Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Plaetzchen unter dem Mistelzweig

Titel: Plaetzchen unter dem Mistelzweig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Clements
Vom Netzwerk:
Kapitel 1
    Samstag, 23. Dezember, 16:15 Uhr
    »Ich möchte Sie alle ganz herzlich zum diesjährigen Weihnachtsbackwettbewerb Willkommen heißen !«, verkündete Diana stolz und hielt das Mikrofon fest umklammert, während sie den Blick über die erwartungsvolle Menschenmenge vor ihr schweifen ließ. Das platinblonde Haar war zu einem ordentlichen Bauernzopf geflochten, und sie hatte sich zur Feier des Tages die Lippen leuchtend rot geschminkt.
    Rachel Murray musterte den Weihnachtsschmuck. Vorn in der Halle stand ein langer, mit einer goldenen Decke bedeckter Tisch, der sich unter der Last der Teilnehmerbeiträge des Backwettbewerbs zu biegen schien – hohe Sahnetorten, Lebkuchen, bunte Macarons, essbare Weihnachtskränze und zahlreiche andere, köstlich aussehende Leckereien. Daneben stand Diana: Rachels imponierende Nachbarin und Vorstand des Frauenkomitees von Skipley.
    »Ich bin hocherfreut, heute als Jurorin hier sein zu dürfen«, fuhr Diana fort. »Neben einem Mann, den ich Ihnen sicherlich nicht vorstellen muss. Bitte begrüßen Sie mit mir – Joe Carmichael aus der Fernsehserie Bake or Be Beaten !« Sie trat einen Schritt zurück und drückte ihm das Mikro in die Hand.
    »Na, der ist aber nicht von schlechten Eltern«, flüsterte eine ältere Dame neben Rachel anerkennend, stupste sie an und kicherte kess.
    Rachel lächelte. »Zu klein für mich – er gehört Ihnen«, entgegnete sie leise.
    Joe Carmichael strich sich über das glänzende schwarze Haar, lächelte vielsagend und trat vor.
    »Danke, vielen Dank, Diana«, erwiderte er und zwinkerte seiner Jurorenkollegin zu. »Nun, ich bin absolut entzückt, heute hier bei Ihnen in den bezaubernden Yorkshire Dales zu sein, und freue mich darauf, die eingereichten Backwerke zu probieren. Rein optisch jedenfalls steht uns ein Festmahl bevor !«
    Joe deutete auf den Tisch, woraufhin Rachel tief durchatmete, um ihre flatternden Nerven zu beruhigen. In der Luft des Gemeindesaals hingen sämtliche Weihnachtsdüfte – Ingwer, verschiedene Gewürze und Zimt vermischten sich mit dem Kieferduft des mit Lichterketten geschmückten Weihnachtsbaums. Normalerweise würde sie das Ereignis völlig entspannt genießen, doch in diesem Jahr war alles anders – denn dort, mitten auf dem Tisch, stand das Lebkuchenhaus, das sie gebacken hatte. Ihr allererster Beitrag, und der würde gleich bewertet werden.
    Rachel drehte sich zu ihrer Teenager-Tochter um. »Das Lebkuchenhaus sieht doch ganz gut aus, oder, Milly ?«, flüsterte sie.
    »Ja, es sieht toll aus«, versicherte Milly und drückte ihr mit leuchtenden, haselnussbraunen Augen beruhigend die Hand. »So gut wie alles in diesen Backsendungen, schätze ich. Nicht wahr, Grandma ?«
    »Oh ja !« Bea, Rachels Schwiegermutter, lächelte ihr zu. »Ich hätte dir allerdings nicht mein Lieblingsrezept gegeben, wenn ich gewusst hätte, dass du mich so auszustechen versuchst …«
    Rachel musste lachen, und ihre Anspannung lockerte sich ein wenig.
    Als Diana und Joe gemeinsam vortraten, um die Beiträge unter die Lupe zu nehmen, wurde es im Gemeindesaal – in dem bis vor wenigen Sekunden noch ein reger Betrieb geherrscht hatte – plötzlich mucksmäuschenstill. Rachel schaute sich um und entdeckte Katie Jones, die junge Besitzerin der Konditorei im Dorf. Sie stand hinten in der Zuschauermenge und fuhr sich nervös durch das dunkle Haar, kaute auf ihrer Lippe herum und versuchte alles, um an den großen Leuten vor ihr vorbeischauen zu können. Rachel winkte ihr zu, doch Katie starrte so konzentriert auf die Bühne, dass sie Rachel nicht sah.
    »Unser erster Teilnehmerbeitrag«, stellte Joe Carmichael fest. »Und klassischer geht es kaum – Mince Pie.« Er biss von dem süßen Weihnachtsgebäck ab und nickte anerkennend. »An Weihnachten führt kein Weg an diesem Gebäck vorbei, und die Preiselbeeren verleihen dem Ganzen das gewisse Etwas. Die Füllung besitzt eine hervorragende Konsistenz«, fuhr er fort.
    »Sehr schmackhaft«, fügte Diana zögernd hinzu, »aber ich muss gestehen, dass ich das traditionelle Rezept bevorzuge.«
    Noch nie hatte Rachel irgendwo etwas gewonnen, doch nach Dianas Bemerkung hegte sie eine leise Hoffnung. Wenn die Juroren Freunde der traditionellen Backkunst waren, hatte ihr Lebkuchenhaus dann vielleicht eine kleine Chance ?
    »Der Blätterteig zergeht geradezu auf der Zunge«, schwärmte Joe, der immer noch auf seinem Bissen herumkaute.
    »Ja. Aber das hier sieht ebenfalls fabelhaft aus«, befand Diana

Weitere Kostenlose Bücher