Der Lilith Code - Thriller
rechts fuhr. Die Frauen wurden brutal nach links geschleudert. »Komm nach vorn, ich brauch dich hier«, rief der Schotte.
Faruk kletterte nach vorn, was eine akrobatische Leistung angesichts der schnellen und vor allem holprigen Fahrt war. Spätestens am Ortsausgang würden die Soldaten auf sie treffen. Sie konnten nur hoffen, dass sie mit ihrem Wagen schneller den UN-Checkpoint, der jetzt etwa 1000 Meter vor ihnen lag, erreichen würden. Links lagen Wiesen und mehrere gesprengte Häuser. Regina griff nach der Schrotflinte, drehte die Fensterscheibe herunter und sah noch einmal über den Rücksitz zu Fischer. Der Alte lagzusammengekauert, aber lächelnd unter ihr. »Das machen Sie prächtig, Werteste«, rief er. Sie griff nach einer Tasche mit verschiedenen Waffen, die Alistair mitgebracht hatte, und ließ sie kurz gegen das Gesicht des Alten schlagen. Dann gab sie Faruk eine UZI nach vorn.
Noch 600 Meter. Sie konnten den Posten mit seinen weißen Hütten, den Betonsperren und der blauen Flagge schon deutlich sehen. Es könnte klappen.
Alistair konnte nicht Vollgas geben, da immer wieder größere Eisenstücke und Betonteile auf der Straße lagen. Widerwillig hatte Faruk die israelische Maschinenpistole durchgeladen, als aus einer Seitenstraße rechts in voller Fahrt ein Suzuki Pick-up heranraste, auf der Ladefläche ein Soldat hinter einem Maschinengewehr, das auf einer Lafette montiert war. In letzter Sekunde konnten sie nach links ausweichen. Die erste Salve durchschlug die letzten Seitenfenster. Dann war der Pick-up auf ihrer Höhe. Regina sah den Soldaten, wie er den großen Abzugshebel des Maschinengewehrs noch einmal durchlud.
»Knall ihn ab!«, schrie der Schotte von vorn, doch sie wollte ihn nicht töten. Also lehnte sie sich aus dem Fenster und schoss auf den linken Vorderreifen. Die Ladung Schrot durchsiebte die Felge und zerfetzte das Gummi. Die Wirkung war erstaunlich. Sofort schwenkte der Suzuki nach links, prallte gegen den Land Rover und wurde langsamer.
Ein zweiter Pick-up fuhr an dem ersten vorbei, schloss schnell auf. 150 Meter vor ihnen lag der Checkpoint, die Straße stieg an. Links weidete seelenruhig ein mageres Pferd auf einer Wiese. Am UN-Posten wurde man unruhig. Dort hatten sie die Verfolgung schon von weitem gesehen, doch statt die Barriere beiseitezuschieben, schob sich ein weißer Schützenpanzer langsam in die Gasse zum Posten vor. Alistair fluchte laut. Immer näher kam der zweite Pick-up. Auch er hatte ein MG auf der Ladefläche, aus dem die Soldaten zu feuern begannen.
Alistair schwenkte den Wagen auf der Straße von linksnach rechts. Dennoch kamen die Soldaten immer näher, Regina sah nach hinten und konnte schon die Gesichter der Männer erkennen. Sie biss sich auf die Lippen. Schießen hatte keinen Sinn, sie müsste sich aus dem Auto lehnen und wäre ein zu leichtes Opfer des MGs. In der nächsten Sekunde würde die nächste Garbe das Auto treffen. Sie sah in das verzerrte Gesicht des Schützen auf der Ladefläche, als sie trotz des Lärms ein sehr lautes Zischen irgendwo oberhalb von ihr wahrnahm.
Jan saß auf einer Bank unter einem Eukalyptusbaum und genoss die Ruhe. Die Konferenz hatte begonnen. Elijah, so hatte Lea ihm berichtet, würde sich um die Heimkehr Reginas kümmern. Er solle sich da keine Sorgen machen. Sobald es dämmerte, würden sie über die Grenze irgendwo hier kommen. Sie seien nicht die Ersten, die so herüberkämen. Warten war zwar nicht seine größte Stärke, aber seine Hilfe wurde jetzt nicht benötigt. Ephraim hatte vor den Teilnehmern mit der Präsentation des Fundstücks begonnen. Jan war aus der Turnhalle geschlichen, hatte sich eine Flasche Wasser beim Catering, das sich unter einem Zelt befand, genommen und sich in den Schatten des Baumes gesetzt.
Lea kam auch aus der Tür. Sie hob den rechten Daumen und lächelte. Im nächsten Moment war ein seltsames Zischen zu hören. Auf der israelischen Seite ertönten Sirenen, und plötzlich schrien die Wachposten auf den Türmen. Lea und er schauten gleichzeitig in den strahlendblauen Himmel.
Katjuscha-Raketen gehören zum klassischen Waffenarsenal der Araber des Nahen Ostens wie die UZI oder der Merkava Panzer zu den Israelis. Jahrelang schossen Hisbollah-Kämpfer vom Südlibanon die Katjuschas nach Nordisrael. In manchen Jahren schlugen bis zu 6000 Raketen in die Felder und Städte des Landes ein. Nachdem Feldzüge gegen die höchst mobilen Kräfte nicht erfolgreich waren, entschloss sich
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