Der Lilith Code - Thriller
lag.« Sie hielt etwas in zwischen ihren Zeigefinger und ihrem Daumen. Es war ein Medaillon. Sie klappte es auf.
»Was ist darin?«, fragte Jan.
Sie hielt es nah an ihre Augen, aber schüttelte den Kopf. »Ich kann nur kleine Teufel erkennen.«
Er griff nach ihrer Hand und drehte sie zu sich. Mit einem Mal erstarrte er. »Weißt du nicht, was das ist?«
Wesenufer, Österreich 05.12., 13.34 Uhr
Eine Familie, die leiblich und geistig vereint ist, gehört zu den seltenen Ausnahmen.
Aus: Honoré de Balzac »Eine Evastochter«
Sie sollte nicht bei diesem Schneetreiben nach draußen gehen. Denn seit sieben Tagen hatte es unaufhörlich geschneit. Der Küster hatte lediglich den Weg zum Haupteingang der Kirche freigeschaufelt. Aber das machte ihr nichts aus.
Sie stapfte mit weiten Schritten durch die Berge an Weiß und fand mühelos die Stelle. Minus 25 Grad, hatten sie heute Morgen im Radio verkündet, könnte es kalt werden. Der Wind blies ihr hart in das Gesicht. Sie zog ihre Fellmütze tief hinunter. Neben dem Kreuz aus Gusseisen und dem einfachen Holzkreuz lag der matte Stein. So hatte er es sich gewünscht. Mühsam und stöhnend beugte sie sich hinunter, bis ihre Knie fast im Schnee versanken. Sie wischte die Platte frei, bis die Buchstaben zu erkennen waren. Mit den Fausthandschuhen konnte sie es nicht aus der Tasche ziehen, also zog sie schnell einen Handschuh aus und nahm es in die klammen Finger. Sie schloss die Augen und flüsterte leise. Auch wenn jemand direkt neben ihr gestanden hätte, wäre es für ihn kaum verständlich gewesen. Die Worte wurden vom Wind fast weggeblasen. »Das ist für dich, Vater. Siehst du das Wetter? Wir erreichen die nächste Stufe.«
Sie lächelte, klappte das ovale Glas auf, hinter dem sich das Bild des Verstorbenen befand und steckte das Amulett dahinter. Dann wandte sich die junge Frau wortlos um und verließ den Friedhof. Ihr schon sehr dicker Bauch war warm unter der Felljacke verborgen. In zwei Wochen würden die Kinder zur Welt kommen. Und als Almut die Straße zu ihrem Elternhaus erreichte, war das Grab des Alois Fischer wieder dicht mit Schneeflocken bedeckt.
Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen …
Aus: Rainer Maria Rilke »1. Duineser Elegie«
Ich danke diesen Menschen für ihr Vertrauen, ihre Geduld und ihre Großzügigkeit, mir Ihre Zeit, Erfahrung und Wissen zukommen zu lassen:
Bastian Schlück, Reinhard Rohn, Catrin Beissner, Tarek Avi, Dr. Gerold Breitenweg, Helmut Bastuck, deutscher Fallschirmspringerverband, Oberleutnant Stefan Wigmann, Dr. T. Freude, Klinikum Rechts der Isar, Hauptkommissar Jens Knüpper, Dr. Anja Vogelsang, Professor Dr. Steinbach, Deutsche Syrischer Verein München, Anouar Brahem, Latif, Anke Greifeneder, Professor Dr. Vogel, Frigga Döscher, Stefan Altenburg, Dr. Sebastian Lau.
Besonders bedanken möchte ich mich bei Georg M. Hafner und Esther Schapira, deren Buch »Die Akte Alois Brunner« für mich eine wichtige Inspiration war.
Informationen zum Buch
Mystik, Macht und Terror
Jan, ein deutscher Arzt, möchte eigentlich nur den Tod seines Sohnes vergessen, deshalb reist er nach Damaskus. Doch kaum hat er eine alte Kreuzfahrerburg besichtigt, gerät er in eine Schießerei. Und als er einem jungen Araber hilft und ein Tagebuch an sich nimmt, steckt er mitten in einer Verschwörung. Gewisse Mächte wollen den ganzen Nahen Osten erschüttern – im Namen der Dämonin Lilith, einer sagenumwobenen, todbringenden Gestalt.
Packend und überaus szenisch erzählt – die Jagd nach einer geheimen Schrift.
Informationen zum Autor
MARTIN CALSOW wuchs am Rande des Teutoburger Waldes auf. Nach seinem Zeitungsvolontariat arbeitete er bei verschiedenen deutschen TV-Sendern in Köln, Berlin und München. Ein langer Aufenthalt im Nahen Osten führte ihn schließlich zum Schreiben. Er lebt heute mit seiner Frau am Tegernsee.
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