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Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Leuchtturmwärter: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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sich um ihre Kinder zu kümmern. Sie war froh über jede Sekunde, die sie mit ihnen verbringen durfte. Um Haaresbreite hätte sie sie verloren.
    Sie schloss die Augen, beugte sich nach vorn und legte die Nase an Noels Köpfchen. Einen Moment lang erinnerte sie der zarte Flaum an Anna, und sie kniff die Augen noch fester zu. Hoffentlich kam ihr bald eine Idee, wie sie ihrer Schwester helfen könnte, denn im Moment fühlte sie sich ziemlich hilflos. Sie holte tief Luft und ließ sich von Noels Duft trösten.
    »Mein Liebling«, murmelte sie ganz nah an seinem Köpfchen. »Mein Liebling.«
    »Wie läuft es denn bei der Arbeit?« Signe bemühte sich um einen unbeschwerten Ton, während sie eine ordentliche Portion Hackbraten mit Erbsen, Kartoffelbrei und Rahmsauce auf einen Teller lud.
    Obwohl sie jedes Mal eins seiner Lieblingsgerichte zubereitete, stocherte Matte meist lustlos im Essen herum, seit er wieder in Fjällbacka wohnte. Es war fraglich, ob er allein in seiner Wohnung überhaupt etwas zu sich nahm. Er war jedenfalls spindeldürr. Gott sei Dank sah er jetzt, da die Spuren der Misshandlungen verschwunden waren, wieder gesünder aus. Als sie ihn damals im Sahlgrenska-Krankenhaus besuchten, hatte sie vor Schreck einen Schrei ausgestoßen. Ein Wrack war er gewesen. Sein Gesicht war so stark angeschwollen, dass man ihn kaum erkennen konnte.
    »Gut.«
    Signe zuckte zusammen, als sie seine Stimme hörte. Die Antwort hatte so lange auf sich warten lassen, dass sie bereits vergessen hatte, eine Frage gestellt zu haben. Matte durchpflügte den Kartoffelbrei mit der Gabel und schob ein Stück Hackbraten darauf. Sie ertappte sich dabei, dass sie dem Bissen atemlos hinterherblickte.
    »Hör auf, den Jungen beim Essen so anzustarren«, brummte Gunnar. Er nahm sich bereits die zweite Portion.
    »Entschuldige.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich … bin nur froh, dass du etwas isst.«
    »Ich werde nicht verhungern, Mutter. Siehst du? Ich esse doch.« Wie zum Trotz belud er die Gabel noch einmal schwer und schaufelte sich die Fuhre hastig in den Mund.
    »Du wirst dich doch bei der Gemeinde nicht überarbeiten?«
    Signe fing sich noch einen irritierten Blick von Gunnar ein. Sie wusste, dass er sie für viel zu fürsorglich hielt und der Meinung war, sie solle den Jungen ein bisschen in Ruhe lassen. Aber sie konnte nichts dagegen machen. Matte war ihr einziges Kind, und seit seiner Geburt an diesem Dezembertag vor fast vierzig Jahren wachte sie in regelmäßigen Abständen in einem vollkommen durchgeschwitzten Nachthemd auf und hatte nichts als Ängste, Alpträume und Horrorszenarien im Kopf, die ihm womöglich zustoßen könnten. Dass es ihm gut ging, war das Wichtigste auf der Welt. So hatte sie das immer gesehen. Und sie wusste, das galt auch für Gunnar. Auch er vergötterte den Sohn. Er war jedoch in der Lage, die dunklen Gedanken, die die Liebe zu einem Kind mit sich brachte, ein wenig von sich fernzuhalten.
    Ihr dagegen war ständig bewusst, dass sie im Bruchteil einer Sekunde alles verlieren konnte. Als Matte ein Baby war, träumte sie von unerkannten Herzfehlern und erzwang eine gründliche Untersuchung, um sich davon überzeugen zu lassen, dass er gesund wie ein Fisch im Wasser war. Im ersten Jahr schlief sie nie länger als eine Stunde am Stück, weil sie immer wieder aufstehen und sich vergewissern musste, dass er noch atmete. Als er größer wurde und auch als er bereits zur Schule ging, schnitt sie sein Essen in winzige Häppchen, damit er nicht daran erstickte. Außerdem träumte sie von Autos, die seinen zarten Körper überfuhren.
    Als Matte ein Teenager war, wurden ihre Träume noch unheimlicher. Alkoholvergiftung, Trunkenheit am Steuer, Prügeleien. Manchmal warf sie sich im Schlaf so heftig von einer Seite auf die andere, dass Gunnar wach wurde. Nachdem sie einen Alptraum nach dem anderen geträumt hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als aufzubleiben und zu warten, bis Matte nach Hause kam. Ihr Blick wanderte unruhig zwischen Telefon und Fenster hin und her. Immer wenn sich dem Haus Schritte näherten, machte ihr Herz vor Freude einen Sprung.
    Als er von zu Hause auszog, wurden ihre Nächte etwas ruhiger. Eigentlich war das seltsam, denn ihre Ängste hätten zunehmen müssen, weil sie ihn nun nicht mehr überwachen konnte. Sie wusste jedoch, dass er keine unnötigen Risiken eingehen würde. Er war vorsichtig, das zumindest hatte sie ihm beigebracht. Und er war fürsorglich und würde nie jemandem weh tun.

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