Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Lilienring

Titel: Der Lilienring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
verständlicherweise dem Interesse der Öffentlichkeit entzogen. Er hat von mir zumindest erfahren, dass du mit Rose seit Freitag unterwegs bist. Und so ganz im Allgemeinen habe ich davon berichtet, was für eine mistige Zeit du völlig alleine durchzustehen hattest. Er hörte sich anschließend nicht glücklich an. Aber schließlich meldete Denise sich heute Morgen bei Cosy und kündigte an, sie würde gegen Mittag vorbeischauen. Das hat sie getan, und hier ist sie selbst.«
    »Hallo, Anahita! Wie geht’s euch am Ende der Welt?«
    »Erst mehr trüb und wolkig. Jetzt aber überwiegend heiter. Sowohl vom Wetter wie von der Stimmung.«
    »Gut. Ich habe deinen Valerius heute wieder gesehen. Ernsthaft, ich habe so etwas wie einen Stich von Eifersucht verspürt. Er hat sich unheimlich gut gehalten. Viele Männer werden so schlampig, wenn sie die Vierzig überschritten haben. Aber er wirkt noch so wie vor Jahren, als ich einmal kurz mit ihm zusammen gewesen bin. Erst schlich er ein bisschen um den heißen Brei herum, aber dann sind wir gemeinsam zum Italiener um die Ecke gegangen, und so allmählich kam er zur Sache. Er fragte mich, ob ich deinen Aufenthaltsort wüsste, und ich sagte ihm, ich hätte deine Adresse. Mehr nicht. Er hat gemerkt, dass ich sie ihm nicht so einfach geben würde. Ich habe ihn zartfühlend daran erinnert, in welcher ziemlich beschissenen Situation er dich ganz alleine gelassen hat, und ihm zu verstehen gegeben, er bekäme keine Silbe aus mir heraus, wenn er jetzt nur ein paar Tage mit dir am Strand verbummeln wolle. Außerdem
habe ich ihm ein wenig von deinem Freund Marc vorgeschwärmt. Er hat nämlich auch von mir sehr ansprechende Fotos gemacht.«
    »Salz in die Wunden zu reiben war aber nicht nötig.«
    »Doch, ich fand schon.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Liebes, das soll er dir besser selbst ins Öhrchen flüstern. Es war zumindest für mich annehmbar genug, um ihm deinen Aufenthaltsort zu nennen. Er sah etwas erstaunt aus und hatte anschließend Mühe, das Essen auf einigermaßen höfliche Weise zu beenden.«
    Jan kam wieder in die Leitung.
    »Er hat Falko angerufen und ihm barsch empfohlen, seine Koffer zu packen. Sie werden morgen Nachmittag aufbrechen und wahrscheinlich die Nacht durchfahren. Ja, so ist der Stand der Dinge, Ana. Bist du zufrieden mit unserer Arbeit?«
    Ich musste lachen.
    »Ihr wart wundervoll. Die Telefonrechnung bezahle ich mit Vergnügen.«
    Wir tauschten noch ein paar andere Neuigkeiten aus, dann legte ich auf und berichtete den beiden zappeligen Lauscherinnen an meiner Seite, was ich gehört hatte.
    »Also haben wir alle drei demnächst hier.«
    »Sieht ganz so aus. Marc ist mir allerdings nicht ganz so willkommen.«
    »Aber mir! Ständig wollt ihr, dass ich leer ausgehe!«
    »Cilly, Marc ist nicht der Mann für dich. Er ist ein Abenteurer, ein Herzensbrecher und im Übrigen viel zu alt für dich.«
    »Quatsch mit Soße. Dann ist Valerius auch zu alt für dich! Und Jules Coloman war auch zu alt für Graciella Raabe.«
    »Was?«
    »Na, sie hat ihn doch geheiratet. Sonst hieße diese Ururur-was-weiß-ich-Großmutter
doch nicht Graciella Coloman, oder?«
    »Da haben wir zwei getrennte Problemkreise, meine liebe Schwester-Schwester. Wir sollten diese Urkunden erst noch mal durchgehen, um die Verwandtschaftsbeziehungen zu unseren Vorfahren klarzustellen. Später werden wir uns um dein Liebesleben kümmern.«
    »Einverstanden, die Unterlagen gehen wir morgen durch. Um mein Liebesleben kümmern wir uns jetzt, denn der Trailer mit dem Surfbrett auf dem Dach, der hier gerade vor der Tür hält, ist ein Bestandteil davon.«
    Cilly sprang auf, riss die Tür auf und schrie begeistert: »Marc!«
    Ich seufzte theatralisch: »Gut, dass ich gewarnt wurde.«
    Musette maunzte ärgerlich auf, das Geschrei behagte ihr nicht. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, sich in die Küche zu stehlen. Sie machte nämlich auch vor dem Gemüsekorb nicht Halt. Schon zweimal hatte sie ihn auf der Suche nach Bekömmlichem ausgeräumt und den Inhalt auf dem Boden verteilt.
    Marc hatte Cilly hochgehoben und schwenkte sie übermütig in der Luft. Sie kreischte.
    Wir empfingen den Helden mit gebremsterem Schaum.
    »Putzig, wie du immer wieder die Bahnen unseres Lebens kreuzt«, bemerkte ich trocken zu ihm.
    »Ja, nicht? Gerade überkam mich die Vorstellung, ich hätte ein paar Tage Urlaub nötig, und bei der Ile de Sieck, die du so unbedachterweise erwähnt hattest, dachte ich an eine Runde

Weitere Kostenlose Bücher