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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Mittwoch, der fünfundzwanzigste Oktober 1989. Ich war vier oder fünf«, sagte sie, um seine Frage zu beantworten, als sie sich wieder setzte. »Ich weiß es nicht genau. Als meine Mutter nicht zurückkam, um mich abzuholen, stellte man fest, dass die Papiere, die sie für die Tagesstätte ausgefüllt hatte, alle falsch waren. Die Adresse, der Name, alles, was darauf stand. Sie nahmen daher an, dass auch mein Geburtsdatum ein falsches war.« Danni sah sich die Zeitungsanzeige noch einmal an. »Wenn das hier stimmt, dann war ich damals fünf.«
    »Am fünfundzwanzigsten Oktober«, wiederholte Sean versonnen. Konnte dieses Datum in irgendeiner Weise von Bedeutung sein?
    »Ich weiß nicht, warum sie gerade diesen Tag aussuchte«, sagte Danni, die offenbar erraten hatte, was er dachte. »Falls sie einen Grund hatte, haben zwanzig Jahre des Nachdenkens darüber ihr Verhalten nicht verständlicher für mich gemacht. Wann verschwand sie aus Irland?«
    »Etwa drei Wochen vorher.«
    »Drei Wochen? Und was hat sie dann in all der Zeit gemacht?«
    Sean schüttelte den Kopf, als er ihren Zorn und ihre Verbitterung darüber spürte, dass ein so schmerzliches Ereignis sich in einer so willkürlichen Zeitspanne zugetragen haben sollte. Am liebsten hätte er Dannis Hand berührt und sie getröstet, doch das wäre eine Art von Heuchelei, zu der er sich nicht durchringen konnte.
    »Ich weiß sogar noch weniger als Sie«, erwiderte er daher. »Ich dachte, Sie könnten mir das beantworten ... Sie und Ihr Bruder«, setzte er leise, wie für sich selbst, hinzu.
    In ihren Augen glitzerten Tränen, und sie senkte schnell die Lider, um sie vor ihm zu verbergen. »Ich wusste nicht mal mehr, dass ich einen Bruder hatte«, erwiderte sie leise. »Ich glaube, als ich noch klein war, habe ich viel über ihn gesprochen. Aber alle nahmen an, ich hätte ihn nur erfunden, und nach einer Weile dachte ich dann wahrscheinlich auch, sie hätten recht.«
    Verdammt! Wo war Rory? Was hatte Fia mit Dannis Bruder gemacht? Hatten beide Kinder die Reise nach Amerika mit ihr angetreten? Oder hatte Rory es nicht lebend aus Irland herausgeschafft? Hatten sie ihn zuerst erwischt?
    »Wie können Sie sich so sicher sein?«, fragte Danni plötzlich. »Was macht Sie so sicher, dass diese Frau hier meine Mutter ist? Dass diese Menschen meine Angehörigen sind?«
    »Abgesehen von der Ähnlichkeit?«
    »Die könnte auch Zufall sein.«
    Der Einwand war von ihr durchaus ernst gemeint, und dennoch glaubte sie es nicht. Das konnte Sean an ihrem Tonfall hören, der zwischen Sehnsucht und Verletztheit schwankte. Da war viel Rätselhaftes und Düsteres an seiner Geschichte - und zu viel des Gleichen auch an ihrer -, als dass sie über die Nachricht einer plötzlich wieder aufgetauchten verlorenen Familie erfreut sein könnte. Aber er konnte die Sehnsucht in ihr spüren und wusste instinktiv, dass sie ihr Leben lang auf jemanden gewartet hatte, der zu ihrer Tür hereinkam und ihr sagte, dass sie nicht allein war.
    »Es ist kein Zufall, Danni«, zwang er sich, trotz seines schlechten Gewissens zu erwidern. »Was ich sage, ist die Wahrheit. Haben Sie nicht ein Muttermal hier?«
    Er nahm ihre linke Hand und drehte sie, während er sanft ihren Pulloverärmel hinaufschob, um die helle Haut auf der anderen Seite freizulegen. Dort, direkt unter ihrer Armbeuge, war das pinkfarbene, wie eine Rose geformte kleine Muster, das er suchte. Seine Großmutter hatte ihm versichert, dass es dort sein würde, aber ein Teil von ihm hatte daran gezweifelt. Weil er ein Dummkopf war, wie sich mal wieder zeigte.
    Als Danni den Kopf senkte und das Muttermal ansah, schien der angenehme, saubere Duft ihres Haares ihn mit einer unvorhergesehenen, intimen Wärme zu umhüllen. Und als er mit dem Daumen über das kleine Geburtsmal strich, schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass ihre Haut sich wie heiße Seide anfühlte. Sie zuckte ein bisschen zusammen, als wäre auch ihr das Elektrisierende der Berührung nicht entgangen. Und da beide sich über ihren Arm beugten, waren ihre Gesichter sich plötzlich ganz nah.
    »Es ist ein Familienmerkmal«, murmelte er, während er ihr tief in die Augen schaute. Sie erwiderte den Blick, zögernd nur und sich der elektrisierenden Energie zwischen ihnen anscheinend ebenso bewusst wie er.
    Ein jäher Wunsch erfasste ihn, sich noch weiter vorzubeugen, seinen Mund auf den aufgeregt flatternden Puls an ihrem Hals zu drücken und seine Hände unter den blauen Pullover und

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