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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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behielt meinen Rock über dem Badeanzug an, während Sylvie ihre Sachen ordentlich neben mir aufgereiht hatte: Kamm, Puderdose, Strickjacke. Sie setzte sich auf und blinzelte, registrierte die Menschenmengen auf der sonnenüberfluteten Terrasse. Sylvies Mund schien immer wie verkehrt herum zu einem Lächeln verzogen und ihre Schneidezähne zogen die nach unten verlaufende Linie ihrer Oberlippe nach, als wären sie extra in Form gemeißelt. Ich schloss die Augen. Rosa Schatten bewegten sich vor meinen geschlossenenLidern, als Sylvie seufzte und sich räusperte. Ich wusste, sie wollte sich mit mir darüber unterhalten, wer sonst noch im Schwimmbad war, wer was mit wem tat und welche Jungen sie kannte, aber ich wollte nur die Wärme auf meinem Gesicht spüren und das entrückte Gefühl haben, das entsteht, wenn man in der Nachmittagssonne liegt.
    Ich war fast so weit. Das Blut hinter meinen Augen schien dicker und meine Glieder waren zu Gummi geworden. Das leichte Klatschen von Füßen und das Platschen, wenn die Jungs vom Sprungbrett ins Wasser sprangen, störte mich nicht, und obwohl ich spürte, wie die Sonne meine Schultern verbrannte, blieb ich flach liegen, atmete den kreidigen Geruch des nassen Fußbodens ein und gelegentlich den Hauch von kaltem Chlor, wenn jemand vorbeiging.
    Dann fiel etwas Kühles, Nasses auf meine Wange und ich öffnete die Augen. Zuerst war ich geblendet vom hellweißen Licht des Himmels. Ich blinzelte und eine Gestalt wurde sichtbar, umrandet in leuchtendem Rosa. Ich blinzelte noch einmal und hörte Sylvies Stimme, gereizt, aber irgendwie erfreut – »Was machst du denn hier?« –, und wusste sofort, wer es war.
    Ich setzte mich auf und versuchte mich zusammenzunehmen, hielt die Hand über die Augen und wischte hastig den Schweiß von meiner Oberlippe.
    Da stand er, die Sonne im Rücken, und grinste Sylvie an.
    »Du tropfst!«, sagte sie und wischte sich eingebildete Tropfen von den Schultern.
    Selbstverständlich hatte ich Tom viele Male bei Sylvie zu Hause gesehen und bewundert, aber dies war das erste Mal, dass ich so viel von seinem Körper sah. Ich versuchte wegzusehen, Patrick. Ich versuchte, nicht auf die Wassertropfen zu starren, die von seiner Kehle zu seinem Bauchnabel rannen, die nassen Haarsträhnen in seinem Nacken. Aber du weißt, wie schwer es ist, wegzusehen,wenn du etwas siehst, was du willst. Also konzentrierte ich mich auf seine Schienbeine: auf die glänzenden blonden Härchen auf seiner Haut. Ich rückte die Träger meines Einteilers zurecht und Sylvie fragte noch einmal mit einem übertrieben dramatischen Seufzer: »Was willst du, Tom?«
    Er sah uns an – beide trocken bis auf die Knochen, nur mit Schattenflecken auf dem Körper. »Wart ihr nicht drin?«
    »Marion schwimmt nicht«, verkündete Sylvie.
    »Warum nicht?«, fragte er und sah mich an.
    Ich hätte lügen können. Aber selbst da hatte ich schreckliche Angst, dass es herauskommen würde. Am Ende wird man immer erwischt. Und das ist schlimmer, als wenn man einfach gleich die Wahrheit sagt.
    Mein Mund war trocken, aber ich brachte heraus: »Nie gelernt.«
    »Tom ist im Schwimmclub«, sagte Sylvie und es klang fast stolz.
    Ich hatte nie das Bedürfnis gehabt, nass zu werden. Das Meer war immer da, ein ständiges Geräusch, eine ständige Bewegung am Rande der Stadt. Aber deshalb musste ich nicht hineingehen, oder? Bis zu diesem Moment hatte es nicht die geringste Bedeutung gehabt, dass ich nicht schwimmen konnte. Aber jetzt, das wusste ich, würde ich es tun müssen.
    »Ich würde es gerne lernen«, sagte ich und versuchte zu lächeln.
    »Tom wird es dir beibringen, oder, Tom?«, sagte Sylvie und sah ihn herausfordernd an.
    Tom fröstelte, schnappte sich Sylvies Handtuch und wickelte es sich um die Taille.
    »Könnte ich«, sagte er, rubbelte sich kräftig die Haare, versuchte, sie mit einer Hand trocken zu kriegen, und drehte sich zu Sylvie: »Leih uns einen Schilling.«
    »Wo ist Roy?«, fragte Sylvie.
    Das war das erste Mal, dass ich von Roy hörte, aber Sylvie war offensichtlich interessiert, so wie sie das Thema Schwimmunterrichtfallen ließ und sich stattdessen den Hals ausrenkte, um hinter ihren Bruder zu sehen.
    »Tauchen«, sagte Tom. »Leih uns einen Schilling.«
    »Was macht ihr danach?«
    »Das geht dich nichts an.«
    Sylvie öffnete ihre Puderdose und betrachtete sich eine Weile prüfend, bevor sie leise sagte: »Ich wette, ihr geht ins Spotted Dog.«
    Da machte Tom einen Schritt vorwärts und

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