigstens auf zwölf bis dreizehn Knoten zu schätzen war. Es lief dabei mit Backbordhalfen ziemlich mit Rückenwind. Da es jetzt aber fast in gerader Richtung auf die Stateninsel zu hielt, ließ sich noch nicht entscheiden, ob es diese im Norden oder im Süden passieren würde.
Als Seeleute, die für solche Fragen stets Interesse haben, sprachen sich Vasquez, Felipe und Moriz über die vorliegende aus. Schließlich behielt Moriz recht, der von Anfang an behauptet hatte, der Segler werde nicht in die Meerenge einzulaufen suchen. Als dieser nur noch anderthalb Seemeilen von der Küste entfernt war, luvte er an, um mehr. in den Wind zu kommen und die Severalspitze zu umschiffen.
Es war ein sehr großes Fahrzeug, wenigstens von achtzehnhundert Tonnen, mit drei Masten und einer Klippertakelage, wie sie für die in Amerika gebauten schnellsegelnden Schiffe dieser Art gebräuchlich ist.
»Mein Fernrohr soll sich doch gleich zu einem Regenschirm verwandeln, rief Vasquez, wenn der da nicht aus den Werften Neuenglands hervorgegangen ist!
– Vielleicht will er uns auch Nummer und Namen signalisieren, sagte Moriz.
– Das wäre auch nicht mehr als seine Pflicht und Schuldigkeit«, meinte der Oberwärter
Das geschah denn auch, als der Klipper bei der Severalspitze wendete. Nach der Gaffel des Besahnmasles stiegen vier kleine Flaggen empor, Signale, die Vasquez sofort übersetzte, als er das im Wachzimmer aufbewahrte Signalbuch eingesehen hatte.
Das Schiff war der ›Montank‹, beheimatet im Hafen von Boston Neuengland, Vereinigte Staaten von Amerika. Die Wärter antworteten ihm durch Hissung der argentinischen Flagge an der Fangstange des Blitzableiters, und sie folgten dem Fahrzeuge mit den Augen, bis dessen Masttoppen an der Südküste der Insel hinter den Höhen des Kap Webster verschwanden.
»Und nun, sagte Vasquez, glückliche Fahrt dem ›Montank‹, und gebe der Himmel, daß er vor dem Kap Horn nicht gar zu grobe See findet.«
In den nächstfolgenden Tagen blieb das Meer so gut wie ganz leer; kaum waren ein oder zwei Segel weit draußen am östlichen Horizont zu erspähen. Die Fahrzeuge, die gegen zehn bis zwölf Seemeilen vor der Stateninsel hinsegelten, beabsichtigten offenbar
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